mehr
Grosseltern gehegten Plan der Erhebung des Ortes zur eigenen Kirchgemeinde am zur Ausführung brachte und ihm damit seine erste Verwaltungsbehörde und offizielle Umgrenzung gab. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass die alten Grenzsteine von Biaufond am Doubs und von Roc Mil Deux bei Les Convers zuerst, beim Untergang des Reiches Burgund ums Jahr 1000, die Grenzscheide zwischen den Bistümern Basel und Lausanne bildeten und dass der Stein von Biaufond noch mehrfach eine bedeutende Rolle gespielt hat und der Reihe nach als Grenzmarke zwischen Neuenburg und dem Gebiete des Fürstbischofs von Basel, zwischen Neuenburg und Bern u. endlich als Glied der nach den Wiener Verträgen von 1815 mit besonderer Sorgfalt festgesetzten Grenzlinie zwischen Frankreich und der Schweiz gedient hat und heute noch dient.
Die etymologische Ableitung des Namens La Chaux de Fonds hat den Scharfsinn der Gelehrten von jeher beschäftigt. Nachdem er hervorgehoben, dass die Bezeichnung «chaux» im Jura meist den die tertiären Thalschaften der Länge nach begleitenden Landstreifen beigelegt werde, untersucht Célestin Nicolet die verschiedenen Deutungen auf ihre Realprobe und entscheidet sich mit Rücksicht auf das unbestreitbare hohe Alter dieser Benennung für die Ableitung von calma = Feld, Fläche oder von calvus = kahl, baumlos, womit immer die Vorstellung von Anbau durch den Menschen verbunden sei.
Ein anderer Neuenburger Historiker, der Pfarrer Charles Châtelain, sieht dagegen auf Grund einer Urkunde des 16. Jahrhunderts im Namen La Chaux de Fonds mit Rücksicht auf das ehemalige, an einer Quelle gestandene Jagdhaus die Deutung «maison de la fontaine». Prof. Niedermann endlich lässt sich durch die auch im Freiburger Dialekt für eine steile Bergweide gebräuchliche Bezeichnung «Tschaux» bestimmen, das Wort von callem = waldumrahmte Weide abzuleiten. (Vergl. dazu den Art. Chaux). Der Ausdruck «Fonds» lässt sich vielleicht am einfachsten als blosse Umformung von lat. fons = Quelle deuten, womit er sich bequem auf die wohltätige Quelle der Fontaine Ronde beziehen liesse, um die sich im 15. Jahrhundert die ersten Häuser des Ortes zu gruppieren begannen. Damit würden wir uns der von Charles Châtelain gegebenen Etymologie wieder nähern.
Im Jahre 1545 liess René de Challant am begangensten Flussübergang über den Doubs ein Wohnhaus errichten, la Maison à Monsieur, das heute noch den Namen Maison Monsieur führt. Im 17. Jahrhundert finden wir in diesen Bergen schon überall eine rege Bevölkerung, die, ihre geräumigen Wohnstätten mit Vorliebe in der Form von Einzelhöfen bewohnt und des Schutzes bedürftig nach bessern lokalen Verwaltungsverhältnissen sich sehnt. Nachdem sie 1480 durch die zweite Grenzregulierung des Clods de la Franchise der Gerichtshoheit Valangin zugeteilt worden, fühlten sich die Bewohner mehr und mehr benachteiligt und verlangten eine eigene Gerichtsstätte oder zum Wenigsten den Anschluss an diejenige von Le Locle. Um diesem Begehren zu entsprechen, verfiel man 1619 auf den Gedanken, das damals 292 Häuser, 600 Haushaltungen und 462 waffenfähige Männer zählende La Chaux de Fonds in rechtlicher Beziehung zwischen Le Locle und La Sagne aufzuteilen.
Diese unglückliche Lösung der Frage vermochte jedoch Niemanden zu befriedigen. Bessere Zeiten für die wachsende Siedelung im Gebirge kamen mit dem Amtsantritt von Jacques de Stavay-Mollondin, den eine Verfügung Heinrichs II. von Longueville am zum Statthalter und Generalleutnant der Grafschaften Neuenburg und Valangin ernannte. Von diesem Manne sagt Frédéric de Chambrier in seiner Histoire de Neuchâtel et Valangin «qu'il était très propre aux affaires, qu'il avait l'esprit juste, le caractère ferme, beaucoup de dignité et que l'Etat n'a pas eu de gouverneur plus distingué que lui».
Sofort nach seiner am erfolgten Uebernahme des Amtes macht sich Stavay daran, die Bedürfnisse der ihm unterstellten Bevölkerung kennen zu lernen und Missbräuchen überall abzuhelfen. Dank seiner Fürsprache bestimmt Heinrich II. von Longueville am dass La Chaux de Fonds fortan eine eigene Gemeinde bilden u. ihren Bürgermeister erhalten solle. Als solchen ernannte er am 8. Dezember den seit 1649 als Sekretär des Staatsrates amtenden Abraham Robert (geboren im Amte gestorben am einen Bürger von La Chaux de Fonds und Angehörigen eines der 37 Geschlechter freier Ansiedler im Berggebiet, die von Claudius von Aarberg 1502 gegen Zahlung einer Summe von 440 sog. kleiner Pfunde («monnoie corsable en nos terres et seignoyryes de Valangin») ins Bürgerrecht von Valangin aufgenommen worden waren.
Unter der intelligenten und energischen Verwaltung des Gouverneurs Stavay und des Bürgermeisters Robert, zweier durch gemeinsame Ziele u. guten Willen einander verwandten Männer, blüht u. erstarkt das Dorf zusehends. Erlasse (ordonnances) des
mehr
Gouverneurs regeln seine lokalen Verhältnisse u. Bedürfnisse; die Kirche wird vergrössert u. in langwieriger u. durch häufige Einsprachen erschwerter Arbeit der politischen Gemeinde (mairie) eine feste Umgrenzung gezogen. Abraham Robert u. Benoit de la Tour erhalten den Auftrag, eine allgemeine Durchsicht u. Revision der «reconnaissances des montagnes du Comté de Valangin» vorzunehmen, d. h. eine Art Katasteraufnahme der Landschaft zu besorgen. Dieses mit bemerkenswerter Schärfe und Klarheit durchgeführte Werk ist uns erhalten geblieben und enthält neben den Ortsbeschreibungen die jeder Besitzung eigenen Rechte und Servituten mit genauer Angabe der dem Staate zu entrichtenden Abgaben. Es zählte damals die politische Gemeinde ca. 1000 Einwohner; im Dorfe selbst bestanden, wie sich der Originaltext ausdrückt «le temple qui est sur le quartier de la Vieille Chaux, avec le village qui contient vingt maisons; la fontaine est au milieu». Daneben gehörten hierher die Siedelungen Le Valanvron, Les Bulles, La Sombaille, Derrière Moulin, Fontaine Jaillet, Boinod, Les Crosettes und Le Cernil Bourquin.
Am besuchte der Landesherr Heinrich II. von Longueville die Gemeinde und Gerichtsbezirk La Chaux de Fonds und zwei Jahr später, den dringenden Bitten des Bürgermeisters Robert nachgebend, auch der Gouverneur de Stavay; beide wurden von den Bewohnern mit warmer Begeisterung und Dankbarkeit empfangen.
Auf Betreiben des Pfarrers Pierre Perrelet gestattete der Staatsrat am die Eröffnung der ersten Volksschule, die in dem auf dem Kirchhügel stehenden Gebäude der Hauptwache Unterkunft fand.
Mit dem Uebergang zum 18. Jahrhundert, dessen erste Hälfte für unser Bergland eine im Allgemeinen wenig gestörte Periode der Weiterentwicklung bedeutete, gelangen wir allmählich zu den neuzeitlichen Ereignissen. Trotz der 1592 erfolgten Vereinigung der beiden Grafschaften Neuenburg und Valangin hatte sich die Bürgerschaft von Valangin als eigener Stand erhalten, und es waren ihr nach und nach die weitaus grösste Anzahl der Geschlechter aus dem Gebirge beigetreten.
Der am erfolgte Tod von Marie von Orléans, Herzogin von Nemours, fand bei den Bergbewohnern, denen sich die Tote immer wohl geneigt erwiesen hatte, grosse Teilnahme. Den über die Erbfolge der Fürstin sich entspinnenden Intriguen blieben zwar die Leute der Berge fern; als sich aber die drei Stände des Fürstentums für den Anschluss an Preussen erklärt hatten und infolgedessen Ludwig XIV. das Land direkt bedrohte, machten sich hier eine, durch den wenige Jahre zuvor erfolgten Uebergang der benachbarten Freigrafschaft von der spanischen unter die französische Herrschaft noch verstärkte Bewegung und ein Zustand allgemeiner Unsicherheit geltend, die die stets wachsamen Excellenzen von Bern zu einer vom 20. Januar bis dauernden Besetzung der Grafschaft mit 6000 Mann veranlassten.
Im Jahre 1757 vergrösserten die Gemeindebürger von La Chaux de Fonds ihre Kirche, wozu ihnen im Testament der Witwe des Bürgermeisters Charles Tissot-Vougeux die Mittel ausgesetzt worden waren.
Um die nämliche Zeit bildete sich endgiltig eine Vereinigung von Grundbesitzern der Ortschaft, die sog. «compagnie du village», mit dem Zwecke, den Unterhalt und die Aufsicht über Brunnen, Kanalisation und Abwässer zu besorgen, Feuer- und Gebäudepolizei auszuüben, für öffentliche Beleuchtung zu sorgen u. s. w. Diese Vereinigung mit ihrem für allen Grundbesitz verbindlichen obrigkeitlichen Charakter bestand hier zu Recht bis zur Einführung der Munizipalverwaltung im Jahre 1851.
An dieser Stelle wollen wir auch kurz der grossen Aufregung der Gemüter und der leidenschaftlichen Streitigkeiten gedenken, die 1759-1760 durch die berühmten Kanzelvorträge des Pfarrers Ferdinand Olivier Petitpierre über das Nichtvorhandensein eines ewigen Fegefeuers verursacht worden waren. (Vergl. die betr. Art. von Charles Berthoud im Musée neuchâtelois 1872 und 1873).
Das unbedingt wichtigste und folgenreichste Ereignis in der geschichtlichen Entwicklung von La Chaux de Fonds war die 1705 erfolgte Einführung der Uhrenindustrie durch die Brüder Jakob u. Isaac Brandt genannt Grieurin, Schülern von Daniel Jean Richard genannt Bressel (1664-1741) von La Sagne, der sich zur Ausübung seines Berufes und zur Heranbildung von tüchtigen Nachfolgern 1705 in Les Petits Monts du Locle niedergelassen hatte. Bis dahin hatten sich die neuenburgischen Bergbewohner neben der Landwirtschaft besonders mit der Herstellung von Nägeln, metallenen Rauchpfeifen, eisernen Ringen und Sicheln, sowie mit Schlosserei beschäftigt.
Daneben fanden sich einige wenige Gold- und Waffenschmiede. Dem lebhaften, intelligenten und klaren Geiste dieser an die Arbeit am Ambos, an der Drehscheibe und mit der Feile gewohnten Männer leuchteten die Vorteile sofort ein, die für sie mit der Ausübung des sich bietenden schönen Kunsthandwerkes verbunden sein würden. Mit Feuereifer warfen sie sich auf den neuen Beruf, der Wohlstand hob sich, und durch beständigen Zuzug von Auswärts wuchs das 1741 2100 Ew. zählende La Chaux de Fonds rasch zu einem
mehr
Orte an, der 1781 schon eine Bevölkerung von 3586 und 1794 eine solche von 4556 Seelen aufwies. Im letztgenannten Jahre arbeiteten im Neuenburger Jura wohl an die 4000 Uhrenmacher.
Schon aber kündigen sich schwere Ereignisse an; der in Frankreich tobende Sturm der Revolution schlägt in ganz Europa seine Wellen, u. das kleine Fürstentum Neuenburg läuft jeden Augenblick Gefahr, in den mächtigen Kampf zwischen den europäischen Monarchien und der Französischen Republik mit hineingerissen zu werden. Die Bergbewohner nehmen Partei, und ein ausserordentlich leidenschaftlicher Meinungsaustausch erhitzt die ohnehin schon lebhaften Gemüter, der schliesslich zur Bildung zweier feindlicher Lager führt, demjenigen der zur preussischen Herrschaft haltenden «Orangistes» und dem der auf das neue Evangelium des «Contrat social» und der allgemeinen Menschenrechte schwörenden «Patrioten».
Diese werfen der aristokratischen Regierung des Fürstentumes ihre einseitige Parteilichkeit und das systematische Fernhalten der zahlreichen u. wohlhabenden Bevölkerung der Berge von den Staatsgeschäften vor. Der Streit wird hitziger, Freiheitsbäume erheben sich, die Jakobinermütze wird gehisst, man tanzt die «Carmagnole» und singt «Ça ira» - die Regierung verliert den Kopf und vertreibt durch Anwendung von Zwangsmassregeln eine grosse Anzahl der Patrioten aus ihrer Heimat.
Mit offenen Armen werden sie von ihren französischen Nachbarn aufgenommen, die schon lange die Uhrenmacherei gerne auch auf ihren Boden verpflanzt gesehen hätten. Mitten in diese stürmischen Zeiten fällt die grosse Feuersbrunst, die in der Nacht vom 4. auf den die Kirche mit Turm, das Pfarrhaus und 52 Wohnhäuser des Dorfes in Asche legt, 172 Familien ihres Obdaches beraubt und einen Schaden von mehr als einer Million Thaler verursacht. Natürlicherweise hat man sofort böswillige Brandstiftung vermutet; doch hat die Ursache des Brandes nie völlig klar gestellt werden können. Nur das ist sicher, dass die schon früher tätigen französischen Sendlinge von jetzt an mit verdoppelter Kühnheit die Uhrenmacher zur Auswanderung zu bewegen suchten, was ihnen auch in manchen Fällen gelungen ist.
Lucien Landre urteilt in seinen Causeries sur La Chaux de Fonds d'autrefois, dass mit Berücksichtigung aller Umstände dieses furchtbare Brandunglück von 1794 für das «grosse Dorf» eher zu einer Wohltat geworden ist, da es den Anstoss zu einer vollständigen Erneuerung des Ortes auf vernünftiger, praktischer und seine Zukunft sichernder Basis gegeben hat.
Unter den in dieser, kritischen Zeit sich auszeichnenden Männern steht in erster Linie Moïse Perret-Gentil (1744-1815), der vor allen Andern durch seinen weitblickenden Patriotismus, seine hohe Bildung und sein unerschütterliches Vertrauen in die Zukunft die einzureissen drohende Mutlosigkeit verscheuchte und alle Gutgesinnten zur Verfolgung eines weise festgesetzten Zieles sammelte.
Die von seinem Freunde Henri François Brandt modellierte Büste dieses grossen Bürgers ziert heute im städtischen Rathause den Sitzungssaal des grossen Stadtrates
mehr
von La Chaux de Fonds. Die Stadt verdankt Moïse Perret-Gentil den Bau der französischen Landeskirche, eines sehr schönen Architekturdenkmales, u. einer Reihe ihrer schönsten Privathäuser, deren nur ihnen eigene Stil sie heute noch unter allen anderen sofort zu erkennen und zu bewundern gestattet. Es wird diesem hervorragenden Manne auch die Erfindung der Guillochierscheibe zugeschrieben.
Diese bewegte Zeit wird nicht nur durch die auf allen Gebieten sich kundgebende lebhafte Tätigkeit gekennzeichnet, sondern auch dadurch, dass sie eine ganze Reihe von ausgezeichneten Männern schuf, deren mehrere nicht nur angesehen sondern geradezu rasch berühmt wurden: Jean Pierre Droz (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Paris am berühmter Medaillen- und Münzstecher, Generaladministrator des Münz- und Medaillenwesens Frankreichs u. Direktor des Museums de la Monnaie in Paris;
Henri François Brandt, einer von Droz' bedeutendsten Schülern (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Berlin am erster Stecher des Berliner Münzamtes und königlicher Professor;
Leopold Robert, der weltberühmte Maler (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Venedig am
Pierre Jaquet-Droz (geboren in La Chaux de Fonds 1721, gestorben in Genf am und Henri-Louis Jaquet-Droz, dessen Sohn (geboren in La Chaux de Fonds 1752, gestorben in Neapel am zwei ausgezeichnete Mechaniker, Verfertiger der berühmten automatischen Musikwerke, die ihre Namen der ganzen Welt bekannt machten;
François Ducommun (geboren in La Chaux de Fonds am und hier gestorben am hervorragender Mechaniker und Uhrenmacher, Verfertiger der im historischen Museum dieser Stadt aufbewahrten Planisphäre und Erfinder von sehr kunstreichen astronomischen Pendeluhren;
Charles-Louis Leschot (geboren in La Chaux de Fonds am und hier gestorben am sehr geschätzter Stecher;
sein Schüler Henri Courvoisier-Voisin (geboren in La Chaux de Fonds 1757, gestorben in Biel am Verfertiger von gesuchten Zeichnungen und Stichen.
In diese Zeit fällt auch die Gründung der grossen Uhrenmacher-Comptoirs, die die Grundlagen zur industriellen und kaufmännischen Blüte der Stadt bilden und ihr den Verkauf ihrer Produkte in alle Länder der Erde sichern. Schon 1799 sind die letzten Spuren des grossen Brandes getilgt und die Bewohner auf die Zahl von 4876 Köpfen angewachsen;
auf den Ruinen des alten Pfarrhauses erhebt sich seit 1802 ein neues;
1803 spenden die beiden Grosskaufleute und Brüder François und David-Pierre Bourquin die Mittel zu einem neuen Rathaus;
auf Antrieb der Unterrichtskammer ersteht 1805 das erste Schulhaus, ein grosses Gebäude in der Rue des Juifs nahe dem alten Friedhof;
1812 erhält die Gemeinde aus dem Nachlass ihres Mitbürgers Josué Amez-Droz (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Neuenburg am zu wohltätigen Zwecken eine Summe von nahezu 300000 Franken, die sie 1822 erheben kann und die den Grundstock des städtischen Armenfonds bildet.
Die Zeit der französischen Vorherrschaft (1806-14), des Anschlusses an die Schweiz und der Wiederaufrichtung der preussischen Regierung (1815) ging verhältnismässig ruhig vorüber, doch trug die neue Zwitterstellung Neuenburgs als schweizerischer Kanton und preussisches Fürstentum von Anfang an den Keim der Zwietracht in sich.
Die in allen Kantonen erfolgende Gründung vaterländischer Gesellschaften liberalen und demokratischen Geistes (Schützenvereine, gelehrte u. gemeinnützige Gesellschaften etc.) spornt sofort auch die Neuenburger Gebirgsbewohner zu Nacheiferung und zum Anschluss an diese die demokratische Propaganda pflegenden Vereinigungen an: am gründen 56 Schützen den Schiessverein der
mehr
«Armes-Réunies», u. zu gleicher Zeit bildet sich der Musikverein der «Carabiniers», der bald mit dem Schützenverein in Verbindung tritt und sich zur Musik des Armes-Réunies umwandelt.
1831 eröffnet Ami Lesquereux in La Chaux de Fonds die erste Druckerei und beginnt die Ausgabe der ersten hier erscheinenden Zeitung, des Echo du Jura, dessen erste Nummer das Datum vom trägt.
Obwohl es nicht unsere Aufgabe sein kann, an dieser Stelle eine ausführliche Darstellung der Ereignisse zu bieten, die zur Lostrennung Neuenburgs von der preussischen Oberhoheit führten, dürfen wir die Kämpfe dieser Zeit doch nicht ganz übergehen.
Die beiden Volkserhebungen von 1831 gingen der Hauptsache nach von den Bezirken Boudry und Val de Travers aus, doch nahm auch Fritz Courvoisier mit 200 Patrioten aus La Chaux de Fonds an der Einnahme des Schlosses in Neuenburg im September 1831 teil. Die Folge davon war (Dezember 1831) die Besetzung von La Chaux de Fonds durch den General von Pfuel mit einer Truppe von 2500 «Getreuen», die Proklamierung des Belagerungszustandes und die tatsächliche Inaugurierung eines Schreckensregiments im grossen Dorfe.
Damit hat der preussische General, ohne es zu wollen, selbst den Grund zur künftigen Leitung der republikanischen Partei im Fürstentum gelegt, denn von diesem Augenblicke an nehmen die Republikaner von La Chaux de Fonds die Sache der Unabhängigkeit kräftig in die Hand; sie geben sich eine feste Organisation und gestalteten für diese ganze Periode erbitterten Ringens (1831, 1848, 1856) den Ort La Chaux de Fonds zum unbestrittenen Mittelpunkt der Tätigkeit der Neuenburger Patrioten um.
In der ersten Linie der Vorkämpfer für die Unabhängigkeit ihres Landes stehen der edle Märtyrer Auguste Bille (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Bern am und Fritz Courvoisier (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Neuenburg am Den Mittelpunkt der Patrioten des ganzen Landes bildet das Café Pierre Henri Sandoz, und im Rathaus von La Chaux de Fonds versammeln sich am da die Stunde des tatkräftigen Vorgehens geschlagen hat, die Abgeordneten der patriotischen Komites aus dem ganzen Kanton zur Wahl der provisorischen Regierung der Republik Neuenburg. Auf dem Rathausplatz von La Chaux de Fonds findet sich auch am Morgen des nämlichen Tages die Schaar von Republikanern zusammen, die unter der Führung von Fritz Courvoisier und Ami Girard zum Sturze der monarchischen Regierung des Fürstentums nach Neuenburg hinuntersteigt.
Acht Jahre später, am stellt sich wiederum auf demselben Platze Ami Girard (1819-1900), diesmal als oberster Führer, an die Spitze der Republikaner, um, wie er selbst dem schweizerischen Bundesrate telegraphisch mitteilt, in Le Locle und Neuenburg die Fahne der Republik wieder aufzurichten.
Die in dieser aufgeregten Zeit von 1831-48 mit unnachsichtiger Strenge amtende monarchische Regierung hat viel zum Aufschwung der Uhrenindustrie im Thal von St. Immer und in Biel beigetragen, wo sich zahlreiche ausgewiesene oder verdächtige Neuenburger Patrioten ansiedelten.
Sehr bedeutende Opfer haben La Chaux de Fonds die Anstrengungen zum Anschluss an das schweizerische Eisenbahnnetz gekostet, und es hat die Stadt zur Sicherung der Linie des Jura-Industriel Anleihen im Betrage
mehr
von nahe 3 Millionen Franken aufnehmen müssen. Die einzelnen Strecken sind wie folgt dem Betrieb übergeben worden: Le Locle-La Chaux de Fonds am La Chaux de Fonds-Les Convers am Les Hauts Geneveys-Neuenburg am und endlich als letzte Les Convers-Les Hauts Geneveys am Nicht der geringste Vorteil dieser Bahnverbindungen war die dadurch gebotene Möglichkeit, auf bequemere und weit billigere Weise, als dies bisher der Fall sein konnte, die zum Häuserbau notwendigen Materialien zu beziehen.
Immer fehlte es dem Ort zu seiner freien und ungehinderten Entwicklung noch an einem ganz wesentlichen Lebenselement, dem Wasser, das sich in diesem 1000 m über Meer gelegenen Hochthale leider nur sehr spärlich findet. Eine Stadt aber, die sich so rasch vergrössert, wie es hier der Fall ist, konnte sich nicht auf die Dauer mit der Versorgung durch Regenwasser begnügen. Nach ca. 50 jährigen erfolglosen Anstrengungen und Untersuchungen ist auch diese Frage auf Grund eines kühnen Projektes von Guillaume Ritter durch den Ingenieur Hans Mathys aufs Glänzendste gelöst worden.
Nach dem Vorschlage Ritters werden jetzt die Wasser von einer Reihe von im Areusethale sprudelnden Quellen gefasst, vermittels eines Systemes von Turbinen und Pumpen mehr als 500 m hoch gehoben und in einem Aquaeduct durch das Thal von La Sagne zum Reservoir auf dem Crêt des Olives, s. von La Chaux de Fonds, geleitet. Die feierliche Einweihung der neuen Wasserversorgung erfolgte am bei welcher Gelegenheit die Stadt Guillaume Ritter und Hans Mathys ihr Ehrenbürgerrecht verlieh.
Seit 1857 besteht in La Chaux de Fonds eine Leuchtgasversorgung, die zusammen mit allen bereits existierenden ähnlichen Einrichtungen 1886 von der Stadt zurückgekauft und zu einem besonderen Verwaltungszweige umgestaltet worden ist. Seither sind alle diese Einrichtungen wesentlich verbessert und vergrössert worden, und es ist zur Zeit das Gaswerk von La Chaux de Fonds eines der schönsten der Schweiz. Mehr und mehr wird heute das Gas als Heizmittel, zu industriellen Zwecken und für die Küchenbedürfnisse verwendet. Endlich besitzt die Stadt in der Combe Garot an den Ufern der Areuse auch ein eigenes Elektrizitätswerk und in La Chaux de Fonds selbst eine grosse Kraftstation, von der aus ein vollständiges Leitungsnetz durch die ganze Stadt gezogen ist. Die Elektrizität dient zum Fabrikbetrieb mehr noch als zur Beleuchtung.
Die Entwicklung von La Chaux de Fonds war im Laufe des 19. Jahrhunderts eine derart rasche, dass der Ort heute unter den schweizerischen Städten der Bevölkerung nach den siebenten Rang beansprucht. Er ist kein Dorf mehr wie früher, sondern, wie dies schon sein sprechendes Wappen anzeigt, ein summender und rege tätiger Bienenschwarm, das eigentliche Zentrum der Uhrenmacherei und die grosse Metropole des Jura, wie er oft genannt wird.
Bibliographie.
La Chaux de Fonds, son passé et son présent; notes et souvenirs historiques, publiés à l'occasion du centième anniversaire de l'incendie du 5 Mai 1794. La Chaux de Fonds 1894. Ein schöner Band von 500 Seiten mit einer Reihe von Einzelabhandlungen und einer vollständigen, aus den zuverlässigsten Quellen geschöpften Geschichte des Ortes. Numa Droz, der einstige Bundespräsident (geboren in La Chaux de Fonds am gestorben in Bern am hat zu dem Werk einen seiner hauptsächlichsten Abschnitte betitelt: Les luttes pour l'émancipation beigesteuert. - Eine bedeutende Arbeit zur Geschichte von La Chaux de Fonds hat Célestin Nicolet aus Anlass der hier stattfindenden Jahresversammlung der neuenburgischen Geschichtsforschenden Gesellschaft verfasst und im Musée Neuchâtelois, Band VI (1869), veröffentlicht. - Endlich ist soeben mit Unterstützung des Stadtrates u. des Verschönerungsvereins aus der Feder des Rechtsanwaltes und Stadtrates A. Monnier als ein Glied der «Guides Monod» die Monographie La Chaux de Fonds et le Haut Jura Neuchâtelois erschienen.
[Arnold Robert.]