Chartier
(spr. scharrtĭeh),
Alain, franz. Dichter, geb. um 1390 zu
Bayeux, gest. 1430 oder 1433,
studierte in
Paris
[* 2] und wurde Sekretär
[* 3]
Karls VII. In seiner
Jugend dichtete er in der allegorisierenden, spitzfindigen und doch
nüchternen
Weise seiner Zeit die
«Deux fortunés», das moralisierende, romanartige
«Livre des quatre
Dames», das
«Lay de la belle
Dame
sans mercy» u. a. Später brachte er in Prosa und Versen seine
moralischen Überzeugungen, seine Lebensweisheit und patriotische Gesinnung zum
Ausdruck, bewies in korrekten aber eintönigen
Balladen und Lays, wie in dem
«Lay de Paix» (um 1425) und der
«Ballade de fougères» (1448) warme Liebe zum Vaterlande und erscheint
in der Prosaschrift «Le
[* 4] Curial», einer
Schilderung des Hoflebens, als lebenserfahrener Sittenlehrer. Von
Prosawerken ist ein
Brief über die
Jungfrau von Orléans hervorzuheben. Mit Unrecht wird ihm ein Geschichtswerk über
Karl
VII. zugeschrieben. Bis ins 16. Jahrh. galt Chartier
als klassischer Dichter und als
Begründer der franz.
Beredsamkeit. Seine Werke wurden von Duchesne herausgegeben (Par. 1617). –
Vgl. Delaunay, Étude sur
Chartier
(Par. 1876);
Joret-Desclosières, Un écrivain national au XVe siècle,
A. Chartier
(ebd. 1876).