Chaldäischer
Sintflutbe
richt, ein in
Keilschrift auf assyrischen Thontäfelchen befindlicher und erst
in jüngster Zeit (1872) von dem englischen Assyriologen
George
Smith entzifferter ausführlicher
Bericht über die
Sintflut,
der uns mit der
Version der
Sage bekannt macht, wie sie in einer frühern chaldäischen
Periode erzählt wurde. Der
Bericht bildet
eine
Episode eines
Epos, das den
Helden Istubar verherrlicht, aber nur zum Teil erhalten zu sein scheint.
Istubar, ein gewaltiger Krieger und Jäger (Nimrod?), erobert Reiche und Länder, verschmäht aber die Liebe der Göttin Istar und wird mit einer Krankheit gestraft, zu deren Heilung er den König Sisit aus Surripah aufsucht. Dieser erzählt ihm nun die Geschichte der Sintflut und seiner eignen Errettung durch den Gott Hja, der ihm den Entschluß Bels, die Menschen wegen ihrer Verruchtheit zu verderben, angekündigt und ihm befohlen habe, eine Arche zu bauen und in dieser seine Familie, seine sämtlichen Sklaven und alle Tiere des Feldes zu bergen.
Hierin wie noch in manchen Einzelheiten (z. B. in dem Aussenden von
Vögeln, um zu erkunden, ob das
Wasser
gefallen sei) klingt die
Erzählung an die biblische
Überlieferung an, wie sie anderseits auch mit dem
Bericht des
Berosos (s. d.)
über den König Xisuthros (Sisit) mannigfache Übereinstimmung zeigt. Dagegen herrscht in andern
Punkten, z. B. in der Angabe
der Dauer der
Flut, über den
Namen des
Bergs, auf dem die
Arche geruht haben soll, etc., Verschiedenheit.
Im allgemeinen ist der chaldäische
Bericht ausführlicher als der des
Berosos.
Vgl. G. Smith, Chaldean account of the deluge (Lond. 1873; deutsch von Delitzsch, [* 2] Leipz. 1877);
Oppert im »Appendice« zu Ledrains »Histoire d'Israël« (Par. 1879).