Chatrian
(spr. schatriang
), s.
Erckmann-Chatrian.
Chatrian
19 Wörter, 160 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Chatrian
(spr. schatriang
), s.
Erckmann-Chatrian.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Chatrian,
Alexandre, franz. Romanschriftsteller, starb in Paris [* 2] (s. Erckmann-Chatrian, Band [* 3] 5).
Chatrian
(spr. -schatriang
), Kollektivname zweier gemeinsam arbeitender französischer
Romanschriftsteller, welche, dem Elsaß entstammend, in der zweiten Hälfte des Kaiserreichs glänzende Erfolge nicht nur
bei ihren französischen Landsleuten, sondern namentlich auch in Deutschland
[* 5] und in der Schweiz
[* 6] erzielten,
indem ein gewisser gemütvoller Zug
in ihren Dorfgeschichten etwas wie verwandtschaftliche Gefühle weckte und den Glauben begründete,
daß das Beste in ihrer Schreibweise ihrer alemannischen Abstammung nicht fremd sei, die später aber, als sie nach dem Rückfall
ihrer Heimat an das Deutsche Reich
[* 7] für Frankreich optierten und ultrachauvinistisch wurden, über den neuen
Bestrebungen, denen sie ihr ursprüngliches Wesen opferten, rasch ihre Popularität verloren.
Emile Erckmann, geb. zu Pfalzburg, Sohn eines Buchhändlers, hatte 1842 in Paris das Studium der Rechte begonnen und dasselbe nach verschiedenen längern Unterbrechungen 1858 endlich erledigt, als er sich ein Jahr später mit seinem Freund Alexandre Chatrian, geb. zu Soldatenthal aus einer alten Familie von Glashüttenbesitzern der Meurthe und damals als Lehrer am Collège seiner Vaterstadt angestellt, zu gemeinsamer litterarischer Thätigkeit verband. Ihre ersten Arbeiten: »Le [* 8] sacrifice d'Abraham«, »Le bourgmestre en bouteille« etc., die in dem neugegründeten »Démocrate ¶
du Rhin« erschienen, gingen unbemerkt vorüber. Auch zwei dramatische Versuche: »Les chasseurs des reines« und »L'Alsace en 1814«, aus jener Zeit gelangten nicht zur Aufführung. Erst der in der »Revue nouvelle« veröffentlichte Roman »L'illustre docteur Mathéus« (1859) gewann ihnen die Gunst des Publikums, und nun wuchs mit jedem neuen Werk der Erfolg des Schriftstellerpaars, das in ununterbrochener Folge eine lange Reihe von Romanen und Erzählungen erscheinen ließ: »Contes fantastiques« (1860);
»Contes de la montagne« (1860);
»Contes des bords du Rhin« und »L'invasion, ou le fou Yégof« (1862);
»Le joueur de clarinette« und »La taverne du jambon de Mayence« (1863);
»Madame Thérèse«, »L'ami Fritz« und »L'histoire d'un conscrit de 1813« (1864),
mit der Fortsetzung: »Waterloo« [* 10] (1865);
»Histoire d'un homme du peuple« (1865);
»La maison forestière« und »La guerre« (1866);
»Le blocus« (1867);
»Histoire d'un paysan« (1868-70, 4 Bde.);
»Histoire d'un sous-maître« (1869) u. a. Meist im Elsaß oder in der benachbarten Pfalz spielend, zeichneten sich diese Erzählungen durch behagliche Detailmalerei, geschickte Charakteristik der handelnden Personen und einen gesunden, manchmal derben Humor aus und empfahlen sich dadurch, daß alles Lüsterne und Anstößige darin vermieden war, noch ganz besonders zur Familienlektüre, während anderseits die entschieden kaiserreichfeindliche Richtung der Autoren vor 1870 nicht wenig dazu beitrug, sie populär zu machen.
In den spätern, nach dem Krieg entstandenen Werken, wie: »L'histoire d'un plébiscite, racontée par un des 7,500,000 Oui« (1872),
»Le brigadier Frédéric« (1874),
»Souvenirs d'un chef de chantier à l'isthme de Suez« (1876),
»Contes vosgiens« (1877),
»Le grand-père Lebigre« (1880) etc., tritt die zweite, oben angedeutete
chauvinistische Richtung der Verfasser, ihr Deutschenhaß und ihre Ausbeutung der niedrigen Tagesleidenschaften, in so widerwärtiger
Weise zu Tage, daß nur ein roher Sinn, selbst unter ihren Landsleuten, daran Geschmack finden kann. Auf der Bühne ernteten drei
Stücke von Erckmann-Chatrian:
»Le juif polonais« (1869),
die dramatische Bearbeitung des »Ami Fritz« (1876) und »Les Rantzau« (1882), Erfolge. Die bekanntern Werke erschienen auch in deutscher Übersetzung.