Titel
Chardin
(spr. schardang), 1)
Jean, franz. Reisender, geb. zu
Paris,
[* 2] Sohn eines reformierten Juweliers, ging,
kaum 22 Jahre alt, nach
Ostindien,
[* 3] um
Diamanten einzukaufen. Nach kurzem Aufenthalt in
Surate begab er sich nach
Persien
[* 4] und
blieb, zum königlichen
Kaufmann ernannt, sechs Jahre in
Ispahan, mit
Studien über die politischen und
militärischen Zustände des
Reichs beschäftigt. Mit reichen historischen und antiquarischen Sammlungen kam er 1670 in sein
Vaterland zurück, verweilte aber von 1671 bis 1681 wieder in
Persien und
Indien und wandte sich nach seiner Rückkehr nach
London,
[* 5] wo er vom König
Karl II. zum
Ritter geschlagen und darauf als bevollmächtigter englischer
Minister
und
Agent der
Englisch-Ostindischen
Kompanie nach
Holland gesandt wurde.
Später nach
England zurückgekehrt, starb er in der
Nähe von
London. Er veröffentlichte: »Le
[* 6] couronnement de Soleiman III, roi de
Perse, etc.« (Par. 1671)
und das wertvolle und interessante
»Journal des voyages du chev. Chardin
en
Perse et autres lieux de l'Orient, etc.« (Amsterd. 1711,
mit
Zeichnungen von Grelot; neue Ausg. von L. Langlès, Par. 1811, 10 Bde.).
2)
Jean
Baptiste
Simeon, franz.
Maler, geb. 1698 zu
Paris, widmete sich der
Malerei bei Cazes und
Noël
Coypel,
wurde aber mehr durch das
Studium der Niederländer gefördert, in deren Art er anfangs Blumenstücke und
Stillleben mit toten
Tieren,
Früchten, Geräten und seit 1733 auch Genrebilder von großer Naturwahrheit, hauptsächlich Kücheninterieurs mit
Köchinnen, malte. Es gelang ihm, in der
Kraft
[* 7] und dem
Schmelz des
Kolorits die holländischen Stilllebenmaler
zu erreichen. Seine Hauptwerke sind: die Briefsieglerin von 1733
(Berlin,
[* 8] königliches
Schloß), die vom
Markt heimkehrende
Frau von 1738 und 1739 (in
Berlin und im
Louvre zu
Paris), das Kartenhaus, das Ölfläschchen, der Bratspieß
(Louvre),
Mutter
und
Kind und die Köchin
(Wien,
[* 9]
Galerie
Liechtenstein).
[* 10] Chardin
hat auch
Porträte
[* 11] gemalt. Er starb 1779 in
Paris.