Château-Thierry
(spr. schatoh-tjerri), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Aisne, liegt amphitheatralisch am rechten Ufer der Marne und an der Ostbahn, überragt von den Ruinen eines alten Schlosses, hat 2 Kirchen, ein Collège, Fabrikation mathematischer und musikalischer Instrumente, Färbereien, Gewinnung von Pflaster- und Mühlsteinen, lebhaften Handel mit Schafen, Holz, Wolle, Getreide, Wein etc. und (1881) 6294 Einw. Eine schöne Brücke von drei Bogen führt zur Vorstadt Marne am andern Flußufer. In der Nähe sind zwei eisenhaltige Heilquellen. Die Stadt ist Geburtsort des Fabeldichters Lafontaine (»Maison de Lafontaine« von 1559), dem hier ein Denkmal errichtet ist. Das Schloß wurde 720 für Theuderich IV. (Thierry, daher der Name der Stadt) vom Majordomus Karl Martell erbaut; hier wohnten die Grafen von Vermandois und von der Champagne, Heinrich II., der Herzog von Alençon, Ludwig XIII. und die Herzöge von Bouillon. Von König Karl VI. ward Château-Thierry zur Pairie und von Karl IX. 1566 zum Herzogtum erhoben. Am 12. Febr. 1814 schlug hier Napoleon I. die Preußen und Russen unter Sacken. Vgl. Pocquet, Histoire de Château-Thierry (Par. 1839).