Chambéry
(spr. schang-), früher Hauptstadt des Herzogtums, gegenwärtig des franz. Departements Savoyen, an der Laisse und der Albane, die in der Nähe einen 71 m hohen Wasserfall bildet, liegt zwischen Gärten und Landhäusern in einem weiten, von Bergen [* 2] umkränzten Thal [* 3] (269 m ü. M.), an der Eisenbahn von Lyon [* 4] nach Turin. [* 5] Die Stadt war ehedem mit Gräben und Mauerwerk umgeben, welche gegenwärtig in Boulevards umgewandelt sind, hat meist enge, dunkle Straßen, aber hohe, gut gebaute Häuser.
Unter den Gebäuden sind hervorzuheben: die kleine gotische Kathedrale (aus dem 14. und 15. Jahrh.), das Stadthaus, der moderne Justizpalast, das neuerbaute Theater [* 6] und das alte, zu Anfang des 19. Jahrh. restaurierte Schloß. Inmitten der Boulevards steht das geschmacklose sogen. Elefantendenkmal zu Ehren des Generals de Boigne, welcher sein Vermögen (3½ Mill. Frank) zum Besten der Stadt vermachte. Bemerkenswert sind: die Promenade Vernay, der Grand Jardin (die ehemaligen Festungswerke) und die schönen Anlagen des botanischen Gartens am Fuß des Schlosses.
Unter den Landhäusern der Umgebung ist auch das durch
Rousseau berühmte, Les Charmettes genannt. Chambéry
zählt (1881) 18,157
Einw., welche sich besonders mit Fabrikation von
Uhren,
[* 7] Seidengaze und Seidenstrümpfen, Wirkwaren,
Hüten,
Papier etc., mit
Weinbau, Steinkohlengewinnung und
Handel beschäftigen. Chambéry
ist Sitz eines
Erzbischofs, eines
Präfekten,
eines Appellhofs und Handelsgerichts; außerdem besitzt es ein großes
Seminar, ein
Lyceum, ein Taubstummeninstitut, ein
Kunst-
und
Antiquitäten- und ein Naturalienkabinett, eine
Bibliothek mit 25,000
Bänden und wertvollen
Manuskripten, einen botanischen
Garten
[* 8] und verschiedene gelehrte und gemeinnützige
Gesellschaften. Die Umgegend enthält mehrere
Heilquellen, darunter die
Schwefelquellen von Challes (11,5° C.). -
Chambéry
wird zuerst 1029 in
Urkunden erwähnt und Camberiacum genannt. Um 1232 erbaute
Graf
Thomas das
Schloß von Chambéry
, worauf die
Stadt zur Hauptstadt von
Savoyen erklärt und zur
Residenz erhoben wurde. 1525 setzten sich die
Franzosen in den
Besitz von Chambéry.
Der
Friede von
Utrecht
[* 9] sprach Chambéry
Savoyen wieder zu; 1730 ließ sich der König
Viktor Amadeus II. von
Sardinien,
[* 10] nachdem er die
Regierung aufgegeben, hier nieder. Von 1792 bis 1814 war Chambéry
unter französischer Herrschaft der Hauptort
des
Departements
Montblanc. Der erste
Pariser
Frieder vom hatte Chambéry
bei
Frankreich gelassen, im zweiten
Pariser
Frieden
vom kam es an
Sardinien zurück; 1860 ward es mit
Savoyen von neuem an
Frankreich abgetreten.