Champignon
(frz., spr. schangpinnjóng), Brachpilz, Agaricus campestris L. (s. Tafel: Pilze [* 2] I: Eßbare Pilze, [* 1] Fig. 1, und Tafel: Pilze IV, [* 1] Fig. 4), der geschätzteste der eßbaren Hutpilze. Er findet sich vom Mai bis Oktober auf Brachäckern, Triften, Wiesen, an Waldrändern, in Obstgärten und Weinbergen durch ganz Europa [* 3] sowie in Nordafrika, Asien [* 4] und Nordamerika. [* 5] Sein gewölbter, fleischiger, bis 10,5 cm breiter Hut [* 6] ist trocken, weiß, auch gelblich oder bräunlich, oben seidenartig-glatt oder auch schuppig-zottig, doch nicht warzig, auf der Unterseite mit dichtstehenden, in der Jugend fleisch- oder rosenroten, später braunen Lamellen besetzt.
Der 5 cm lange und 2,5 cm dicke Stiel (Strunk) ist dichtfleischig und nach oben mit einem weißen, mehr oder minder
deutlichen Hautringe umgeben. Solange er jung ist, schmeckt dieser
Pilz
[* 7] angenehm gewürzhaft-süßlich und wird sowohl frisch,
verschieden zubereitet, genossen, als auch in Scheibchen getrocknet oder in anderer
Weise aufbewahrt. Der Champignon
wird des reichen
Ertrags wegen öfter in Gewächshäusern oder in
Kellern und andern dunkeln Räumen mit möglichst gleichmäßiger
Temperatur
gezogen. Für die
Beete (s. vorstehende
[* 1]
Fig. 1), die eine solche
Breite
[* 8] (1–1,20 m) erhalten, daß man sie von allen Seiten
bearbeiten kann, wird kurzer, frischer, strohfreier Pferdemist verwendet, welcher entweder am Fußboden, auf
Stellagen an der
Wand oder auch freistehend in etwa fußhohen Schichten aufgehäuft und gehörig festgeklopft wird.
Nach etwa 14
Tagen kommt auf das gut durchwärmte
¶
mehr
Düngerbeet eine etwa 3 cm hohe Schicht Mistbeet- oder lockere Rasenerde, welche die Brut (das Mycelium) in gleichmäßiger
Verteilung aufnehmen soll. Die für die Entwicklung der Champignon
nötige Wärme
[* 10] beträgt 10-12° R. bei mäßiger Feuchtigkeit.
Nach etwa 6 Wochen zeigen sich die ersten Pilze und können alsbald geerntet werden. Die Brut wird entweder
an Orten gesammelt, wo Champignon
häufig spontan wachsen, oder man bedient sich, wie in neuerer Zeit häufig, der
Champignon
-Brutsteine.
Dieselben bestehen aus einem Gemisch von kurzem, strohlosem Pferdedünger, Kuhfladen und etwas Gartenerde. Aus dieser Masse
werden Steine in Form der Ziegelsteine geformt. Nach Eindrücken von weißer Brut (Mycelium) in die noch
weiche Masse (in etwa 2-3 cm tiefe Löcher) werden diese Steine, nachdem sie von der Luft etwas abgetrocknet, auf einen Haufen
zusammengesetzt und mit frischem Pferdedünger umhüllt. Sobald die Steine vom Mycelium gänzlich durchzogen sind, werden
sie bis zum Gebrauche trocken aufbewahrt. -
[* 9]
Fig. 2 zeigt einen Champignon
keller
aus der Umgegend von Paris,
[* 11] wie ihn die meisten herrschaftlichen Häuser in Frankreich besitzen; auch produzieren daselbst
die Züchter sehr viel für den Markt, manche das ganze Jahr hindurch täglich 4-5 Ctr. In Deutschland
[* 12] ist die das ganze Jahr
dauernde Champignon
zucht noch wenig verbreitet. Nach der Methode des Ingenieurs Nepp in Leipzig-Plagwitz
lassen sich in jedem Raum ohne besondere Fachkenntnis rentable Champignon
anlagen einrichten, die weder dauernde Aussicht
noch Heizung
[* 13] erfordern. -
Vgl. Lebl, Die Champignon
zucht (3. Aufl., Berl. 1889).