Chapelain
(spr. schap'lang),
Jean, franz. Dichter, geb. 1595 zu
Paris,
[* 2] Sohn eines
Notars, studierte
Medizin und vorzüglich alte und neue
Sprachen und zog durch seine Vorrede zu
Marinis »Adone« die
Aufmerksamkeit
Richelieus auf
sich, der ihm eine
Stelle an der neu zu errichtenden Académie française verlieh und ihn mit der Einrichtung derselben beauftragte,
sich auch seiner
Feder zur Feilung eigner
Produktionen bediente. Chapelain
war jetzt das
Orakel aller französischen
Dichter.
Mit großer Unparteilichkeit lieferte er dem
Minister
Colbert eine
Liste derjenigen Schriftsteller des In- und
Auslandes, welche
würdig wären, von
Ludwig XIV. mit einer
Pension bedacht zu werden.
Sein
Ruhm sank indessen mit der Veröffentlichung der ersten
zwölf
Gesänge seines epischen Gedichts »La
Pucelle d'Orléans« (1656), woran er 20 Jahre lang gearbeitet
hatte. Die Erwartung war so hoch gespannt gewesen, daß in 18
Monaten 6
Auflagen erschienen; aber der langweilige
Inhalt, der
hölzerne
Stil, der Mangel jeder dichterischen
Eigenschaft ließen im
Verein mit den beißenden
Epigrammen und der
vernichteten
Kritik Boileaus und seiner
Freunde ( Chapelain
décoiffé« und
»Métamorphose de la perruque de Chapelain
en comète«, 1664)
das Werk und den Dichter bald in Vergessenheit geraten. Chapelain
starb 1674.