Chemische
Formeln, s. Formeln. ^[= (lat. formula), für besondere Fälle entweder ausdrücklich vorgeschriebene oder durch den ...]
Chemische Formeln
145 Wörter, 1'164 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Chemische
Formeln, s. Formeln. ^[= (lat. formula), für besondere Fälle entweder ausdrücklich vorgeschriebene oder durch den ...]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Chemische
[* 4] Formeln
, die unter Benutzung der Chemischen Zeichen (s. d.) hergestellten Symbole der chem. Verbindungen, durch
die nicht nur die qualitativen, sondern auch die quantitativen Zusammensetzungsverhältnisse der letztern ausgedrückt werden.
Handelt es sich dabei um nichts weiter, so heißen die Chemische Formeln
empirische Formeln; empirische Molekularformeln aber dann, wenn
sie die Zusammensetzungsverhältnisse der bekannten Molekulareinheit der Verbindung angeben.
So bedeutet die empirische Molekularformel des Wassers: H2O, daß ein Molekül Wasser eine Verbindung von 1 Atom (16 Gewichtsteilen) Sauerstoff mit 2 Atomen (2 Gewichtsteilen) Wasserstoff ist und demnach 18 Gewichtsteile darstellt.
Von den empirischen Molekularformeln werden die rationellen Formeln
oder Konstitutionsformeln unterschieden.
Diese sollen, außer der qualitativen und quantitativen Zusammensetzung auch noch die chem. Konstitution,
d. h. die Gruppierungsweise der Elementaratome, wie sie sich in dem Ablaufe chem. Veränderungen zeigt, ausdrücken. Für die
Umsetzung des Weingeistes z. B., dessen empirische Molekularformel C2H6O ist, mit Salzsäure
(lat. formula), für besondere Fälle entweder ausdrücklich vorgeschriebene oder durch
den Gebrauch eingeführte Worte, Redensarten oder Wendungen, z. B. Gebets-, Rechtsformeln.
In der Mathematik versteht man darunter
jede Verbindung algebraischer Zeichen. Eigentliche Formeln
datieren demzufolge erst seit der Anwendung von Buchstaben zur Bezeichnung
von Zahlen.
Chemische Formeln, zur Veranschaulichung der chemischen
Prozesse, heißen die eigentümlichen Zeichen und
Symbole, welche die chemische
Zusammensetzung einer Verbindung sowohl in Bezug auf die in ihr enthaltenen Elemente als auch in
Bezug auf die Anzahl der in ihr enthaltenen Atome ausdrücken. Im allgemeinen wird jedes Element mit dem ersten Buchstaben seines
lateinischen Namens bezeichnet: Schwefel (Sulfur) S;
Stickstoff (Nitrogenium) N;
Kohlenstoff (Carboneum) C;
Wasserstoff (Hydrogenium) H;
Sauerstoff (Oxygenium) O etc. Da aber die Namen mehrerer Elemente mit demselben Buchstaben anfangen, so muß man häufig noch einen zweiten zu Hilfe nehmen: Baryum Ba, Beryllium Be, Chlor Cl, Chrom Cr, Cerium Ce, Calcium Ca, Kadmium Cd, Cäsium Cs etc. Will man in dieser Zeichensprache ausdrücken, daß zwei Elemente chemisch aufeinander einwirken, so stellt man zwischen beide ein + und schreibt das Produkt der Einwirkung hinter ein Gleichheitszeichen.
Der Satz: Schwefel (S) verbindet sich mit Quecksilber ¶
(Hg) zu Schwefelquecksilber wird also ausgedrückt Hg + S = HgS. Nun bezeichnen aber die Symbole nicht beliebige Mengen der betreffenden Substanzen, sondern stets 1 Atom. Die obige Gleichung sagt also: 1 Atom Quecksilber verbindet sich mit 1 Atom Schwefel zu 1 Molekül Schwefelquecksilber, und man erfährt, daß Schwefelquecksilber aus 1 Atom Schwefel und 1 Atom Quecksilber besteht. Da nun 1 Atom Quecksilber = 200 und 1 Atom Schwefel = 32, so sagt die Formel zugleich, daß sich 200 g Quecksilber mit 32 g Schwefel verbinden und 232 g Schwefelquecksilber geben, woraus dann auch die prozentische Zusammensetzung des letztern leicht zu berechnen ist.
Die Elemente verbinden sich bekanntlich in mehreren Verhältnissen, und um dies anzudeuten, bedient man sich kleiner Zahlen, welche man rechts unten an das Atomsymbol schreibt. SO3 bezeichnet also 1 Molekül einer Verbindung, die entstanden ist aus der Vereinigung von 1 Atom Schwefel mit 3 Atomen Sauerstoff. Nun ist das Atomgewicht des Schwefels 32, das des Sauerstoffs 16, und mithin ist das Molekulargewicht der Verbindung SO3 = 3×16 = 48 + 32 = 80. Die Formel bezeichnet also 80 Gewichtsteile jener Verbindung.
Handelt es sich bei einem chemischen
Prozeß um mehrere Moleküle einer Verbindung oder eines Elements, so
schreibt man eine große Zahl links vor die Formel. Fünf Moleküle der zuletzt genannten Verbindung schreibt man also 5SO3 ^[5
SO3], und man hat in dieser Menge 5 Atome Schwefel und 15 Atome Sauerstoff. Die Formel 2SbCl3 + 3H2S = Sb2S3 + 6HCl
^[2 SbCl3 + 3 H2S = Sb2S3 + 6 HCl] sagt, daß 2 Moleküle Antimonchlorid (SbCl3 )
und 3 Moleküle Schwefelwasserstoff (H2S ) 1 Molekül Schwefelantimon (Sb2S3 und 6 Moleküle
Chlorwasserstoff
[* 7] (HCl) geben. Ob die Formel richtig ist, zeigt sich, wenn man die Anzahl der Atome rechts und links von = zusammenzählt.
Die Formeln
leisten aber noch mehr.
Die empirische Formel des Essigäthers ist C4H8O2 . Aus gewissen Zersetzungen, welche der Essigäther erleidet, weiß man, daß in demselben nicht alle 4 Atome Kohlenstoff (C), alle 8 Atome Wasserstoff (H) und die 2 Atome Sauerstoff (O) in gleicher Weise miteinander verbunden sind, sondern vielmehr zwei Gruppen bilden, nämlich C2H3O2 und C2H5 . Der empirischen Formel C4H8O2 steht mithin die rationelle Formel C2H3O2.C2H5 ^[C2H3O2.
C2H5] gegenüber, welche einen Einblick in die Konstitution des Körpers gewährt und ihn von einem andern, dem gleichfalls die empirische F. ^[C4H8O2] zukommt, unterscheiden läßt. Ammoniak NH3 besteht aus 1 Atom Stickstoff und 3 Atomen Wasserstoff. Durch gewisse Prozesse kann man im Ammoniak 1 Atom Wasserstoff durch die Atomgruppe C2H5 ersetzen und erhält dann den Körper NH2.C2H5 ^[NH2. C2H5].
Wird ein zweites Atom Wasserstoff durch C2H5 ersetzt, so entsteht NH(C2H5)2 ^[NH(C2H5)2],
endlich N(C2H5)3 ^[N(C2H5)3]. Diese Formeln
sagen ohne weiteres, daß es sich um einen
ammoniakähnlichen Körper handelt, in welchem 1, 2 oder 3 Atome Wasserstoff durch Äthyl C2H5 vertreten
sind. Um nun einen chemischen
Prozeß auszudrücken, werden die Formeln
zu Gleichungen verbunden. Bringt man Schwefelquecksilber
mit Eisen
[* 8] in Berührung, so wird das Schwefelquecksilber zersetzt, es entstehen Schwefeleisen und metallisches
Quecksilber. Mit Hinzufügung der Atomgewichte ergibt dies folgende Gleichung:
200+32 56 56+32 200.
Man sieht hieraus, daß zur Zerlegung von 232 Teilen Schwefelquecksilber 56 Teile Eisen erforderlich sind und dabei 200 Teile Quecksilber erhalten werden. Über diese Rechnungen vgl. Stöchiometrie.