Chamfort
(spr. schangför), Sébastien
Roch Nicolas, franz. Schriftsteller, geb. 1741 bei
Clermont in der
Auvergne, erhielt
nach verschiedenen litterarischen
Versuchen infolge der Aufführung seiner
Tragödie »Mustapha et Zéangir« (1776) eine Sekretärstelle
beim
Prinzen von
Condé, welche er aber aus
Neigung zur Unabhängigkeit wieder aufgab. 1781 wurde er Mitglied der
Akademie. Der
Revolution diente er zuerst aufs eifrigste, arbeitete mit
Sieyès und
Mirabeau, wurde unter
Roland Bibliothekar,
dann angeklagt und eingekerkert und starb infolge eines Selbstmordversuchs Chamfort
war hauptsächlich
berühmt durch seine geistreiche, witzige
Konversation und seinen kaustischen
Humor und sehr gefürchtet wegen seines beißenden
Spottes, seiner bittern
Ironie; doch ließen ihn seine krankhafte
Empfindlichkeit, sein
Stolz und sein geradezu
cynischer Menschenhaß oft über das
Ziel hinausschießen.
Durch seine Erfolge in die vornehme, genußliebende Gesellschaft getragen (vier hohe Damen liebten ihn zu gleicher Zeit), hatte er schon mit 40 Jahren Geist und Körper vollständig erschöpft. In seinen Werken machen sich seine Schwächen weniger fühlbar; besonders sein Hauptwerk: »Mustapha et Zéangir«, ist in einfachem, natürlichem Stil geschrieben und voll rührender Szenen, sonst aber nur mittelmäßig. Sein »Éloge de Molière« und der »Éloge de Lafontaine« wurden durch Preise ausgezeichnet. »La jeune Indienne« wurde 1764, »Le [* 2] marchand de Smyrne«, eine satirische Komödie in Prosa, 1770 aufgeführt. Von seinen übrigen Werken erwähnen wir: »Dictionnaire dramatique«, eine mit dem Abbé de Laporte verfaßte Dramaturgie (1776, 3 Bde.),
und die nach seinem Tod erschienenen »Pensées, maximes, anecdotes, dialogues« (neue Ausg. 1860). Gesamtausgaben seiner Werke veröffentlichten Ginguené (1795, 4 Bde.) und Anguis (1824-25, 5 Bde.); eine Auswahl Houssaye (1852).