Titel
Charpentier
(spr. scharpangtjeh), 1)
Marc
Antoine, franz.
Komponist, geb. 1634 zu
Paris,
[* 2] ging mit 15
Jahren nach
Italien,
[* 3] um sich als
Maler auszubilden, wurde aber durch
Carissimis
Kompositionen für die
Musik gewonnen und in
Rom
[* 4] dessen
Schüler. Nach
Paris zurückgekehrt, bekleidete er verschiedene Kapellmeisterstellen, zuletzt die an der Ste.-Chapelle,
und starb im März 1702. Charpentier
war der bedeutendste Gegner und
Rival
Lullys,
dem er an
Bildung, auch fachmännischer, überlegen
war, an
Genie jedoch nicht gleichkam. Außer 15
Opern hat er einige »Tragédies spirituelles« für das Jesuitenstift,
Kirchenmusikstücke,
Pastorales und Trinklieder hinterlassen.
2) François Philippe, Mechaniker, geb. zu Blois, erlernte in Paris die Kupferstecherkunst und erfand die getuschte Manier im Kupferätzen, verkaufte aber sein Geheimnis dem Grafen Caylus. Die ältesten Stiche in Tuschmanier von ihm sind: Perseus [* 5] und Andromeda, nach Vanloo;
Enthauptung des Johannes, nach Guercino;
eine alte Spinnerin, [* 6] ein Schäfer, das italienische Konzert, das Kinderbacchanal, nach Jan de Witt, u. a. Diese Erfindung verschaffte ihm Wohnung im Louvre und den Titel eines königlichen Mechanikers.
Als solcher machte er vielfache mechanische Entdeckungen und Versuche: er schmolz mit dem Brennspiegel Metalle, vervollkommte die Laternen der Leuchttürme und Kriegsschiffe, erfand Feuerspritzen, [* 7] Maschinen zum Kanonenbohren, zum Gravieren von Zeichnungen für Spitzenfabriken, zum gleichzeitigen Schneiden mehrerer Platten auf einmal und zum Bohren von sechs Flintenrohren. Für letztere erhielt er das Direktorium des Atelier de perfectionnement. Er starb in Blois.
3) Johann Friedrich Wilhelm Toussaint von, Geognost und Bergbaukundiger, geb. zu Dresden, [* 8] studierte Jurisprudenz und Mathematik, wurde 1766 Lehrer der letztern an der Bergakademie zu Freiberg [* 9] und widmete sich nun dem Studium der Bergwerkswissenschaften. 1773 wurde er Bergkommissionsrat und Oberbergamtsassessor und 1784 Direktor des Alaunwerks zu Schwemsal. Mit Benutzung des von ihm 1785 in Ungarn [* 10] eingesehenen ¶
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verbesserten Amalgamierverfahrens wurde das Amalgamierwerk in Freiberg angelegt. Charpentier
starb als Wirklicher Berghauptmann in
Freiberg. Er hat sich um den wissenschaftlichen Betrieb des Bergbaues große Verdienste erworben und förderte die geognostische
Untersuchung des Landes unter der Leitung der Bergakademie. Er schrieb: »Mineralogische Geographie der kursächsischen Lande«
(Leipz. 1778);
»Beobachtungen über die Lagerstätten der Erze, hauptsächlich aus den sächsischen Gebirgen« (das. 1799);
»Beiträge zur geognostischen Kenntnis des Riesengebirges schlesischen Anteils« (das. 1804).
4) Toussaint von, Sohn des vorigen, geb. zu Freiberg, studierte daselbst das Bergfach und seit 1797 in Leipzig [* 12] Rechtswissenschaft. Er trat 1802 als Bergsekretär in preußische Dienste [* 13] und wurde 1810 Oberbergrat im Oberbergamtskollegium zu Breslau. [* 14] Im J. 1828 wurde er zum Vizeberghauptmann von Schlesien, [* 15] 1830 zum Berghauptmann und Direktor des westfälischen Bergamts in Dortmund [* 16] und 1835 zum Berghauptmann in Schlesien ernannt. Er starb in Brieg. [* 17] Neben mineralogischen und das Bergwesen betreffenden Studien beschäftigte er sich auch mit entomologische Untersuchungen, welche er durch seine »Horae entomologicae« (Bresl. 1825, mit 9 Tafeln Abbild.),
»Libellulinae europaeae« (Leipz. 1840) und »Orthoptera« (das. 1841-43, 10 Hefte) sowie durch die Veranstaltung einer neuen Ausgabe von Espers Werken: »Die europäischen Schmetterlinge« [* 18] (Erlang. 1829-39, 6 Bde. nebst Suppl.) und »Die ausländischen Schmetterlinge« (das. 1830, 16 Hefte) wesentlich förderte.
5) Johann G. F., Geognost, Bruder des vorigen, geb. zu Freiberg, Direktor der Saline zu Bex im Waadtland, Professor der Geologie [* 19] in Lausanne; [* 20]
starb in Bex. Er schrieb: »Essai sur la constitution géognostique des Pyrénees« (Par. 1823);
»Sur la cause probable du transport des blocs erratiques de la Suisse« (das. 1835);
»Essai sur les glaciers et sur le terrain erratique du bassin du Rhône« (Lausanne 1841).