Charta
(Chartula, lat.), bei den Römern ursprünglich ein Blatt [* 2] von den getrennten Lagen des ägyptischen Papyrus (s. d.), dann die Papyrusstaude selbst. Weil diese aber als Material zum Schreiben diente, sind ¶
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so verstand man unter Charta
auch alles, worauf etwas geschrieben oder gezeichnet war. In dieser Bedeutung ist das
Wort auch in die deutsche Sprache übergegangen (Karte, Visitenkarte, Spielkarte, Landkarte). Auch bei den alten Römern gab es
schon sehr verschiedene Papierarten, die man nach hochgestellten Personen, Fürsten etc. nannte, Charta
Claudia,
Charta
Livia. Die Charta
hieratica ward für geistliche Bücher verbraucht; die Charta
emporetica, von Kaufleuten zum Verpacken von Gütern
benutzt, war zum Schreiben unbrauchbar. Im Mittelalter hieß Charta
oder Diploma jede Urkunde.
Die größte Berühmtheit erhielt die vorzugsweise so genannte Magna Charta (s. d.) der Engländer. In Rücksicht auf diese
sowie auf die Charte constitutionnelle Ludwigs XVIII. von Frankreich gebrauchte man zuweilen das Wort Charte
für geschriebene Verfassungsgesetze überhaupt, wofür aber in der Folge das Wort Konstitution gebräuchlicher geworden ist.
In Portugal
[* 4] waren merkwürdigerweise beide Worte die Losungen entgegengesetzter Parteien, indem die 1826 von Dom Pedro verliehene
Verfassung von der französischen Partei den Namen Charte erhielt, die Cortesverfassung von 1821 aber Konstitution
betitelt war. In England nannten die Radikalreformers ihr Programm Charte, daher der Name Chartisten (s. Chartismus). Charta
cerata,
Wachspapier; Charta
nitrata, Salpeterpapier; Charta
resinosa, antirheumatica, antarthritica, Gichtpapier.