Titel
Charleston
(spr. tscharlst'n), 1) wichtigste See- und Handelsstadt des nordamerikan. Staats Südcarolina, auf einer durch die Flüsse [* 2] Ashley und Cooper gebildeten Halbinsel, an geräumigem, aber nur für Schiffe [* 3] von 4,9 m Tiefgang zugänglichem Hafen. Den Zugang zu demselben verteidigen Fort Moultrie, Fort Sumter (auf einer Insel, jetzt in Ruinen) und Castle Pinckney aus einer Insel, dicht bei der Stadt. Die Stadt steht auf flachem Boden, der nur wenige Fuß über dem Hochwasser erhaben ist, wodurch sie häufigen Überschwemmungen bei Sturmfluten ausgesetzt ist. Sie ist regelmäßig angelegt; die Häuser, meist aus Ziegelsteinen aufgeführt und oft mit von Wein umrankten Veranden verziert, geben ihr ein freundliches Ansehen, wenn auch in der Altstadt enge Straßen und feuergefährliche Holzbauten keineswegs ¶
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selten sind. In den Vorstädten gibt es viele von Gärten umgebene Villen. Eine Hauptstraße, Meeting Street genannt, durchkreuzt die Stadt von N. nach S.; in ihr liegen die wichtigsten öffentlichen Gebäude, und sie ist Sitz des großen Geschäfts, während in der mit ihr gleichlaufenden Charles Street die glänzendsten Läden zu finden sind. Eine hübsche Anlage (Battery) liegt am Hafen. Die öffentlichen Gebäude sind meist unansehnlich. Unter den Kirchen ist die älteste die 1752 erbaute St. Michaelskirche.
Erwähnung verdienen: das Rathaus, das Zollhaus, das Postamt (1761 erbaut), die Gerichtshöfe, das Wachthaus (Guard house)
der Polizei, eine große Markthalle und das städtische Gefängnis. Charleston
hatte 1870: 48,956, 1880: 49,984
Einw. Die Industrie befaßt sich mit Herstellung von Kunstdünger (aus dem phosphorsauren Mergel, der 1868 in der Nähe der
Stadt entdeckt wurde), Maschinen, Mahlen von Getreide
[* 5] und Reis, Destillation
[* 6] von Teer und Terpentin. Weit bedeutender ist indes
der Handel.
Zur Ausfuhr kommen namentlich: Baumwolle,
[* 7] Reis, Tabak,
[* 8] Korn, Speck, Terpentinöl und Bauholz, zusammen im J.
1883/84 im Wert von 16,232,067 Doll., während die Einfuhr nur 462,949 Doll. betrug. Charleston
ist Sitz eines deutschen Konsuls. Unter
den Wohlthätigkeitsanstalten ragt das Waisenhaus durch seine Größe hervor, es ist das bedeutendste Gebäude der Stadt.
Von Bildungsanstalten sind zu nennen: das 1788 gegründete College mit Bibliothek und Museum, die medizinische
Schule und die städtische Bibliothek. Auch ein Theater
[* 9] (Academy of Music) hat die Stadt, und die Freimaurer sind im Besitz eines
stattlichen »Tempels«. - Charleston
ist eine der ältesten Städte der Union.
Die erste Ansiedelung fand 1672 statt; sie erhielt gegen Ende des Jahrhunderts bedeutenden Zufluß durch
Auswanderer aus Barbados und durch Hugenotten aus Frankreich. 1783 wurde Charleston
zur City erhoben; 1779 besetzten die Engländer die
Stadt, gaben sie aber im folgenden Jahr wieder auf. Im letzten nordamerikanischen Bürgerkrieg spielte Charleston
eine wichtige Rolle.
Am eröffneten die Konföderierten hier die Feindseligkeiten, indem sie Fort Sumter beschossen,
welches sich am 14. ergab.
Sie sammelten hier bedeutende Kriegsvorräte an, welche ihnen teilweise durch »Blockadebrecher«
zugeführt wurden. Die 1863 von den Unionisten zur See gemachten Angriffe wurden zurückgeschlagen; darauf begann im August das
Bombardement der Stadt, das mit geringen Unterbrechungen bis zum andauerte, an welchem Tag die
Konföderierten Charleston
verließen und die Stadt sich ergab, von der ein Teil während der Belagerung zusammengeschossen
und abgebrannt war. -
2) Stadt im nordamerikan. Staat Westvirginia, am schiffbaren Kanawha, 100 km oberhalb dessen Mündung in den Ohio, in fruchtbarem Thal, [* 10] in welchem auch Steinkohlen, Eisen [* 11] und Salzquellen vorkommen, mit (1880) 4192 Einw. 1870-75 war es die Hauptstadt des Staats. Das damals gebaute Kapitol dient jetzt andern Zwecken.