Titel
Châtillon
(spr. schatijong), 1) (Châtillon
sur Seine) Arrondissementshauptstadt
im franz.
Departement
Côte d'Or, an der Seine und der Ostbahn, enthält an Bauwerken: die
Kirchen St.-Vorle (11. Jahrh.) und
St.-Nicolas (12. Jahrh.), das
Hospiz
St.-Pierre (ehemalige
Abtei
Notre Dame) und auf einem
Felsen die Reste
des alten
Schlosses der
Herren von
Chaumont sowie das neue, von dem in Châtillon
gebornen
Marschall
Marmont angelegte
Schloß mit großem
Park. Am
Fuß eines
Felsens, welcher gleichfalls mit einer
Promenade geziert ist, entspringt die außerordentlich wasserreiche
Fontaine de la Douix. Châtillon
hat ein
Handelsgericht, ein
Collège, eine Zeichenschule, eine öffentliche
Bibliothek
von 18,000
Bänden (mit einem
Museum gallorömischer
Altertümer) und (1881) 5074 Einw., welche Hochöfen und Eisenwerke,
Wachsbleichen, Papierindustrie,
Handel mit
Eisen,
[* 2]
Holz,
[* 3]
Wolle, Wetz- und Lithographiesteinen betreiben. -
In C. fand vom 5. Febr. bis ein
Kongreß statt, auf dem die alliierten Mächte mit
Napoleon I. erfolglos über den
Frieden unterhandelten.
England war durch Lord Castlereagh, Österreich [* 4] durch den Grafen Philipp Stadion, Rußland durch den Grafen Rasumowski, Preußen [* 5] durch W. v. Humboldt und Napoleon durch den Minister des Auswärtigen, Caulaincourt, vertreten. Die Alliierten stellten die Grenzen [* 6] von 1792 als Friedensbedingung auf, und Caulaincourt, dem Napoleon unbedingte Vollmacht gegeben hatte, lehnte dieselbe anfangs nicht ab. Inzwischen aber focht Napoleon mit Glück gegen die Armeen der Verbündeten bei Champeaubert, Montmirail, Vauxchamps, Etoges und Montereau, während Bubna von Augereau bei Lyon [* 7] geschlagen wurde, und fühlte sich dadurch so gehoben, daß er 17. Febr. die Caulaincourt erteilte Vollmacht, den Frieden abzuschließen, zurücknahm und seine Forderungen höher spannte.
Als Schwarzenberg gar 19. Febr. ihm einen Waffenstillstand antrug, wurde er so übermütig, daß er am 21. Kaiser Franz aufforderte, den Frieden auf den Frankfurter Grundlagen vom (Rhein- und Alpengrenze) zu unterzeichnen. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen, welche in Lusigny bei Troyes geführt wurden, verlangte er die bestimmte Zusage, daß im Frieden ihm Belgien [* 8] verbleibe. Daher wurden auf Verlangen Kaiser Alexanders die Unterhandlungen 5. März abgebrochen, worauf die Verbündeten den 10. März als Schlußfrist bestimmten und, als Caulaincourt neue Vorschläge machte, den Termin abermals um fünf Tage verlängerten. Am 15. März endlich, nach der Schlacht bei Laon, übergab Caulaincourt einen durchaus unannehmbaren Friedensentwurf. Napoleon verlangte Italien [* 9] bis zur Etsch für Eugen Beauharnais, das linke Rheinufer nebst den Niederlanden bis zur Schelde und Nimwegen [* 10] für Frankreich und Entschädigungen für seine Brüder, die ihre Throne verloren. Die Verbündeten brachen daher im Sinn des Traktats von Chaumont mit der achten Konferenz 18. und 19. März die ¶
mehr
Unterhandlungen in ab und entwickelten in einer Erklärung, die sie von Vitry aus 25. März erließen, die sie bestimmenden Gründe.
Auch durch den Überfall vom ist Châtillon
bekannt. Das deutsche Landwehrbataillon Unna
[* 12] und zwei Eskadrons des 5. Reservehusarenregiments
wurden hier von französischen Freischaren angegriffen und mußten sich mit einem Verlust von 120 Mann
und 70 Pferden auf Château-Vilain zurückziehen.
Vgl. La Peyrouse, Histoire de Châtillon
(1837). -
2) (Châtillon
sur Indre) Stadt im franz. Departement Indre, Arrondissement Châteauroux, an der Eisenbahn Tours-Châteauroux, hat eine
interessante Kirche aus dem 11. Jahrh. (mit alten Skulpturen), Schloßruinen, Glas- und Metallindustrie
und (1876) 2123 Einw. -
3) (Châtillon
sur Loire) Stadt im franz. Departement Loiret, Arrondissement Gien, an der Lyoner Bahn, mit einem Schloß der Coligny, Marmorbrüchen
und (1876) 2214 Einw. -
4) (Châtillon
sur Sèvre) Städtchen im franz. Departement Deux-Sèvres, Arrondissement Bressuire, am Ouin, 7 km von der Sèvre und an der
Orléansbahn gelegen, mit alter Abtei (jetzt Mairie), Burgruine, Fabrikation von Flanell, Leinwand und künstlichem Dünger, bedeutendem
Handel mit Schafen und (1876) 1355 Einw. -
5) lès Bagneux) Dorf südlich von Paris, [* 13] den Forts Vanves und Montrouge gegenüber an den Höhen von Clamart gelegen, wo der bayrische General v. Hartmann mit Truppen des 2. bayrischen und des 5. preußischen Korps das 14. französische Korps unter Ducrot, das die Zernierung zu hindern versuchte, in völliger Panik zurückwarf.