(spr. -schangtóng), Stadt im franz. DepartementIndre, ArrondissementChâteauroux, an der Creuse und der Orléansbahn,
mit einer Schloßruine und (1876) 5003 Einw., welche sich mit Tuchmanufaktur
und Thongewinnung beschäftigen. Argenton stammt aus keltischer Zeit und war im Mittelalter befestigt.
Hand,
[* 8] im deutschen Recht bei nicht standesmäßigen Ehen Bezeichnung für den nicht ebenbürtigen
Teil.
Für solche Ehen, welche ein Mitglied des hohen Adels mit einem Nichtmitglied desselben abschließt, also bei sogen.
Mißheiraten, gilt nämlich der Satz: »Das Kind folgt der ärgern Hand«, d. h. es teilt den Rang und Stand des dem hohen Adel angehörigen
Parens nicht und ist namentlich nicht successionsberechtigt. S. Ebenbürtigkeit.
Von hier wurde das Schiff an die ilische Küste verschlagen und von da nach der InselLemnos, wo die Frauen
ihre Männer wegen Untreue ermordet hatten und als Amazonen lebten. Sie gewährten den Fremden gastliche Aufnahme, und die Helden
würden in der Umarmung dieser WeiberKolchis vergessen haben, wenn nicht Herakles, der mit einigen Genossen
auf dem Schiff zurückgeblieben war, die Säumigen gemahnt hätte. Iason riß sich von Hypsipyle los und bestieg zuerst das
Schiff.
ThrakischeWinde
[* 15] trieben es in die Nähe der phrygischen Küste nach Kyzikos, wo die sechsarmigen Giganten und die friedlichen
Dolionen nebeneinander wohnten. Letztere nahmen die Argonauten gastlich auf und unterrichteten sie über den Weg,
den sie zu nehmen hätten. Inzwischen waren aber von der andern Seite der Insel die »Sechsarmigen« hervorgebrochen und hatten
den Hafen mit Felsblöcken gesperrt. Herakles, der auch diesmal nicht vom Schiff wich, erschoß ihrer viele mit Pfeilen, Gleiches
thaten seine zurückkehrenden Genossen.
Rasch wurden darauf die Anker
[* 16] gelichtet; aber in der Nacht trieb ein heftiger Sturm die Argonauten noch einmal dem
Lande der Dolionen zu, ohne daß sie es erkannten. Ebensowenig erkannten die Dolionen ihre Gastfreunde wieder. König
Kyzikos, der die Ankommenden für Räuber hielt, begann den Kampf und wurde von Iason mit dem Speer durchbohrt;
die Dolionen flohen. Am Morgen wurde der Irrtum offenbar. DreiTage lang trauerten Hellenen und Dolionen und stellten den Gefallenen
zu Ehren Trauerkampfspiele an. Iason errichtete zur Sühne der Rhea
[* 17] einen Altar
[* 18] nebst
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Bildsäule auf dem Berg Dindymos. Doch zürnte sie, und der Sturm hielt die Argonauten zwölf Tage zurück. Nach mühevoller Fahrt landeten
sie endlich zwischen der Propontis und dem SchwarzenMeer bei der Stadt Kios (später Prusias), wo sie von den Mysiern freundlich
empfangen wurden. Während die Genossen beim Mahl saßen, begab sich Herakles in den Wald, um sich ein neues
Ruder zu holen. Inzwischen war sein Liebling Hylas ausgegangen, um Wasser zu schöpfen, und wurde von den Nymphen in die Flut
hinabgezogen.
Polyphemos hörte seinen Hilferuf, fand ihn jedoch nicht mehr. Während er noch mit Herakles aus war, den Verlornen
zu suchen, segelten die Argonauten ab. Zu spät vermißten sie die tapfern Gefährten; nun erhob sich Streit darüber, ob sie die
beiden treulos verlassen sollten. Telamon drängte zürnend zur Rückkehr, aber der Meergott Glaukos mahnte zur Weiterfahrt.
Am andern Morgen landeten die Argonauten an einer Landzunge im Bebrykenland (Bithynien). Der König Amykos hatte
allen Fremden auferlegt, sich mit ihm im Faustkampf zu messen; verächtlich forderte er die Helden heraus, worauf Pollux ihn
tötete.
Dann aber entspann sich ein blutiger Kampf zwischen den Argonauten und den Bebryken, in welchem die letztern in die Flucht geschlagen
wurden. Die Helden warfen sich auf die Herden der Besiegten und machten reiche Beute. Weiter fahrend, wurden
sie an die thrakische Küste nach Salmydessos verschlagen, wo Phineus, weil er die von Apollon
[* 20] ihm verliehene Wahrsagergabe mißbrauchte,
mit Blindheit geschlagen, von den Harpyien
[* 21] gequält wurde, die ihm seine Speise raubten oder ungenießbar machten.
Den abgemagerten Greis retteten Zetes und Kalais, denen Zeus
[* 22] unermüdliche Fittiche verlieh. Sie hatten
die Ungeheuer erreicht, als Iris erschien und den großen Göttereid schwur, daß die Raubvögel
[* 23] Agenors Sohn nicht mehr beunruhigen
sollten. Dafür verkündete Phineus den Argonauten, was von ihrem Schicksal die Götter zu enthüllen gestatteten, und zeigte ihnen
den Weg durch die am Eingang ins Schwarze Meer stehenden Symplegaden oder Kyaneischen Felsen, welche alles
Durchpassierende leicht zerquetschten.
Zuerst wurden die Argonauten durch 40tägige Nordwestwinde aufgehalten, bis Opfer und Gebet halfen. Im besten Segeln begriffen, vernahmen
sie das Krachen der Symplegaden. Mit Hilfe der Athene kam jedoch das Schiff glücklich durch; nur die äußersten
Bretter des Hinterteils wurden zermalmt. Seitdem standen die Felsen still. Auf der Fahrt durchs Schwarze Meer kamen die Helden
zu den Mariandynern, deren König Lykos sie als die Besieger seines Feindes Amykos freundlich aufnahm.
Während sie hier in Ehren und Freuden lebten, wurde Idmon von einem Eber getötet, Tiphys einer KrankheitRaub. Nach zwölf Tagen kamen sie an die Mündung des Kallichoros, wo sie den ihnen erscheinenden Geist des Helden Sthenelos,
der mit Herakles in den Amazonenkrieg gezogen und hier gefallen war, mit einem Trankopfer ehrten. Weiter fahrend, gelangten
sie an die 96 schlangenartig sich windenden Mündungen des Thermodon. An dem breitesten Ausfluß
[* 24] wohnten
die Amazonen, von denen ein günstiger Westwind die Argonauten fern hielt.
Nach eintägiger Fahrt kamen sie an das Land derChalyber, dann noch zu mancherlei Völkern und zur InselDia (Aresinsel), wo
die stymphalischen Raubvögel hausten, welche ihre ehernen Federn als Pfeile abschossen, vor denen sich
die Helden durch Helme und
[* 25] Schilde retteten. Auch trafen sie hier die vier Kinder des Phrixos, welche, nach ihres VatersTod von
ihrem Großvater Äetes, dem Beherrscher des kolchischen Landes, ausgesandt, um
die Schätze, die jener in Orchomenos gelassen,
abzuholen, durch einen Sturm an diese unwirtliche Küste verschlagen worden waren.
Äetes versprach es auszuliefern, wenn Iason die feuerschnaubenden, erzfüßigen Stiere, die ihm Hephästos
[* 27] geschenkt, anschirre, mit ihnen vier Morgen der Aresflur pflüge und darein die von Phrixos mitgebrachten Drachenzähne säe.
Iason verzweifelte an dem Gelingen des Unternehmens. Aber Medea, des Äetes Tochter, eine Zauberin und von Liebe zu Iason entbrannt,
brachte ihm eine Salbe, mit deren Hilfe er ohne Gefahr die Stiere jochen und das Feld umackern konnte.
Iason vollbrachte beides, säete die Drachenzähne und veranlaßte nach MedeasRat die aus der Drachensaat entstandenen Giganten
durch einen unter sie geworfenen Stein, einander selbst anzugreifen, so daß er sie nun leicht besiegen konnte. So
waren des ÄetesBedingungen erfüllt, und Iason forderte das Vlies. Äetes verweigerte es aber und gedachte über Nacht die Fremden
zu erschlagen. Da entdeckte Medea dem Iason ihres VatersPlan und half ihm bei Nacht das Vlies entführen, nachdem er geschworen,
sie zur Gemahlin zu nehmen. Eine siebenfache Mauer umschloß den Hain, und unter der Eiche lag das wachehaltende
Ungeheuer, mit den Augen funkelnd und sich zischend den Nahenden entgegenwälzend. Medeas Zauberformeln und ein Zauberöl schläferten
jedoch den Drachen ein, Iason ergriff das Vlies und fuhr nun mit seiner Doppelbeute der Mündung des Flusses zu.
Über die Heimfahrt der Argonauten weichen die Sagen sehr voneinander ab. Die einen lassen sie auf demselben Weg,
den sie gekommen, andre durch den Phasis in den Okeanos, um Asien
[* 28] herum, durch den Nil und teils zu Lande, wo sie das Schiff auf
den Achseln trugen, teils zu Wasser über Libyen (Afrika)
[* 29] durch den SeeTriton
[* 30] in das Mittelländische Meer
gelangen. Zufolge Apollonios (»Argonautica«) wollten die Argonauten nach Phineus' Rat nicht auf demselben Weg zurückkehren, sondern
durch den Pontus Euxinus in den Ister (Donau) fahren; die Kolchier folgten ihnen aber und schnitten ihnen den Ausweg ab. Da
sie sich zum Kampf mit deren Anführer Absyrtos, dem Sohn des Äetes, zu ungleich fühlten, knüpfte Iason
Unterhandlungen mit diesem an, ermordete ihn aber meuchlings.
Nach andrer Sage hatte Medea das KindAbsyrtos mit sich genommen, tötete es, als Äetes kam, und warf die Stücke des Leichnams
in das Meer. Äetes sammelte diese und begrub sie bei Tomi, und Iason und Medea entkamen inzwischen. Darauf
gelangten die Argonauten aus dem Ister in den Adriatischen Meerbusen und gelangten nach Elektris, einer Insel an der Mündung des Eridanos
(Po?), fuhren dann zum Lande der Hylleer in Illyrien, weiter an den Libyrnischen Inseln, an Korkyra, Melite und KalypsosInsel vorbei.
Auf des Zeus Befehl wurden sie wegen der Ermordung des Absyrtos von Stürmen nach Elektris zurückgeworfen,
wo ihnen das redende Brett der Argo verkündete, daß sie die Heimkehr nicht
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erlangen würden, wofern sie sich nicht durch Kirke vom Morde des Absyrtos entsündigen ließen. Sie schifften nun den Eridanos
hinauf, in den Rhodanos, fuhren mit Hilfe der Dioskuren
[* 32] bei den Kelten und Ligurern vorbei zu den Stöchadischen Inseln, von
da zur InselÄthalia (Elba), dann ins Ausonische und Tyrrhenische Meer und nach Aiäa, dem Wohnsitz der Kirke,
der Schwester des Äetes, die sie entsühnte, ohne sie zu erkennen, dann aber, als sie hörte, Medea sei bei ihnen, sie vertrieb.
Nachdem er die Argo dem Poseidon geweiht, forderte er Medea zur Rache an Pelias auf. Diese beredete dessen Töchter, ihren Vater
zu zerstücken und zu kochen, um ihn so zu verjüngen, wie Medea einen Widder jung gekocht hatte. Akastos aber, Pelias'
Sohn, bestattete ihn und vertrieb Iason und Medea aus Iolkos. Sie gingen nach Korinth
[* 36] und lebten daselbst glücklich zehn Jahre
lang, bis der König Kreon seine Tochter dem Iason verlobte und dieser Medea verstieß. Über die Rache der letztern s. Medea.
Die Argonautensage, in welcher mythische und geschichtliche Elemente zusammengewoben sind, ist vielfach
poetisch bearbeitet worden, sowohl als Epos wie auch als Tragödie, z. B. von Eumelos, Peisandros, Äschylos, Sophokles u. a.
Was wir besitzen, sind die griechischen Epen des Apollonios und des sogen. Orpheus und das lateinische Heldengedicht des Valerius Flaccus.
Eine ziemlich ausführliche Geschichte dieses Zugs gibt auch Pindar in dem vierten pythischen Siegeslied.
Auch Künstler machten den Argonautenzug zum Gegenstand ihrer Darstellungen, so Lykios in einem plastischen Bildwerk, worüber
nichts Näheres bekannt ist; der MalerMikon stellte die Rückkehr der Argonauten im Tempel
[* 37] der Dioskuren zu Athen
[* 38] dar. Auch das vom Redner
Hortensius um 144,000 Sesterzien angekaufte Gemälde des Kydias behandelt die Argonautensage (vielleicht
dasselbe, welches später im Porticus Neptuni oder Argonautarum zu Rom
[* 39] aufgestellt war). Unter den noch vorhandenen Kunstwerken
ist die Darstellung der Besiegung des Amykos
durch Polydeukes auf der sogen. Ficoronischen Ciste (s. d.) in Rom als das schönste
uns erhaltene Werk der zeichnenden Kunst der Alten zu nennen. Auch auf Vasenbildern ist der Mythus mehrfach
behandelt. Von neuern Darstellungen verdienen Erwähnung: der Argonautenzug von Carstens (hrsg. von Riegel, Leipz. 1884, 24 Tafeln)
und der Szenen daraus enthaltendeFries von Schwanthaler in der Residenz zu München.
[* 40]
Vgl. Vater, Der Argonautenzug (1845), und
Stender, De Argonautarum expeditione (Kiel
[* 41] 1874).