Cervetĕri
(Cervētri, spr. tscherw-), Ort im
Kreis
[* 2] Civita-Vecchia der ital.
Provinz
Rom,
[* 3] an der
Stelle des alten
Cäre,
hat (1881) 930, als Gemeinde 1866 E. Seit 1829 ist Cerveteri
durch
die Funde berühmt, die man wie bei andern etrusk.
Städten in den bei
Cäre gelegenen Gräbern gemacht hat (Thonfiguren und
Reliefs, Wandmalereien,
Vasen
[* 4] und Geräte aus
Thon,
Eisen,
[* 5]
Bronze,
[* 6]
Silber- und Goldschmuck), und von denen eins überdies als
die Grabstätte von Tarquiniern bedeutsam ist.
Seit 1840 wurden auch an der Stelle der alten Stadt selbst wertvolle Skulpturen gefunden. In früher Zeit hatten dort die Phönizier unter dem Namen Agylla (Rundstadt) eine Handelsniederlassung. Als hernach die Etrusker, nachdem sie das westl. Mittelitalien bis zum Ciminischen Wald unterworfen hatten, bis zum Tiber vorrückten, wurde auch Agylla etruskisch und bekam nun den Namen Cäre. Die Stadt spielte 537 v. Chr. in dem Kampfe der Etrusker gegen die Phokäer, welche sich in Corsica [* 7] niedergelassen hatten, eine Hauptrolle.
Doch stand sie im übrigen in freundschaftlichem Verkehr mit den Griechen, welche an der
Küste zwei
Niederlassungen errichteten,
sowie mit
Rom, dessen Heiligtümer aus
Anlaß der Zerstörung
Roms durch die
Gallier dorthin geflüchtet
wurden. Wenige Jahre darauf erlitt Cerveteri
selbst einen schweren
Schlag, von dem es sich nie wieder ganz erholte. Seine Hafenstadt
Pyrgi wurde 384
v. Chr. von Dionys geplündert. Als hernach Cerveteri
an den
Fehden von
Tarquinii und
Falerii gegen
Rom sich beteiligt
hatte, wurde es 351
v. Chr. seiner polit.
Selbständigkeit beraubt und in das röm. Gemeinwesen aufgenommen; es erhielt das röm.
Bürgerrecht, aber ohne
Stimmrecht, ohne aktives und passives
Wahlrecht (civitas sine suffragio), als
die erste Gemeinde dieser
Art.
Beim Beginn der Kaiserzeit war die Stadt tief herabgekommen; unter den
Kaisern hob sie sich wieder.
Im 13. Jahrh. verließen die Einwohner dieselbe und siedelten sich etwa 5 km davon im heutigen
Ceri an, wo man lange die
Stätte des alten
Cäre vermutete, ein
Teil aber kehrte später zurück nach dem alten Orte, der nunmehr
zum Unterschied von dem neuen
Ceri das alte
Ceri (Cerveteri
oder Cerveteri) genannt wurde. -
Vgl. Visconti, Antichi monumenti sepolcrali scoperti nel ducato di Ceri (Rom 1836);
Canina, Descrizione di Cere antica (ebd. 1838);
ders. L'antica Etruria maritima (4 Tle. in 2 Bdn., ebd. 1846-51).