Chanson
(franz., spr. schangssong), im
allgemeinen jedes singbare Gedicht, gleichviel ob epischer oder lyrischer
Gattung. In diesem
Sinn heißen in der ältern nordfranzösischen
Poesie Chansons
de geste
jene größern epischen
Dichtungen, die von den
Trouvères vorgetragen (»gesungen und gesagt«) wurden,
im
Gegensatz zu den bloß gesagten oder gelesenen
Romans und
Contes. Jetzt versteht man darunter ausschließlich
ein leichtes
Lied, das einen
Gedanken anmutig, heiter, witzig, naiv erfaßt, Thörichtes mit pikantem
Spott geißelt, auch wohl
zu leidenschaftlichem
Kampf anfeuert.
Bis zum 16. Jahrh. trug der französische Chanson
vorherrschend den
Charakter des
Liebes- und Trinkliedes, wie die Chansons
des
Kastellans von
Coucy und Thibauds IV.,
Königs von
Navarra. Die
Kriege
Franz' I. und
Karls V., die
Schlachten
[* 2] von
Pavia,
Jarnac u. a., der
Tod
Heinrichs II. und
Karls IX. sowie andre Ereignisse der Zeit boten dem Chanson
eine
Fülle historischen
Stoffs, und zu den
Zeiten
Mazarins war ganz
Frankreich von satirischen Liedern erfüllt, die den
Namen
»Mazarinaden« erhielten.
Unter
Ludwig XIV. und seinen Nachfolgern atmete der Chanson
Lust und üppigen Lebensgenuß, während er im
Zeitalter der
Revolution
kriegerische
Töne anschlug, wie die
Marseillaise und der
Chant du départ. Von nun an
kam in die französische
Lyrik überhaupt
ein melancholisch-elegischer oder leidenschaftlich aufgeregter
Ton, und namentlich im C. prägte sich
alles aus, was das französische
Volk als solches bewegte, so namentlich in den Liedern
Bérangers, dem verkörperten Nationalgeist
seines
Volks.