Charon
,
[* 1] in der griech.
Mythologie Sohn des
Erebos und der
Nyx, der greise Fährmann der
Unterwelt,
welcher die
Schatten
[* 2] der beerdigten
Toten über die
Flüsse
[* 3] der
Unterwelt setzte, wofür er einen dem
Toten bei der
Bestattung
in den
Mund gesteckten
Obolos erhielt.
Lebende, die überfahren wollten, mußten ihm den berühmten goldenen
Zweig zeigen.
Weil er
den
Herakles
[* 4] ohne denselben übersetzte, mußte er ein ganzes Jahr in
Banden liegen. Die Griechen dachten
sich Charon
als einen finstern und grämlichen Alten, mit einem dunkeln Schifferkittel bekleidet, wie er z. B.
auf dem Gemälde des Polygnot in
Delphi zu sehen war und vielfach auch auf attischen Gräbervasen abgebildet ist (vgl. Abbildung).
Die
Etrusker dagegen stellten sich ihn als eine Art von
Würger dar, von einem schreckliche halbtierischen
Äußern und mit einem großen
Hammer
[* 5] bewaffnet, bald in der
Schlacht mordend, bald die Verstorbenen in die
Unterwelt geleitend
oder
Wache an der Grabespforte haltend. Schließlich ward er zum
Repräsentanten der
Unterwelt und des
Todes und
lebt in dieser Bedeutung noch jetzt in den Liedern der
Neugriechen fort als Charos oder Charontas
, der mürrische
Greis, der
bald wie ein schwarzer
Vogel auf sein
Opfer niederschießt, bald als fließender
Reiter die
Scharen der Verstorbenen durch die
Lüfte zum Totenreich führt.
Vgl.
Krüger, Charon
und
Thanatos (Berl. 1866);
Ambrosch,
De Charonte
etrusco (Bresl.
1837).
[* 1]
^[Abb.: Charon
,
Hermes
[* 6]
Psychopompos und eine Verstorbene (Vasenbild in
München).]
[* 7]