Cheiron
(Chiron), bei Homer der gerechteste der Kentauren, heilkundig, Erzieher und Lehrer des Achilleus, Theseus, Polydeukes, Diomedes und andrer Heroen, war ein Sohn des Kronos und der Okeanide Philyra und bewohnte eine Höhle des Pelion. Spätere Mythographen versetzen ihn, als die Kentauren durch die Lapithen vom Pelion vertrieben waren, auf das Vorgebirge Malea. Schon seine Herkunft stellt ihn in einen Gegensatz zu den wilden »Roßkentauren«, die Ixion (s. d.) mit einer Wolke erzeugt haben sollte, ein Gegensatz, den man auf die Doppelnatur eines Gebirges wie der Pelion zurückführen will: oben reich an freier Luft, reinem Wasser und heilkräftigem Kraut, weiter unten alle Schrecknisse der im Gebirge in verstärkter Wildheit tobenden Elemente zeigend.
Vorzüglich treten in den alten Sagen seine Verdienste um die Wundheilung, namentlich um die Erforschung der Heilkräfte der Pflanzen, sowie um den Unterricht in der Gymnastik und Tonkunst hervor. Als Lehrer des Achilleus ist er schon in die Geschichte von dessen Vater Peleus vermochten. Diesen rettete er aus den Händen der Kentauren, lehrte ihn, wie er sich der Thetis bemächtigen könnte, und schenkte ihm an seinem Hochzeitstag auf dem Pelion die unfehlbare Lanze.
Dem blinden
Phönix gab er sein
Gesicht
[* 2] wieder und segnete die ihn auf ihrer
Fahrt besuchenden
Argonauten.
Als er seines
Gastes
Herakles
[* 3]
Waffen
[* 4] untersuchte und ihm ein vergifteter
Pfeil auf den
Fuß fiel, heilte er sich mit dem Safte des nach ihm genannten
Tausendgüldenkrauts (Centaurium); als ihn hingegen bei der Verfolgung der vom
Pholos zu ihm nach
Malea
sich flüchtenden
Kentauren ein im
Blute der lernäischen
Hydra getränkter Giftpfeil traf, litt er Qualen, fand aber den
Tod
erst, als
Zeus
[* 5] seine
Unsterblichkeit auf
Prometheus
übertragen.
Sein
Bild ward als
Schütze unter die
Gestirne versetzt. Seine Gemahlin
ist Chariklo, seine Tochter Endeis,
Mutter des
Peleus. Dargestellt wird Cheiron
von der antiken
Kunst gern als
Lehrer des
Achilleus im Leierspiel (Wandbilder in
Pompeji);
[* 6] er trägt seinen
Schüler wohl auch auf dem
Rücken, ihn zur
Jagd anfeuernd.