Chemische
Wage
[* 3] (Präcisionswage
), eine zweiarmige Wage
, die durch genaue zweckmäßige Konstruktion und sorgfältige
Ausführung Wägungen von solcher Feinheit gestattet, wie sie für chem.
Analysen erforderlich ist, d. h. die Wage
muß bei
einer Belastung von höchstens 200-300
g ein Übergewicht von einem Bruchteil eines Milligramms noch mit
Sicherheit erkennen lassen. Solche
[* 4] Chemische Wage
sind zum Schutz immer in einem Glaskasten aufgestellt. Um die
nötige Empfindlichkeit der Wage
zu erreichen, baute man deren
Balken möglichst lang und leicht. Derselbe ist daher nicht
massiv, sondern durchbrochen
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
mehr
(s. nachstehende
[* 5]
Figur), damit er bei möglichst geringem Gewicht doch die
nötige Stärke
[* 6] besitze. Die mittlere aus Stahl verfertigte Schneide ruht auf einer Unterlage von Achat,
[* 7] von der sie der Schonung
wegen, durch Drehung am untern Knopf a, abgehoben wird, solange die Wage
nicht gebraucht wird. Der eine Wagearm
ist
von der mittlern Schneide an bis zum Aufhängepunkt der entsprechenden Wagschale in zehn gleiche Teile geteilt, die, von der
Mitte an gezählt, mit 1, 2, 3 u. s. w. bezeichnet sind.
Wird ein aus Draht [* 8] gebogenes Häkchen (Reiter), das 1 Centigramm schwer ist, in den Punkten 1, 2, 3 u. s. w. aufgehängt, so hat es dieselbe Wirkung, als ob man ein Gewicht von 1, 2, 3 u. s. w. Milligramm in die Wagschale der gleichen Seite gelegt hätte. Das Häkchen kann durch den nach außen gehenden Stab b [* 9] verschoben werden. Diese von Berzelius erdachte Wägmethode gestattet mittels zehnfach größerer, nicht so leicht verwerfbarer und besser herstellbarer Gewichtchen kleinere und dennoch genaue Wägungen zu machen.
[* 5] ^[Abb.]
Eine Wage
ist auch um so empfindlicher, je näher der Schwerpunkt
[* 10] des Wage
balkens unter dem mittlern Drehpunkt liegt. Um nun
die Lage dieses Schwerpunktes regulieren zu können, ist in der vertikalen Mittellinie der mittlern Schneide eine feine Schraubenspindel
angebracht, mittels deren man ein kleines Metallgewicht c nach Belieben höher oder tiefer stellen kann.
Ferner befindet sich in der Mitte des Wage
balkens ein meist nach unten gerichteter Zeiger zur Erleichterung der Beobachtung
des Ausschlags.
Seit man sich gewöhnt hat, nicht die ruhige Einstellung der Wage
abzuwarten, sondern das Übergewicht nach den
ungleichen Ausschlägen rechts und links zu beurteilen, also durch Schwingungen zu wägen, ist es der Zeitersparnis wegen
wichtig, rascher schwingende Wagen
zu haben. Man baut deshalb nach dem Vorgang von Bunge die Wage
balken kürzer als früher.
An einer gut zur Wägung hergerichteten (justierten) Wage
muß sich der unbelastete Wage
balken horizontal
einstellen. Man wählt die Wagschalen von gleichem Gewicht, das durch die unveränderte Lage der Wage
balken bei Vertauschung
der Schalen nachgewiesen wird, um von einer zufälligen Vertauschung der Schalen unabhängig zu sein. Stört gleiche Belastung
der Wagschalen das Gleichgewicht
[* 11] nicht, so sind beide Arme der Wage
gleich lang, was zur richtigen Wägung
notwendig ist.
Hängt man die eine Wagschale kürzer auf und bringt unter derselben ein Häkchen an, um Körper, z. B. Glastropfen an feinen Platindrähten daran zu hängen, so kann man den Gewichtsverlust dieser Körper beim Eintauchen in Flüssigkeiten bestimmen und so diese hydrostatische Wage zur Ermittelung des specifischen Gewichts verwenden. (S. Auftrieb.) [* 12]