Titel
Chalmers
(spr. tschahmers oder tschelmers), 1)
George, engl.
Historiker, geb. 1742 zu
Fochabers in der
schottischen
Grafschaft
Murray, studierte zu
Aberdeen
[* 2] und
Edinburg
[* 3] die
Rechte, ließ sich dann in
Baltimore
[* 4] als
Anwalt nieder, hielt
bei
Ausbruch der nordamerikanischen
Revolution zur ministeriellen
Partei. 1775 nach
England zurückgekehrt, erhielt er 1786 einen
Posten beim
Ministerium des
Handels und der
Kolonien. Er starb Von Chalmers'
zahlreichen
Schriften,
von denen viele auch Tagesfragen behandelten, sind von allgemeinerem
Interesse: »Political annals of the united colonies«
(Lond. 1780);
»On the comparative strength of Great Britain during the present and preceding reigns« (das. 1782 u. 1786; deutsch von Heinze, Berl. 1786);
»Collection of treatises between Great Britain and other powers« (Lond. 1790, 2 Bde.);
»Caledonia, or a topographical history of North Britain« (das. 1807 ff., 4 Bde.), eine sehr gründliche Untersuchung über die ältere Geschichte Schottlands.
Auch schrieb er mehrere vortreffliche
Biographien,
namentlich der
Maria Stuart (Lond. 1818, 2 Bde.;
deutsch, Halberst. 1824),
Daniel
Defoes (1790),
Thomas Rudimans (1794),
Thomas
Paines (1796). Der Streit über
den angeblichen
Nachlaß
Shakespeares (1796) fand an ihm einen eifrigen Mitkämpfer für die Echtheit desselben. Auch ist Chalmers
Herausgeber
der poetischen Werke
Allan
Ramsays (1800) und
David
Lindsays (1807).
2) Alexander, berühmter Biograph und Kritiker, geb. zu Aberdeen, ward nach Beendigung seiner klassischen und medizinischen Studien in London [* 5] für die periodische Presse [* 6] gewonnen und machte bald durch die kritische Schärfe seiner Artikel und im Kampf zwischen England und seinen amerikanischen Kolonien durch seine Parteinahme für seine Landsleute Aufsehen. Sein erstes selbständiges größeres Unternehmen war sein »General biographical dictionary« (Lond. 1812-17, 32 Bde.),
das über 9000 Artikel enthält. Von der langen Reihe seiner Schriften erwähnen wir noch: »The British essayists with prefaces historical and biographical« (Lond. 1803, 45 Bde.);
»History of the university of Oxford« [* 7] (das. 1810, 2 Bde.) und »British poets from Chaucer to Cowper« (das. 1810, 21 Bde.).
Auch ist Chalmers
Herausgeber vieler englischer Nationalwerke, z. B.
Shakespeares, S.
Johnsons,
Popes u. a. Er starb
3) Thomas, berühmter engl. Theolog und Kanzelredner, Stifter der freien presbyterianischen Kirche Schottlands, geb. zu Ost-Anstruther (Grafschaft Fife), studierte 1795-98 in St. Andrews Theologie, Mathematik, Naturphilosophie und Chemie und wurde 1803 Prediger zu Kilmany, 1815 zu Glasgow, [* 8] 1823 Professor der Moralphilosophie zu St. Andrews, 1828 der Theologie zu Edinburg. Von seinem frühern Nationalismus war er 1810 zu einem supernaturalistischen Standpunkt übergegangen, seine durch Sprache [* 9] und Gehalt ausgezeichneten Predigten behielten aber stets eine Richtung auf das Sittliche.
Nicht minder erfolgreich bemühte er sich um
Ausbildung und Wiederbelebung des kirchlichen Diakonats,
durch die
Organisation einer gemeindlichen
Armenpflege in der Johannisgemeinde zu
Glasgow und seine Anregung 1834 zur
Vermehrung der
Kirchen um 205 neue. Das französische
Institut ernannte ihn zum korrespondierenden Mitglied, und die
Universität
Cambridge
machte ihn zum
Doktor der
Rechte. Als aber die
General-Assembly das vergessene Vetorecht der Familienhäupter
gegen einen vom
Patron präsentierten
Pfarrer erneuerte und der
Staat durch Strafandrohung die
Ordination der so Zurückgewiesenen
erzwingen wollte, war Chalmers
unter denen, die 1843 aus der Staatskirche austraten und die
freie Kirche
Schottlands bildeten. Er
hatte den Vorsitz auf der ersten Assembly und wirkte als
Pastor primarius der neuen
Kirche eifrig für
ihre
Organisation bis an seinen
Tod 1847. Seine Werke sind gesammelt in 25
Bänden (neue Ausg., Lond. 1849) nebst 9
Bänden hinterlassenen
Schriften; eine Auswahl in 12
Bänden besorgte Hanna (Edinb. 1854-57). Hervorzuheben sind: »The adaptation
of external nature to the moral and intenectual condition of man« (Edinb. 1839, 2 Bde.);
»Treatise on political economy in connexion with the moral prospects of society« (das. 1832),
Verteidigung der von Malthus aufgestellten Theorie;
»The civil and Christian economy of large towns« (das. 1821, 3 Bde.; deutsch von O. v. Gerlach, Berl. 1847);
»Evidences of the Christian revelation« (neue Ausg. 1879; deutsch, Rinteln 1841).
Vgl. Hanna, Memoirs of the life and writings of
Th. Chalmers
(2. Aufl., Edinb. 1878, 2 Bde.);
Watson, Life of
Th. Chalmers
(das. 1881);