Titel
Chares
,
1) athen.
Feldherr, Sohn des Theochares
, aus Aixone gebürtig, kam 367
v. Chr. mit athenischen
Hilfsvölkern den von
Sikyon und
Argos bedrängten Phliasiern erfolgreich zu
Hilfe, erregte jedoch 361 im
Feldzug gegen
Alexander von
Pherä durch seine
Habsucht die Erbitterung der
Bundesgenossen gegen
Athen
[* 2] so, daß er von manchen als
Urheber des Bundesgenossenkriegs
angesehen wurde. Nach
Ausbruch dieses
Kriegs wurde er mit
Chabrias gegen
Chios geschickt und nach dessen
Tod 355 alleiniger
Feldherr, bis
Iphikrates und
Timotheos mit einer zweiten
Flotte erschienen, worauf die vereinigten
Geschwader
der
Athener gegen Byzanz segelten, um die Chier, Rhodier und
Byzantiner von
Samos abzuziehen. Da die andern
Feldherren auf der
Fahrt nicht dem
Rate des Chares
, während eines
Sturms die feindliche
Flotte, die man bei
Chios traf, anzugreifen,
folgten, so klagte er sie in
Athen an und veranlaßte dadurch deren Absetzung. So im alleinigen
Besitz des
Kommandos, lieh er
seine Streitkräfte dem aufständischen
Satrapen
Artabazos, wurde aber auf die
Drohungen des
Königs hin
nach
Athen zurückgerufen.
In dem
Krieg zwischen
Philipp von
Makedonien und den Olynthiern (349) kam Chares
mit athenischen
Truppen den letztern zweimal zu
Hilfe.
Auch den
Byzantinern ward er als
Beistand gesendet, aber von diesen wegen seiner früher an den
Bundesgenossen verübten
Erpressungen
nicht aufgenommen. Zuletzt war er Unterbefehlshaber in der
Schlacht bei
Chäroneia (338), ein Mann nicht
ohne
Talent, ein geborner
Krieger voll
Mut und Unternehmungsgeist, aber ohne sittlichen Halt, habsüchtig, gewissenlos und gegen
andre treulos und gewaltthätig.
2) Bildhauer, von Lindos auf Rhodus gebürtig, Schüler des Lysippos, lebte um 324 v. Chr. und verfertigte den 70 Ellen (105 Fuß) hohen Sonnenkoloß auf Rhodus. Die Statue bestand ohne Zweifel aus mehreren Gußstücken, und ihren Kern bildeten gemauerte große Werkstücke. Wie der Koloß aussah, wissen wir nicht; die bekannte [* 1] Figur mit den gespreizten Beinen, durch welche Schiffe [* 3] fahren, ist reine Phantasie, die zuerst in den Niederlanden (Martin Heemskerk) im 16. Jahrh. aufgetaucht zu sein scheint. Dieses siebente Wunderwerk der Welt wurde übrigens schon 56 Jahre nach seiner Aufstellung durch ein Erdbeben [* 4] oberhalb der Kniee abgebrochen. Plinius nennt die Trümmer gähnende Schlünde.
Von Chares
befand sich auch ein kolossales
Haupt
auf dem römischen
Kapitol, vom
Konsul P.
Lentulus dahin gestiftet.