(spr. tscher-, Certosa di Pavia, »Kartause von Pavia«),
Name eines großartigen Klosterbaues bei Pavia, 8 km nördlich
von dieser Stadt an der Eisenbahn nach Mailand gelegen, 1396 von Giovanni Galeazzo Visconti gegründet, 1402 von Kartäusern bezogen, 1782 von
Kaiser Joseph II. als Kloster aufgehoben, 1843 als solches unter Ferdinand I. wiederhergestellt. Infolge
der allgemeinen Klosteraufhebung ist das Gebäude zum Nationaldenkmal geworden. Des Gründers Grabmal bewahrt die an Pracht
überreiche Kirche, deren 1473 begonnene Fassade (s. Tafel »Baukunst XII«, Fig. 1) mit dem prächtigen Hauptportal ein Musterwerk
oberitalienscher Renaissance bildet und mit plastischem Schmuck auf das
reichste ausgestattet ist.
Die ältern Teile des Baues sind gotisch, zum Teil sogar noch romanisch, während spätere Zuthaten am Äußern dem Barockstil
angehören. Das Innere der Kirche ist dreischiffig, bildet ein lateinisches Kreuz von 77 m Länge und 54 m Hauptbreite und ist
reich an Schätzen der Bildhauerei und Malerei, darunter die Kreuzigung von Borgognone, Mariä Himmelfahrt
von Andrea Solari, eine Madonna von B. Luini, das erwähnte marmorne Grabdenkmal Gal. Viscontis, die Grabmäler von Lodovico Moro
und dessen Gemahlin Beatrice d'Este u. a. Die eigentlichen Klosterräume enthalten schöne
Kreuzgänge (deren einer 125 m lang und 102 m breit ist). Hier wurde Franz I. von Frankreich nach der 1525 gegen
die Österreicher verlornen Schlacht von Pavia drei Tage lang gefangen gehalten.
Vgl. Durelli, La Certosa di Pavia (Mail. 1823-30);
photographische Aufnahmen von Noack in Genua (20 Blätter, 1880).
(spr. tscher-, «Kartause»).
1) Certosa di Pavia, eins der berühmtesten Klöster, liegt 8 km nördlich von Pavia, an der
Linie Mailand-Pavia des Mittelmeernetzes. Es wurde 1396 von Giovanni Galeazzo Visconti gegründet, 1398 von den
mehr
Kartäusermönchen bezogen. Eingeweiht wurde die Certosa 3. Mai 1497, doch dauerte der Bau bis 1542 und im 17. Jahrh. wurden noch
einige Anbauten gemacht. 1782 hob Kaiser Joseph II. das Kloster auf; 1843 wurde es den Mönchen wieder übergeben, ist aber
jetzt ganz aufgehoben und das Gebäude zum Nationaleigentum geworden. Die Kirche, in Form eines dreischiffigen
lat. Kreuzes erbaut, ist 77 m lang und 54 m breit; an der rechten Seite befinden sich sieben,
an der linken sechs Kapellen, zwei an den Enden des Querschiffs, eine größere mit dem Hauptaltar am obern Ende des Hauptschiffs,
während eine großartige Kuppel sich auf 10 schlanken Pfeilern über dem Centrum des Kreuzes wölbt.
Die prachtvolle Façade, deren Entwurf von Ambrogio Borgognone (da Fossano) aus dem J. 1473 stammt, gehört zu den glänzendsten
Werken der Frührenaissance. Ganz in weißem Marmor ausgeführt, ist sie überreich mit Skulpturen geschmückt; so zieren schon
den Sockel Reliefs und Medaillons und sind die Mittelstützen der Fenster als reiche Kandelaber gestaltet.
Dazu kommen in den Nischen zahlreiche Statuen (s. Tafel: Italienische Kunst II,
Fig. 6). Denselben Überreichtum an Bildwerken,
die sich alle durch Zartheit und sinnvolle Anmut auszeichnen, gewähren auch verschiedene Monumente im Innern der Kirche.
Unter den Bildhauern, die für die Ausschmückung der Certosa wirkten, befinden sich auch Andrea Fusina und
Antonio Amadeo, der im Verein mit Giacomo della Porta und andern das Grabmal des Stifters nach dem Entwürfe von Galeazzo Pellegrini
(1490) ausführte. Ferner enthält die Certosa die Grabmäler des Lodovico Moro und seiner Gemahlin Beatrice d'Este. Die Wände
der Kapelle, in welcher der prachtvolle Hauptaltar (1510) steht, sind von Dan. Crespi 1630 mit Fresken geschmückt.
In der neuen Sakristei befindet sich eine Himmelfahrt Mariä von Andrea Solario, in einer der Kapellen die Kreuzigung Christi
von Ambrogio Borgognone (1490). Von Bedeutung sind ferner die Klosterräume;
der große Kreuzgang mißt 125 und 102 m;
seine 128 Arkaden (23 zu 48) ruhen auf Marmorsäulen;
an den drei Seiten liegen die 24 Zellenhäuschen, je mit drei Zimmern
und einem Gärtchen.
Vgl. Die Certosa bei Pavia (20 photograph. Originalaufnahmen von A. Noack in Genua, Lpz. 1882). -
2) Certosa di Val d'Ema, ungefähr 4 km südlich von Florenz, 1341 von Niccolò Acciajuoli gegründet, enthält
die prachtvollen Grabmäler der Familie Acciajuoli (s. d.), darunter das des Stifters Niccolò von Orcagna (1366), und im Kapitelsaal
eine treffliche Freske: Christus am Kreuz (1505) von M. Albertinelli.