1) Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Oberpfalz, unweit der Mündung des
FlussesCham (Chamb) in
den
Regen, 370 m ü. M. und an der
Eisenbahn von
Nürnberg
[* 2] nach
Furth, in einem Thalbecken zwischen dem
Bayrischen und
OberpfälzerWald, hat 4
Kirchen, ein Waisenhaus,
Wasserleitung,
[* 3] große Granitwerke, Dampfsägemühlen, Spiegelglasschleiferei, Bierbrauerei,
[* 4] bedeutenden
Handel mit
Holz
[* 5] und
Holzwaren, große
Getreide- und Viehmärkte und (1880) 3445 meist kathol.
Einwohner. Cham ist Sitz eines Bezirksamts, eines Amtsgerichts und einer Bankagentur der
BayrischenNotenbank. - Cham wird schon 976 genannt
und war ehedem Sitz eigner
Markgrafen, die von den
Pfalzgrafen von
Scheyern abstammten und 1106 aussterben, worauf Cham an
Scheyern
fiel und so später an
Bayern
[* 6] kam. Früher stark befestigt, hatte der
Ort im Dreißigjährigen
Krieg wie
im spanischen
Erbfolgekrieg viele Drangsale zu bestehen; neuerlich (Juli 1873) wurde er durch eine Feuersbrunst fast gänzlich
zerstört. Cham ist Geburtsort des französischen
MarschallsLuckner.
Vgl.
Lukas, Geschichte der Stadt Cham (Landsh. 1862). -
(spr. kamm), eigentlich Amédée de
Noé, franz. Karikaturenzeichner, geb. zu
Paris,
[* 8] Sohn des
GrafenNoe, war erst
SchülerPaulDelaroches, dann
Charlets und widmete sich besonders der grotesken
Zeichnung. Seine
ersten
Karikaturen erschienen 1842. Seitdem pflegte er die kleinern Ereignisse des
Tags dem
Publikum in flüchtigen Bildern
vorzuführen und lieferte für
Almanache, namentlich für den »Almanac prophétique«, für das
»Musée Philipon«, insbesondere
aber für den
»Charivari« zahlreiche komische
Zeichnungen, Skizzen,
Szenen und
Revuen, die später meist als
Albums gesammelt wurden. Er starb in
Paris.
(Kt. Zug).
425 m. Gem. und Dorf, in schöner und fruchtbarer Gegend, am NW.-Ende des Zugersees, am Ausfluss der Lorze und 5 km
w. Zug.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Station der Linie Zürich-Zug-Luzern. Gemeinde, mit Frauenthal, Friesencham, Hagendorn, Lindencham,
Niederwil und Rumentikon: 324 Häuser, 3019 Ew.; Dorf: 188 Häuser, 1439 kathol. und 350 reform. Ew. Kirchgemeinde
Cham-Hünenberg. Sekundarschule. Ackerbau und Viehzucht. Obst-, Most-, Mehl- und Milchhandel.
Sitz der grossen Anglo-Swiss Condensed MilkCo., deren Fabriken auf der ganzen Erde zerstreut sind. Hauptfabrik in Cham mit 350 Arbeitern;
kauft die Milch von 8000 Kühen der Umgegend auf. Eine bedeutende Papierfabrik beschäftigt nahe an 200 Arbeiter.
Die auf eine Anhöhe 1784 erbaute und 1867 renovierte Kirche ist mit ihrem schlanken Turm weitherum sichtbar. Sie ist eine
der schönsten Dorfkirchen der Schweiz und birgt Malereien von P. M. von Deschwanden († 1881) aus Stans und Reinhard aus
Luzern
(† 1824). Entwickeltes Unterstützungswesen, so eine Alterskasse, zwei Krankenkassen, Waisenhaus. Oeffentliche
Gartenanlagen. Alte Urkunden erwähnen ein Geschlecht «von Kam», dem zahlreiche wohlthätige Stiftungen zugeschrieben werden.
Cham ist eine der ältesten Siedelungen des Kantons Zug;
erscheint schon 857 als Chamo in pago Thurgauense und 858 als curtis regia
in der von Ludwig dem Deutschen zu Gunsten seiner Tochter Hildegard, der Aebtissin vom
¶
mehr
Frauenmünster zu Zürich,
aufgesetzten Schenkungsurkunde der Villa Cham. ^[Note:] Diese blieb bis 1477 im Besitz und unter der Verwaltung
des Fraumünsters, kam dann durch Kauf an Zug
und wurde von dieser Stadt verwaltet, bis sich der Ort 1798 als eigene politische
Gemeinde constituierte. Doch zahlte Cham der Stadt Zug noch einen Collaturzins,^[Berichtigung: ein Kollaturrecht.]
von welcher Verpflichtung es sich erst 1873 durch eine fixe Summe loskaufte. Heimat des religiösen Schriftstellers Franz
Suter (1654-1691), des Professors an der Universität Freiburg
im Breisgau J. Caspar Hildebrand († 1772), des Schriftstellers
und Philosophie- und Theologieprofessors G. J. Suter († 1860) und des Landammannes Hildebrand (1835-1891).
Pfahlbauten neolithischen Alters zu St. Andreas und beim Bachgraben. In der benachbarten Pfahlbaustation des Koller ist ein Kupferbeil,
bei der Ziegelei St. Wolfgang ein Bronzebeil gefunden worden. Römische Münzfunde besonders bei St. Andreas und im Städtli.