Titel
Charlottenburg
,
[* 1] Stadt
(Stadtkreis) im preuß. Regierungsbezirk
Potsdam,
[* 2] 5 km westlich von
Berlin,
[* 3] 33 m ü. M., an der
Spree,
Station an der
Berliner
[* 4] Stadt- und Ringbahn mit Anschluß an die
Eisenbahnen von
Berlin nach
Hamburg,
[* 5]
Hannover
[* 6]
(Köln),
[* 7]
Holzminden
(Aachen)
[* 8] u.
Nordhausen
[* 9]
(Frankfurt
[* 10] a. M.). Unter den
Straßen sind die
Berliner
Straße und die 53 m breite
Kurfürstendamm-Avenue, vom zoologischen
Garten
[* 11] bis zum
Grunewald, hervorragend; unter den Gebäuden die für die
Artillerie-
und
Ingenieur-, für die technische
Hochschule, die Hochreservoirs der
Berliner u. Charlotten
burger
Wasserwerke auf dem
Spandauer
Berg, die Gebäude des
Vereins für Hindernisrennen auf der
Rennbahn ebenda, zahlreiche
Villen auf
Westend
(dem neuen Stadtteil im W.) und im südöstlichen Stadtgebiet und das königliche
Schloß.
Bildhauerkunst VIII

* 14
Bildhauerkunst VIII.Dieses, dem die Stadt ihre Entstehung verdankt, wurde seit 1696 für Sophie Charlotte, zweite Gemahlin des Kurfürsten, nachmaligen Königs Friedrich I., unter Schlüters Leitung in der Nähe des Dorfs Lietzen (Lützow) erbaut und deshalb anfangs Lietzenburg genannt. Nach dem Tod Sophie Charlottens erhielt es vom König den jetzigen Namen, und zu Anfang des 18. Jahrh. begann derselbe die Erbauung der Stadt. Das Schloß enthält einen Mittelbau von Schlüter, zwei Seitenflügel und eine hohe Kuppel von J. F. ^[Johann Friedrich] v. Eosander. An dasselbe schließt sich ein geräumiger, von der Spree begrenzter Park mit einem großen Orangeriehaus, einem Theater [* 12] und dem berühmten Mausoleum aus Granit (von Hesse), welches die Grabdenkmäler der Königin Luise (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 13] VIII«, [* 14] Fig. 1) und Friedrich Wilhelms III., von Rauch in Marmor gearbeitet, enthält. Zu den Füßen derselben ist in einer Urne [* 15] von märkischem Findlingsgranit das Herz Friedrich Wilhelms IV. eingesenkt.
Unweit des
Schlosses dehnt sich der
Park der
Aktiengesellschaft
Flora mit schönem Palmenhaus aus. Charlottenburg
hat (1880) 30,483 Einw.,
darunter 27,818
Evangelische, 2147 Katholiken und 287
Juden. Die
Industrie ist im Aufblühen, einige Fabrikanlagen befinden
sich in dem Stadtteil Martinikenfelde im N. von der
Spree. Wichtig sind die
Eisengießereien und Maschinenfabriken,
Fabriken
für
Porzellan,
Thonwaren,
[* 16]
Glas,
[* 17]
Papier und
Pappe,
Chemikalien, Farbwaren, Spiritusapparate, farbiges
Leder,
Feilen; ferner eine
chemische Waschanstalt, eine Dampfsägemühle, Bierbrauerei,
[* 18] eine
Gas- und
Wasserleitung
[* 19] und große Pferdemärkte. An
Kunst-
und Bildungsanstalten sind vorhanden: das königliche
Institut für
Glasmalerei,
[* 20] die vereinigte
Artillerie-
und
Ingenieur-, die technische
Hochschule, ein
Gymnasium. Für ältere ledige
Frauen ist das Wilhelmsstift bestimmt; sodann gibt
es eine Kaltwasserheilanstalt, ein
Krankenhaus
[* 21] und 3 Privatirrenanstalten. Charlottenburg
ist Sitz einer Polizeidirektion und eines Amtsgerichts
und hat einen
Magistrat
Charlottenhof - Charon

* 23
Seite 3.953.
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 22] von Charlotten
burg.]
¶
mehr
von 3 besoldeten und 9 unbesoldeten sowie eine Stadtverordnetenversammlung von 42 Mitgliedern. Garnison: 1 Eskadron des Regiments Garde du Korps.