Chamonix
(spr. schamoni, auch Chamounix oder Chamouny genannt), romantisches und vielbesuchtes Thal [* 2] der savoyischen Alpen, [* 3] im franz. Departement Obersavoyen, Arrondissement Bonneville, erstreckt sich am Nordfuß der Montblancgruppe in nordöstlicher Richtung von Les Houches (zwischen Mont Brévent und dem Montblancgipfel) bis zum Col de Balme und ist, von der Arve durchflossen, 24 km lang und 1-3 km breit. Auf der Südseite ragt die kompakte Masse des Montblanc mit ihren 3200-4810 m hohen Spitzen empor.
Gewaltige Gletscher, darunter der Glacier des Bois, dessen Oberlauf das Mer de Glace bildet, der Glacier des Bossons und de l'Argentière, senken sich ins Thal hinab. An der Nordseite erheben sich die Ketten des Mont Brévent und der Aiguilles Rouges, die eine Höhe von 2600-2930 m haben. Noch vor 100 Jahren war dieses Thal gewissermaßen ein unentdecktes Land. Die beiden Engländer Pococke und Windham wagten sich 1741 zuerst hinein; der eigentliche wissenschaftliche Entdecker des Thals aber war der Genfer Naturforscher H. B. de Saussure, der 1787 den Montblanc als einer der ersten erstieg und durch seine Beschreibung die Touristen in diesen entlegenen Alpenwinkel lockte.
Gegenwärtig ist das Chamonix
ein Hauptwanderziel der Alpenfreunde, namentlich der
Engländer,
Franzosen und Nordamerikaner (im ganzen
etwa 15,000 jährlich), geworden. Die
Fläche des
Thals, 1050 m ü. M., besteht größtenteils aus schönen
Wiesen und liefert
außerdem etwas
Gerste
[* 4] und
Hafer,
[* 5]
Kartoffeln,
Flachs, schlechtes
Obst, aber ausgezeichneten
Honig. Die
Viehzucht
[* 6] der Alpenweiden ergibt vortreffliche
Butter und
Käse. Das
Gebirge enthält
Gemsen und
Steinböcke, die
Arve geschätzte
Fische.
[* 7]
Die
Mehrzahl der Bewohner ist im
Dienste
[* 8] der
Fremden, als
Hoteliers und Hotelbedienstete,
Führer und
Träger,
[* 9] beschäftigt. Der
Winter dauert vom
Oktober bis zum Mai, und der
Schnee
[* 10] liegt oft 3 m hoch.
Kälte und
Hitze wechseln in dem
kurzen
Sommer sehr schnell. Im Frühjahr und
Herbst durchbrausen furchtbare
Stürme das
Thal, und Schneelawinen richten oft großen
Schaden an. Das
Thal enthält nur drei Pfarrdörfer: Les Houches, Chamonix
oder Le
[* 11] Prieuré (aus einem 1099 gestifteten Benediktinerkloster
entstanden) und
Argentière;
aber zwischen denselben liegen noch eine Menge Weiler und Häuser;
es zählt gegen 2500 Einw. Unter den vielen sehenswerten Punkten des Thals, welches den Ausgangspunkt für die Besteigung des Montblanc bildet, sind zu nennen: La Flégère, eine Bergterrasse der Aiguilles Rouges (1887 m), von wo man die ganze Montblanckette überschaut;
gegenüber der Montanvert (1920 m), unmittelbar über dem Gletscher des Bois und mit weitem Blick über das wellenförmige Eismeer;
jenseit des Gletschers des Bois die Felswand Le Chapeau, am Fuß der Aiguille de Brochard, und die Quelle [* 12] und das Eisgewölbe des Arveyron.
Das Chamonix
hat nur zwei Zugänge: von Genf
[* 13] her über
Sallanches
und aus Wallis
über den
Col de
Balme und die
Tête noire.