Chaptal
(spr. schaptall
),
Jean
Antoine
Claude,
Graf von Chanteloup, Staatsmann und Chemiker, geb. zu
Nogaret
(Lozère),
bildete sich in Paris [* 2] und lebte dann als Arzt und Professor der Chemie in Montpellier. [* 3] Seine hier gehaltenen Vorträge erschienen 1790 (»Elements de chimie«, 3 Bde.; 4. Aufl. 1803) und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er gründete Fabriken, in welchen die ersten Versuche in der Bereitung von Schwefelsäure, [* 4] künstlichem Alaun [* 5] und Soda gemacht wurden, die in der Industrie eine förmliche Revolution bewirkten; auch führte er die Türkischrotfärberei in Frankreich ein und gab ein nach ihm benanntes Weinverbesserungsverfahren an. Im J. 1798 ward er Mitglied des Instituts und 1799 von Napoleon in den Staatsrat berufen. Im J. 1800 zum Minister des Innern ernannt, richtete er sein Augenmerk vorzüglich auf die Hebung [* 6] der Industrie; er begründete die Handelsgesetzgebung und vermehrte die Börsen, sorgte für die arbeitenden Klassen und beutete die Fortschritte Englands im Maschinenwesen aus.
Ihm verdankt Frankreich auch die erste Kunst- und Gewerbeschule, die in Compiègne errichtet, später nach Châlons verlegt wurde. Die großen Sammlungen des Konservatoriums für Künste und Gewerbe ordnete er und öffnete sie für den Unterricht industrieller Bürger. Er begünstigte auch den Bau neuer Straßen (z. B. über den Simplon, den Mont Cenis und den Mont Genèvre), Brücken [* 7] und Kanäle und begründete die freie Flußschiffahrt. Er rief die ägyptische Kommission ins Dasein, die das für alle Zeiten ruhmvolle Nationalwerk schuf.
Ebenso war er thätig für die Errichtung und
Ausbildung wissenschaftlicher Lehranstalten. Weil Chaptal
sich aber weigerte, den
Runkelrübenzucker für besser zu erklären als
Rohrzucker, erhielt er 1804 seine Entlassung, ward indes
schon 1805 vom
Kaiser zum Mitglied des Erhaltungssenats berufen und 1811 zum
Grafen erhoben. Während der
Hundert Tage war er
Staatsminister und
Direktor des
Handels und der Manufakturen. Nach der
Restauration trat er ins Privatleben zurück, ward aber
von
Ludwig XVIII. 1819 in die Pairskammer berufen. Er starb in
Paris. Seine Hauptwerke sind:
»Essai sur le perfectionnement des arts chimiques en
France« (Par. 1800);
»Chimie appliquée aux arts« (das. 1807, 4 Bde.; deutsch von Hermbstädt, Berl. 1808) und »Chimie appliquée à l'agriculture« (Par. 1823, 2 Bde.; 2. Aufl. 1829; deutsch von Eisenbach, mit einem Anhang von Schübler, Stuttg. 1824).
Seine letzte litterarische Leistung war das Werk »De l'industrie française« (Par. 1829, 2 Bde.).