Charleroi
(spr. scharlroa), Hauptstadt eines
Arrondissements in der belg.
Provinz
Hennegau, am linken
Ufer der
Sambre und
an der Vereinigung der sechs Eisenbahnlinien nach
Brüssel,
[* 2]
Mons,
[* 3]
Maubeuge,
Mézières,
Hasselt,
Löwen,
[* 4] 2 km von dem gleichnamigen,
nach
Brüssel führenden
Kanal,
[* 5] zerfällt in die Oberstadt, die Unterstadt und
Entre deux villes, beide
letztere durch eine massive
Brücke
[* 6] über die
Sambre verbunden. Die Festungswerke, welche die Oberstadt umgaben, hat man seit 1866 in
Promenaden verwandelt. Charleroi
zählt (1881) 19,310 Einw.
Bedeutend ist die durch die höchst ergiebigen Steinkohlengruben der
Umgegend hervorgerufene
Industrie, vornehmlich Fabrikation
von
Maschinen,
Glas- und Eisenwaren
(Gewehre,
Messer,
[* 7]
Nägel
[* 8] etc.), sowie der
Handel mit
Eisen,
[* 9]
Steinkohlen,
Vieh und den
Produkten der
Industrie. Charleroi
ist Sitz einer
Handelskammer, eines
Athenäums und einer
Industrieschule. Etwa 1 km von der
Stadt ist das große metallurgische Etablissement
Couillet (s. d.), und andre
Orte mit Kohlengruben und mannigfaltiger Eisenindustrie,
wie
Gilly,
Jumet,
Châtelet,
Montignies etc., liegen in der
Nähe. Bei dem
Ort
Aiseau, 12½ km von Charleroi
entfernt,
sind 1875 Überreste einer römischen
Villa mit unterirdischen Heizgewölben ausgegraben worden. - Charleroi
, ursprünglich Charnoy,
wurde 1666 von
Karl II. von
Spanien
[* 10] befestigt und nach ihm benannt, fiel aber schon im folgenden Jahr in
die
Hände der
Franzosen, worauf
Ludwig XIV. die
Befestigung des
Orts durch
Vauban vollenden ließ. Im
Frieden von
Aachen
[* 11] (1668)
wurde Charleroi
den
Franzosen abgetreten, aber, nachdem es im folgenden
Krieg wiederholt belagert worden, 1678 (im
Frieden von
Nimwegen)
[* 12] wieder an
Spanien gegeben, 1693 von den
Franzosen, 1697 von den Spaniern und 1746 abermals von den
Franzosen
erobert.
Während des französischen Revolutionskriegs war Charleroi
, besonders 1794, den Österreichern von großer Wichtigkeit,
da sie mit Charleroi
die ganze Sambrelinie behaupteten. Die
Franzosen begannen darauf eine großartige Belagerung des Platzes, der
aber erst, nachdem die
Besatzung bis auf einige
Hundert Mann zusammengeschmolzen war, durch
Kapitulation
(25. Juni) in ihre
Hände kam. Die Festungswerke wurden geschleift, zwar seit 1816 wegen der Wichtigkeit des
Punktes von den
Niederlanden
wiederhergestellt, in neuester Zeit aber wieder beseitigt.