Cevennen
(Cévennes, im
Altertum Cebenna, Gebenna oder Cemmenus
Mons),
[* 2] große
Gebirgskette im südlichen
Frankreich, die
sich vom
Canal du Midi in nordöstlicher
Richtung bis zum
Mont Pilat (südöstlich von St.-Etienne) in einer
Ausdehnung
[* 3] von 250 km erstreckt und die
Departements
Obergaronne,
Aude,
Hérault,
Aveyron,
Tarn,
Gard,
Lozère,
Ardèche und
Oberloire
ganz oder teilweise bedeckt. Häufig wird der
Ausdruck Cevennen
irrigerweise in noch weiterm
Sinn gebraucht und auch auf die
Gebirge
von
Charolais,
Lyonnais und
Beaujolais ausgedehnt. Die Cevennen
bilden die
Wasserscheide zwischen dem Atlantischen
Ozean
(Loire und
Garonne) und dem
Mittelmeer
(Rhône). Die bedeutendsten
Flüsse,
[* 4] welche in den Cevennen
entspringen, sind:
Loire,
Allier,
Lot,
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Aveyron, Tarn (mit Jonte, Dourbie, Sorgue und Rance) und Agout, welche zum Gebiet des Atlantischen Ozeans gehören, und Doux,
Erieux, Ardèche, Gard, Hérault, Vidourle und Orb, welche dem Rhône und dem Mittelmeer zufließen. Die ganze Cevennen
kette besteht
fast überall aus Urgebirgsmassen, ausgenommen die Basaltdurchbrüche im nördlichen Teil und die jurassische
Partie in den Garriguesbergen. Sie zerfällt in mehrere Einzelketten, welche besondere Namen führen, und von denen nach beiden
Seiten Ausläufer ausgehen.
Den nördlichsten Teil bilden die Berge von Vivarais, die sich vom Mont Pilat nach SW. bis zu den Quellen der Loire 90 km weit
erstrecken. Ihre mittlere Höhe beträgt etwa 1200 m; ihre bedeutendsten Spitzen sind der Gerbier des Joncs
(1551 m hoch), an welchem die Loire entspringt, und der Mont Mézenc, westlich daneben (1754 m). Während die eigentlichen Berge
des Vivarais aus Granit und kristallinischen Schiefern bestehen, sind diese im S., von mächtigen Vulkanen durchbrochen, die
wildeste und rauheste Partie der Cevennen
, mit nackten Gipfeln und engen Schluchten, nur am Fuß Wälder, Wiesen
und Kultur tragend.
Die Straßen von Puy nach Valence und Vienne führen darüber. Vom Gerbier des Joncs drängen sich die ebenfalls vulkanischen
Berge Des Coirons südöstlich gegen den Rhône vor, während weiter südlich in den Bergen
[* 6] der Tanargue
(1519 m) wieder die Gesteine,
[* 7] welche im ganzen Cevennen
system vorherrschen, auftreten. Auf der Westseite schließen sich die
Berge von Velay an. Weiter in südwestlicher Richtung folgen die Berge des Gevaudan (im Mittel 1385 m) mit dem granitischen Gebirge
La Lozère (den Cevennen
im engern Sinn), das im Pic de Finiels 1702 m Höhe erreicht.
Weiter südwärts steht der Berg Les Bougès, 1424 m hoch, noch südlicher an der Quelle
[* 8] des Hérault der Mont Aigoual, 1567 m
hoch, und unweit südöstlich der Mont Espérou (1420 m). In nordwestlicher Richtung zweigt sich vom Lozèregebirge gegen die
Auvergne hin die plateauartige Erhebung der Margerideberge ab, deren höchster Punkt der Mont de Randon mit 1554 m ist.
Weiter südwestlich nimmt die Hauptkette der Cevennen
den Namen der Garriguesberge an, die sich vom Laigonat 45 km weit bis zur
Orbquelle erstrecken, wie die Berge des Gevaudan nach W. in die Plateaus der Causses verlaufen und zwischen
Orb und Hérault das von tiefen Thälern zerschnittene Escandorguegebirge (990 m hoch) absenden.
Die Fortsetzung der Garrigues, von der Orb- bis zur Agoutquelle, bilden die 40 km langen Espinouseberge bis zu den Quellen des Jaur, wie jene jurassischer Bildung, und weiterhin endlich von den Quellen des Jaur bis zum Thal [* 9] des Fresquel und der Sor die 60 km langen, von O. nach W. gerichteten, im Pic de Nore 1210 m sich erhebenden Montagnes noires, die unmittelbar an der Senke aussteigen, in welcher der Canal du Midi von der Garonne zum Mittelmeer zieht. Die E. fallen zum Rhônethal und gegen Languedoc in kurzen, steilen Absätzen, während sie von W. und NW. mehr als der gehobene Rand des zentralen Plateaus von Frankreich erscheinen.
Die Südost- und Ostabhänge der Cevennen
enthalten infolgedessen nur tiefe und trockne Thäler, in denen Regen seltener, aber in
heftigen Güssen fällt und die Hitze durch die Strahlenbrechung
[* 10] an den schroffen Felsen noch erhöht wird.
Aus der entgegengesetzten Seite ist dagegen der Regen ungleich häufiger, die Feuchtigkeit bedeutender, aber auch die Wärme
[* 11] weit geringer, und in manchen Gegenden (bei Estables, Puy und an andern Orten in Velay) bleibt der Schnee
[* 12] in 1460 m Höhe 6-7
Monate liegen. Dieser
Unterschied wirkt natürlich auf die Bodenkultur und Bodenerzeugnisse: westlich von der Gebirgsseite
gibt es vorwiegend Wald, Weide,
[* 13] Feld, frische, durchaus mitteleuropäische Vegetation;
östlich findet man Pflanzungen von Oliven, Maulbeeren, Wein, Kastanien und dürftigere, aber aromatische Vertreter der Mediterranflora, dagegen wenig Feld und fast keine Weide.
Vgl. Stevenson, Travels with a donkey in the Cevennes (Lond. 1879).