Charmes
(spr. scharm), 1) Francis, franz. Politiker, geb. 21. April 1848 zu Aurillac (Cantal), studierte die Rechte, nahm am Kriege 1870/71 als Mobilgardenoffizier in der Loirearmee teil, trat 1872 in die Redaktion des »Journal des Débats« und verteidigte in demselben mit Geschick und Erfolg die Politik von Thiers. Der Minister des Äußern Barthélemy Saint-Hilaire ernannte ihn 1880 zum Unterdirektor im Ministerium des Auswärtigen. 1881 ward er in seinem Heimatdepartement zum Deputierten gewählt, 1882 trat er wieder in die Redaktion des »Journal des Débats« ein. 1885-89 war er Direktor der politischen Angelegenheiten im Ministerium des Auswärtigen. Seit 1885 ist er wieder republikanischer Deputierter.
2) Gabriel, franz. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 7. Nov. 1850 zu Aurillac, trat 1870 in die Redaktion einer Zeitung zu Montpellier, ward 1872 von seinem Bruder Francis an das »Journal des Débats« berufen und 1874 Mitglied der Redaktion; er schrieb besonders über die orientalische Frage. Thiers und Gambetta begünstigten ihn. Doch nötigte ihn seine schwächliche Gesundheit, Paris zu verlassen und nach einer Reise im Orient seinen Wohnsitz im Süden Frankreichs zu nehmen, wo er sich mit Marineangelegenheiten beschäftigte. Er starb 19. April 1886 in Paris. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Cinq mois au Caire et dans la Basse-Égypte« (1880); »L'avenir de la Turquie« (1882); »La Tunisie et la Tripolitaine« (1883); »Voyage en Palestine« (1884); »Politique extérieure et coloniale« (1885); »Les stations d'hiver de la Méditerranée« (1885); »La réforme de la marine« (1886); »Une ambassade au Maroc« (1887) und anonym: »Nos fautes«, eine Sammlung der im »Journal des Débats« etc. veröffentlichten »Lettres de province« (1886) u. a. - Ein dritter Bruder, Xavier Charmes, geb. 23. Nov. 1849, ist Direktor im Unterrichtsministerium und veröffentlichte ein wertvolles Werk über das 1833 von Guizot gegründete Comité des travaux historiques et scientifiques (1886).