Cheiron
(lat. Chiron), Sohn des Kronos und der Philyra, einer der Kentauren. Körperlich diesen wilden Dämonen gleichend, wird er, ähnlich wie Pholos (s. d.), seinem Wesen nach stets hoch über alle übrigen gestellt, schon in der Ilias, die ihn den gerechtesten der Kentauren nennt. Er ist ein gütiger Berggeist, ein Freund der Götter und Heroen, ausgezeichnet namentlich durch Kenntnisse in der Arzneikunde; viele Helden hat er in seiner Höhle auf dem kräuterreichen Peliongebirge erzogen, wie Asklepios, [* 2] Jason und Achilleus.
Ein bekanntes pompej. Wandgemälde stellt ihn dar, wie er den jungen Achilleus im Leierspiel unterrichtet. Seinen Enkel Peleus rettete er aus den Händen der Kentauren, verhalf ihm durch seinen klugen Rat zum Besitze der Thetis und schenkte ihm zur Hochzeit die wunderbare, nie fehlende Lanze, mit welcher später Achilleus den Telephos verwundete und heilte. Bei der Kentaurenverfolgung wurde er entweder durch eigene Unachtsamkeit oder durch ein Versehen des Herakles [* 3] von einem der Pfeile getroffen, welche in das Blut der lernäischen Hydra getaucht waren. Da die mit dem Hydrablut vergiftete Wunde unheilbar war, verzichtete er zu Gunsten ¶
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des Prometheus auf die Unsterblichkeit und wurde von Zeus [* 5] unter die Sterne versetzt. Ein dem Hesiod zugeschriebenes Gedicht enthielt unter C.s Namen eine Sammlung von Weisheitssprüchen, mit denen er den jungen Achilleus unterwiesen haben sollte. Die erhaltenen Fragmente dieser Sprüche stehen in den Ausgaben Hesiods und in Kinkels «Epicorum Graecorum fragmenta», Bd. 1 (Lpz. 1877).