Chersonesus
(Chersonesos, griech., »Halbinsel«),
im
Altertum besondere Benennung mehrerer
Halbinseln. Chersonesus
Cimbrica, bei
den
Römern
Name der Jütischen
Halbinsel, weil dieselbe bis gegen Ende des 2. Jahrh.
v. Chr. von den
Cimbern bewohnt war. - Chersonesus
Heraclea,
Vorgebirge auf der Westseite der jetzigen
Krim,
[* 2] nahe bei
Sebastopol.
[* 3] Von den bithynischen Herakleoten wurde
dort im 5. Jahrh. eine Stadt Chersonesus
(oder Herakleia) gegründet, welche aber um
Christi
Geburt bereits verfallen war. Eine unweit östlich davon erbaute neue Stadt Chersonesus
war lange Zeit reich und
mächtig; ihr Gebiet war durch eine vom
Hafen von
Balaklawa nördlich laufende
Mauer gegen die Taurier geschützt.
Später war sie eine Grenzstadt des byzantinischen Reichs und öfters Verbannungsort für Vornehme. Im Mittelalter diente die Stadt noch den Genuesen als Handelsplatz, und 1578 standen noch die Mauern und ansehnlichen Türme derselben; Bauart und Umfang zeugten von früherer außerordentlicher Pracht. Zu Grunde ging sie durch die Zerstörung der Litauer und Russen im 14. Jahrh., und im 15. Jahrh. schleppten die Türken viele Architekturstücke zur Ausschmückung Stambuls weg. Pallas fand 1794 hier noch ansehnliche Trümmer, die später durch die Russen beim Bau Sebastopol vernichtet worden sind.
Vgl. Becker, Die Herakleotische Halbinsel in archäologischer Beziehung (Leipz. 1856). -
Chersonesus
Taurica oder Scythica hieß bei den Alten die jetzige
Krim. Sie war durch eine sehr schmale
Landenge (von
Perekop) mit
dem
Lande der nomadischen
Skythen verbunden, welche die nördliche Steppenhälfte der Chersonesus
(deshalb »Klein-Skythien«
genannt) innehatten. Die
Halbinsel war der Hauptsitz des alten Bergvolkes der Taurier, welche, vielleicht
Reste der vorhistorischen
Kimmerier, sich seit der
Einwanderung der
Skythen auf die südlichsten
Berge zogen und als furchtbare
Seeräuber die schiffbrüchigen
Ausländer an dem
Vorgebirge Parthenium (südlich vom heutigen
Sebastopol) ihrer
Artemis
[* 4] opferten.
Aus der Vermischung der eingedrungene
Skythen und Taurier
entstanden die Tauroskythen. Die
Küsten waren
meist von Griechen besetzt (Herakleia, Theudosia,
Pantikapäon). Die
Halbinsel war bevölkerte und fleißiger angebaut, als
jetzt die
Krim ist, und hatte einen großen Getreidereichtum. In großer Zahl fanden sich hier kleine
Pferde
[* 5] vor. Eine Hauptquelle
des Wohlstandes war, wie noch heutzutage, der reiche
Ertrag der
Salzseen und der
Fischerei.
[* 6] - Chersonesus
Thracica,
vorzugsweise
Chersones genannt, die langgestreckte, schmale, gegen
SW. gerichtete
Landzunge zwischen dem
Thrakischen
Meer und
dem
Hellespont (jetzt
Halbinsel der
Dardanellen oder von
Gallipoli).
Eine lange
Mauer, welche nördlich von
Kardia am
Meerbusen
Melas begann und an der
Propontis bei Paktyä endete, schützte die
Halbinsel von der Landseite vor den
Angriffen der Thraker.
Städte, die meist von Fischfang und
Handel lebten, waren:
Kardia,
Kalliupolis,
Sestos etc. Die
Halbinsel war ursprünglich von thrakischen Dolonkern bewohnt, welche schon frühzeitig mit griechischen
Ansiedlern verschmolzen. Der ältere
Miltiades gründete dort Mitte des 6. Jahrh.
v. Chr. ein griechisch-thrakisches
Fürstentum.
In die
Gewalt der
Perser gekommen, gehörte sie nach deren Verdrängung bald den Athenern, bald den Spartanern, dann den Makedoniern.
Nach Besiegung
Antiochos' d. Gr. geriet sie unter die Herrschaft der
Römer.
[* 7] - Chersonesus
aurea (»goldene
Halbinsel«),
die jetzige Halbinsel Malakka in Hinterindien. [* 8]