Cheir
-eddin
(Chair-eddin
), der zweite türk. Herrscher in
Algier,
Bruder des
Horuk (s. d.), mit dem abendländ.
Beinamen
Barbarossa (ausBaba
’Arudsch), eroberte 1515 mit seinem
Bruder
Algerien
[* 2] und teilte das
Reich so, daß jener den
Osten, er selbst
den Westen erhielt. Nach
Horuks
Tod 1518 erbte er dessen
Reich, stellte sich 1519 unter die Oberherrlichkeit
des türk.
Sultans und erweiterte bald darauf seine Herrschaft durch die Unterwerfung von
Tunis. Seine Piratenzüge beunruhigten
alle christl. Mittelmeerländer, sodaß endlich
Kaiser
Karl V. eine Expedition gegen ihn beschloß. Am landete
Karl
V. mit 500 Schiffen und 30000 Mann Landtruppen an der
Küste von
Tunis, erstürmte 25. Juli das hartnäckig verteidigte Goletta,
wobei er die feindliche Flotte von 86 Fahrzeugen erbeutete, und brach dann gegen
Tunis selbst auf. Cheir
-eddin
rückte dem
Kaiser entgegen,
wurde aber geschlagen und mußte sich nach
Bona zurückziehen.
Karl V. gab nun
Tunis dem vertriebenen Fürsten zurück. Cheir
-eddin
, obgleich auf
Algerien beschränkt, setzte jedoch unter dem
Namen
eines türk.
Admirals seine
Kriegs- und Raubzüge fort. Er führte die Einwohner von Mahon auf Minorca hinweg, schlug im Golf
von
Arta selbst den Dogen von Genua,
[* 3]
Andrea Doria (s. d.), eroberte 1539 nach harter
Belagerung
Castelnuovo
an der dalmat.
Küste, vernichtete 1540 eine christl. Flotte bei
Kreta, zog 1542 mit einer starken Seemacht König
Franz I.
von
Frankreich zu Hilfe und wirkte im
Bunde mit diesem bei der Einnahme Nizzas 1543 mit. Er starb 1547 in
Konstantinopel.
[* 4]