Chemische
Zeichen (Chemische Symbole). Die früher in der Chemie und Pharmacie, besonders für die Metalle gebräuchlichen Zeichen, die teils aus der Alchimie, teils aus der Astrologie entlehnt waren, und von denen ^[img] (Sol) für Gold, ^[img] (Luna) für Silber, ^[img] (Venus) für Kupfer, ^[img] (Mars) für Eisen, ^[img] (Mercurius) für Quecksilber, ♄ (Saturnus) für Blei, ^[img] (Jupiter) für Zinn, sowie ^[img] für Salz, ^[img] für Salpeter, ^[img] für Wasser, ^[img] für Feuer, ^[img] für Erde, ^[img] für Sublimieren, ^[img] für Präcipitieren, ^[img] für Destillieren am häufigsten vorkamen, sind in neuerer Zeit gänzlich außer Gebrauch gekommen.
Dafür hat die neuere Chemie besondere Symbole für die chem. Elemente eingeführt und als solche die Anfangsbuchstaben der sog. Generalnamen, d. h. der lat. oder griech. Namen der Elemente, gewählt. Fangen mehrere Elemente mit demselben Buchstaben an, so fügt man zu ihrer Unterscheidung noch einen zweiten für den Namen charakteristischen Buchstaben hinzu, z. B. Ca für Calcium, Cl für Chlor, C (allein) für Carboneum (s. Chemische Elemente). Diese Elementarsymbole drücken indessen nicht nur die Art des Elementes, die Qualität, sondern gleichzeitig ein Atom, demnach die Atomgewichtsmenge, also eine bestimmte Quantität, aus. So bedeutet z. B. H ein Atom, d. h. ein Gewichtsteil Wasserstoff oder Hydrogenium; O ein Atom = 16 Gewichtsteile Sauerstoff oder Oxygenium u.s.w.
Die Elementarsymbole eignen sich in dieser Form vortrefflich für kurze Bezeichnung der Zusammensetzungsverhältnisse und der Molekulargröße chem. Verbindungen. Die Symbole der letztern, die Chemischen Formeln (s. d.), werden nämlich durch Zusammenstellung der Elementarsymbole gewonnen, wobei gewöhnlich das Zeichen jedes in der Anzahl von mehrern Atomen im Moleküle vorhandenen Elements nur einmal geschrieben und die Atomanzahl durch Beifügung der betreffenden Ziffer rechts unterhalb (oder wohl auch oberhalb) des Atomsymbols ausgedrückt wird.
So hat z. B. die Salzsäure die Formel HCl, d. h. ein Molekül besteht aus
1 Atom Wasserstoff H | = 1 Gewichtsteil |
1 " Chlor Cl | = 35.5 " |
1 Molekül HCl: | = 36,5 Gewichtsteilen. |
H2O bedeutet 1 Molekül Wasser, bestehend aus
2 Atomen Wasserstoff H2 | = 2 Gewichtsteilen |
1 Atom Sauerstoff O | = 16 " |
H2O Molekulargewicht | = 18 Gewichtsteilen. |
Durch die chem. Formeln lassen sich auch alle chem. Prozesse nach Art und Quantität ihrer Ingredienzien und Produkte veranschaulichen. Es geschieht dies in Form chemischer Gleichungen, deren linke Seite die durch das Additionszeichen miteinander verbundenen Molekularformeln der aufeinander einwirkenden Ingredienzien, deren rechte ebenso die der gebildeten Produkte enthält. So bedeutet z. B. die chem. Gleichung:
HgCl2 + CaJ2 = HgJ2 + CaCl2,
daß 1 Molekül Chlorquecksilber, bestebend aus:
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
0146a
0146b
mehr
1 Atom Quecksilber Hg = 200 Gewichtsteilen
+2 Atomen Chlor Cl2 = 71 "
also in der Menge von 271 Gewichtsteilen sich mit 1 Molekül Jodcalcium, bestehend aus:
1 Atom Calcium Ca = 40 Gewichtsteilen
+2 Atomen Jod J2 = 254"
also in der Menge von 294 Gewichtsteilen umsetzen und dadurch bilden:
1 Molekül Jodquecksilber, bestehend aus:
1 Atom Quecksilber = 200 Gewichtsteilen
+2 Atomen Jod = 254 "
also in der Menge von 454 Gewichtsteilen und 1 Molekül Chlorcalcium, bestehend aus:
1 Atom Calcium = 40 Gewichtsteilen
+2 Atomen Chlor = 71"
demnach in der Menge von 111 Gewichtsteilen.
Treten in einem chem. Prozesse unter den Ingredienzien oder Produkten mehrere Moleküle auf, so wird der Formel der betreffenden Verbindung auf der Zeile die betreffende Ziffer vorgesetzt. Die multiplizierende Wirkung dieser auf der Zeile stehenden Ziffern erstreckt sich nach rechts hin bis zum nächsten algebraischen Zeichen. So heißt z. B.
2 HCl + Fe = FeCl2 + H2:
2 Moleküle Chlorwasserstoff liefern mit 1 Atom Eisen: 1 Molekül Eisenchlorür und 2 Atome Wasserstoff.
Soll dagegen die Multiplikation einer ganzen Formelsumme ausgeführt werden, so schließt man dieselbe in Klammern ein und setzt den multiplizierenden Faktor entweder auf die Zeile vor den Ausdruck, oder unter (bez. über) die Zeile dahinter. So bedeutet z. B. die Gleichung
4[FeSO4 + 7 H2O] + O2 + 2 H2O = 2 [Fe2(SO4)2(OH)2 + 14 H2O],
daß 4 Moleküle Eisenvitriol (FeSO4 + 7 H2O) mit 1 Molekül Sauerstoff und 2 Molekülen Wasser sich zu 2 Molekülen des 14 Moleküle Wasser enthaltenden basiscben Ferrisulfats verbinden können.