Titel
Champagny
(spr. schangpannji), 1) Jean Baptiste Nompère de, Herzog von Cadore, franz. Staatsmann, geb. zu Roanne in Forez, im Collège La Flèche und der Militärschule von Paris [* 2] gebildet, trat 1774 in die Marine, zeichnete sich im amerikanischen Krieg glänzend aus und wurde schon 1782 Linienschiffskapitän. 1789 von dem Adel von Forez zum Deputierten gewählt, schloß er sich als einer der ersten dem dritten Stand an und that sich in der Nationalversammlung bei den Beratungen über die Reformen durch seine Beredsamkeit und seine gemäßigt freisinnigen Grundsätze hervor.
Während der Schreckensregierung zog er sich in das Privatleben zurück, ward aber dessenungeachtet bis
zum 9.
Thermidor ins Gefängnis geworfen. Nach dem 18.
Brumaire ernannte ihn der Erste
Konsul zum
Staatsrat im Marinedepartement.
Im Juli 1801 ging Champagny
als Gesandter nach
Wien,
[* 3] ward 1804 zum
Minister des Innern, 1807 zum
Minister des
Auswärtigen ernannt.
Als solcher wirkte er besonders zu dem berüchtigten
Traktat von
Fontainebleau mit, welcher die
Abdankung
König
Karls IV. von
Spanien
[* 4] und
Ferdinands VII. und die französische
Invasion in
Spanien zur
Folge hatte.
Von
Napoleon 1808 zum
Herzog von
Cadore (einem
Flecken im
Venezianischen, nordöstlich
von
Belluno) erhoben, hielt er sich 1809 in
Deutschland,
[* 5] besonders bei König
Jérôme in
Kassel,
[* 6] auf. Die
Verhandlungen über den
Wiener
Frieden 1809 und die Vermählung
mit einer österreichischen Erzherzogin gingen durch seine
Hand.
[* 7] 1811 verlor Champagny
das
Portefeuille des
Auswärtigen, weil die
Unterhandlungen mit Rußland nicht den gewünschten Erfolg hatten, erhielt aber bald die
Intendantur der
Krondomänen und ward
Senator.
Während des russischen
Feldzugs fungierte er als
Staatssekretär bei der
Kaiserin
Marie
Luise, und 1814 beim Herannahen der Alliierten
folgte er derselben nach
Blois. Nach
Napoleons I. Rückkehr von
Elba zum Pair ernannt, trat er bei der zweiten
Restauration in
den Privatstand zurück, bis ihn eine
Ordonnanz von 1819 wieder in die Pairskammer berief. Er starb in
Paris. Champagny
hinterließ vier
Söhne, von denen der älteste, der
Herzog von
Cadore (gest. 1870), als
Diplomat, die beiden jüngsten
als
Deputierte unter dem Kaiserreich eine politische
Rolle spielten.
2)
François
Joseph
Marie
Thérèse Nompère de (gewöhnlich
Graf
Franz de Champagny
genannt), franz.
Publizist, zweiter
Sohn des vorigen, geb. zu
Wien, war als Gesinnungsgenosse von Beugnot und
Montalembert ein eifriger Mitarbeiter
am
»Ami de la religion« und am »Correspondant« und verfocht namentlich
die Unterrichtsfreiheit vom klerikalen Standpunkt aus mit vielem
Talent. Mehrere seiner
Aufsätze erschienen
auch separat, z. B.: »Un mot d'un catholique« (1844);
»Du projet de loi sur la liberté d'enseignement« (1847);
»De la propriétè« (1849);
»Du Germanisme et du Christianisme« (1850);
»La charité chrétienne dans les premiers siècles de l'Église« (1854);
»De la critique contemporaine« (1864);
»Le [* 8] chemin de la vérité« (2. Aufl. 1874) u. a. Sein Hauptwerk ist die »Histoire des Césars« (1841-43, 4 Bde.; 2. Aufl. 1853),
deren Fortsetzungen unter den Titeln: »Les Antonins« (1863, 3 Bde.; 2. Aufl. 1866) und »Les Césars du III. siècle« (1870 u. öfter, 3 Bde.) erschienen.
Von seinen sonstigen Publikationen erwähnen wir: »L'homme à l'école de Bossuet« (1847, 2 Bde.),
ein
Auszug aus den Werken des berühmten
Geistlichen, und eine französische
Übertragung der
Briefe und
Reden von
Donoso Cortès
(1850). Champagny
gehörte mit zu den
Gründern der
»Revue contemporaine« und wurde 1869 an
Berryers
Stelle zum Mitglied der französischen
Akademie gewählt. Er starb in
Paris.