Chaldäische
Sprache
[* 2] und Litteratur. Die chaldäische Sprache
, zur nördlichen
Gruppe der semitischen
Sprachen gehörig,
bildet mit
Syrisch und Mandäisch zusammen die aramäische Abteilung derselben (s.
Aramäische Sprachen und
Semiten). Ihr
Name
rührt von ihrem Ursprung aus
Chaldäa her, wo die
Juden während der
babylonische Gefangenschaft die chaldäische Sprache
annahmen
und später in ihre
Heimat mitbrachten, wo sie zur Zeit der
Makkabäer das
Hebräische auch als Schriftsprache
verdrängte; doch ist die chaldäische Sprache
nur verwandt, nicht identisch mit der neuerdings entzifferten semitischen
Sprache der in
Chaldäa aufgefundenen babylonisch-assyrischen
Keilschriften.
Die ältesten Überreste der chaldäischen
Sprache sind einige
Abschnitte in den kanonischen
Büchern
(Esra
2, 4-6, 18 und 8,12-26;
Dan. 2, 4-7,. 28;
Jer.
10, 11). Gegen den Anfang der christlichen
Zeitrechnung beginnen dann die chaldäischen
Übersetzungen alttestamentlicher
Bücher
(Targums), die aus sehr verschiedenen
Zeitaltern herrühren und hinsichtlich ihres linguistischen und exegetischen
Charakters
bedeutend voneinander abweichen. Im allgemeinen weisen ihre Sprache
igentümlichkeiten
¶
mehr
entschieden auf syrischen Einfluß hin, der überhaupt schon sehr früh in der Ausbildung der chaldäischen
Sprache bei den
Hebräern mächtig gewesen sein muß. Die chaldäischen
Öriginale vieler apokryphischer Bücher, die wir aus griechischen Übersetzungen
kennen, sind verloren gegangen; auch Josephus schrieb sein Werk über den jüdischen Krieg zuerst in chaldäischer
Sprache. Die Sprache des Talmuds (s. d.) nennt man ebenfalls gewöhnlich Chaldäisch, doch ist dieselbe durchweg mehr oder weniger
mit fremden Elementen versetzt. Lexikalisch ward die chaldäische Sprache
mit Erfolg zuerst von den beiden Buxtorf (Basel
[* 4] 1640) bearbeitet,
deren Wörterbuch von Fischer und Gelbe neu herausgegeben wurde (Leipz. 1866-70). Auch J. ^[Jacob] Levy lieferte
ein Wörterbuch (Leipz. 1866-68, 2 Bde.),
ein andres mit Beiträgen von Fleischer (das. 1875 ff.). Grammatiken wurden verfaßt von Fürst (Leipz. 1835), Winer (3. Aufl.
von Fischer, das. 1882) und Petermann (2. Aufl., Berl. 1872; mit Chrestomathie und Glossar). Eine Chrestomathie lieferte Kärle
(Wien
[* 5] 1852); das »Chaldäische Lesebuch« von Winer wurde neu herausgegeben von Fürst (Leipz. 1864),
der auch
ein »Hebräisches und chaldäisches
Schulwörterbuch über das Alte Testament« (2. Aufl., das. 1863) und hebräisch-chaldäische
Konkordanzen des Alten Testaments lieferte (das. 1837-40). Die älteste chaldäische
Übersetzung des Alten Testaments wurde
neuerdings von Lagarde (Leipz. 1873), die Bibel
[* 6] mit sämtlichen Targums in Warschau
[* 7] (1875-77, 8 Bde.) herausgegeben.