Chénedollé
(spr. schähndolleh), Charles Lioult de, franz. Dichter, geb. zu Vire in der Normandie, wanderte 1791 aus, machte zwei Feldzüge im Emigrantenheer mit, ging dann nach Holland, Deutschland [* 2] und der Schweiz, [* 3] kehrte 1799 nach Paris [* 4] zurück, wurde 1812 zum Inspektor der Akademie von Caen, 1830 zum Generalinspektor des Unterrichts ernannt und starb Mit seinem weichen, enthusiastischen Herzen strebte er nur danach, die Natur zu besingen, wie Rousseau und Bernandin de Saint-Pierre; erst nach der Begegnung mit Rivarol, den er während eines Hamburger Aufenthalts (1795-97) kennen und bewundern lernte, wagte er sich auch an höhere Aufgaben und unternahm nun sein großes Gedicht »Génie de l'homme« (1807 u. öfter), ein Thema, woran sich schon Voltaire, Lebrun und Fontanes vergeblich versucht hatten, gewann aber nicht den Beifall des Publikums.
Großen Einfluß auf ihn haben auch Klopstock, Frau v. Staël und Chateaubriand gehabt. Sein bestes Werk sind seine »Études poétiques« (1820),
in denen sich an vielen Stellen wahre Lyrik, natürliches Gefühl und schöne Verse finden, und deren moderne Anklänge ihn zum Vorgänger der romantischen Schule machen. Außerdem veröffentlichte er: »Ésprit de Rivarol« (1808) und mit Fayolle die Gesamtwerke Rivarols (1808, 4 Bde.).
Vgl.
Sainte-Beuve in der
»Revue des
Deux
Mondes«, Juni 1849; Helland,
Étude biographique et littéraire sur Chénedollé
(Par. 1857).