Châridschīten
oder Chawâridsch («die Ausziehenden»),
mohammed. Religionspartei, entstand nach
der
Schlacht bei Siffin, indem 12000 Strenggläubige das
Heer des
Chalifen
Alî ibn Abî-Tâlib verließen, da dieser sein
Recht auf
das
Chalifat einem Schiedsgericht unterwarf. Die Châridschiten
bildeten fortan eine selbständige Partei im
Islam, welche gegenüber dem
Hader der aristokratischen Familien die demokratischen Grundsätze der ältern
Zeiten auf ihre Fahne schrieben.
Sie verwarfen sowohl
Ali als auch Mo’âwija, hielten es für Pflicht, Gesetzesübertretern Gehorsam zu versagen, leugneten
die ausschließlichen
Ansprüche der Koreischiten auf das
Chalifat und verlangten, daß dieses aus freier
Wahl der Gemeinde
hervorgehen und auch durch Nichtaraber, ja selbst durch Sklaven, bekleidet werden könne; der irreligiöse Herrscher
aber müsse entfernt werden.
Dabei lehrten sie eine düstere Dogmatik und Ethik. Sie zerfielen bald nach ihren Führern in verschiedene Parteien, gegen
die die ersten Omajjaden einen grausamen Vernichtungskrieg führten. Die aus diesen Kämpfen versprengten Châridschiten
fanden
Zuflucht in
Afrika,
[* 2] wo die freiheitsliebenden
Berber sich ihren polit. Ideen willig zeigten; und es gelang,
verschiedene
Aufstände der Châridschiten
zu organisieren und Gemeinwesen in ihrem
Sinne zu begründen, unter denen die
Benî M’sâb
in
Algerien
[* 3] die châridschi
tischen Ideen noch heutigentags am besten vertreten. Auch das Imanat von
Maskat in Oman
(Arabien)
beruht auf den
Lehren
[* 4] der Châridschiten.
-
Vgl. Abu-’l-fath Muhammad asch-Schahrastânî, Religionsparteien und Philosophenschulen, übers. von Haarbrücker, 1. Bd. (Halle [* 5] 1850);
Brünnow, Die Châridschiten
unter den ersten Omajjaden
(Leid. 1884);