Cereus
Mill. et Haw., (Fackeldistel, Schlangenfackeldistel, Säulenkaktus), Gattung aus der Familie der Kakteen, [* 2] lange, säulen- oder schlangenförmige, drei- bis vieleckige oder runde Stämme, bis 9 und 10 m hoch, einfach (ohne Äste) oder ästig, auch kriechend, größtenteils mit Borsten und Stacheln versehen, selten unbewehrt. Die jungen Triebe und Blüten treten stets aus den Stachelbündeln oder den deren Stellen vertretenden Kerben hervor und zwar die oft 18-20 cm langen und sehr reichlich erscheinenden Blüten stets nur aus den ältern seitlichen, die vollkommen ausgewachsen sind.
Die Blumenkrone hält 5-30 cm im Durchmesser, ist in der Regel weiß oder gelblichweiß (vorzüglich bei den nächtlich blühenden Arten), bisweilen prächtig karmin-, feuer- oder rosenrot; die Kelche sind oft anders gefärbt. Die Cereen blühen teils mehrere Tage, ohne sich zu schließen, teils nur eine Nacht oder nur einige Stunden des Mittags, sind meist geruchlos, manche aber auch von starkem, durchdringendem Wohlgeruch. Ihr Vaterland ist Mexiko, [* 3] Westindien, [* 4] Südamerika, [* 5] vorzüglich aber Brasilien, [* 6] und in öden Landstrichen, wo andre Vegetation fehlt, treten ihre zum Teil mächtigen Formen in charakteristischer Weise hervor.
Cereus
giganteus
Engelm. (s. Tafel
»Kakteen«),
die größte Art, wird 12-16 m hoch, einige Fuß dick, hat weißliche Blüten von 10-13 cm Durchmesser, welche oft ungemein reichlich erscheinen, und 15-30 cm im Durchmesser haltende Früchte, welche ein Hauptnahrungsmittel der Kalifornier bilden, die mit deren Ernte [* 7] besondere Festlichkeiten verbinden; die Stämme entfalten ein leichtes, zähes Holz, [* 8] welches zu mancherlei Zwecken benutzt wird. Viele andre Arten gehören wegen ihrer auffallenden Formen und meist prachtvollen Blüten zu den geschätztesten Zierpflanzen.
Cereus
fimbriatus
Dec., aufrecht,
mit acht stumpfen
Ecken und langen, weißen
Stacheln, hat sehr schöne rosenrote
Blüten und rundliche,
glänzend rote
Früchte von der
Größe einer
Pomeranze mit stachligen
Warzen und feuerrotem
Fleisch, die recht angenehm säuerlich
schmecken und in
Westindien sehr häufig gegessen, auch in
Fiebern als Kühlungsmittel gegeben werden, während der brennende
Saft des
Stengels zum Blasenziehen, gegen
Warzen und
Hautkrankheiten,
[* 9] auch innerlich bei
Verhärtungen angewendet
wird.
Cereus
senilis
Dec. ist mit langen, weißen, gekräuselten
Haaren so dicht bekleidet, daß die
Pflanze, ganz davon eingehüllt,
einem Greisenbart gleicht.
Cereus
moniliformis
Dec., ein niederliegender
Strauch, dessen
Äste sich nach allen Seiten hin ausbreiten,
wächst auf den
Antillen zwischen den
Felsen am
Meer. Man gebraucht die von den
Stacheln befreiten, zerquetschten
Glieder
[* 10] zu
Breiumschlägen und zu
Bähungen. Cereus
flagelliformis Mill.
(Peitschenkaktus), mit herabhängenden oder kriechenden,
dünnen, schlanken
Ästen, kurzen
Stacheln, bläulich-rosenfarbenen oder hell purpurroten, bis 8
cm langen
Blüten und kugeligen,
dunkel purpurrötlichen, mit borstigen
Knötchen besetzten
Früchten von pflaumenähnlichem
Geschmack, ist in
Westindien
und
Südamerika einheimisch, wird sehr häufig im
Zimmer gezogen.
Cereus
grandiflorus
Haw.
(Königin der Nacht), von den
Kariben-
und Antilleninseln, mit mattgrünem, fünf- bis siebenkantigem
Stamm und ebensolchen langen, sich untereinander windenden
und mit vielen
Luftwurzeln anheftenden
Ästen, sehr großen, prachtvollen, stark nach Vanille duftenden
Blüten, die 16-20
cm
im
Durchmesser sowie goldgelbe, glänzende Kelchblätter und lanzettliche, schneeweiße Kronblätter haben,
sich des
Abends öffnen und bis zum
Morgen dauern, wird in
Südamerika wegen seiner heilkräftigen
Wirkungen und in
Europa
[* 11] zur
Zierde kultiviert und trägt orangegelbe, säuerlich schmeckende
Früchte; der scharfe Saft des
Stammes und der
Äste wird äußerlich
als blasenziehendes
Mittel und zu reizenden
Einreibungen, auch als Wurmmittel angewendet.
Cereus
triangularis
Haw., mit fast aufrechtem, wurzelndem, gegliederten, hellgrünem
Stamm und sehr großen, schönen weißen
Blüten, die gegen
Abend aufblühen und bis gegen 11
Uhr
[* 12] am andern
Morgen dauern, auf den
Antillen,
Kariben und in
Mexiko, steigt an
Felsen und
Bäumen
hoch hinauf, indem er sich mit den
Wurzeln der zahlreichen
Äste festhält, wird auch häufig an
Häusern gezogen. Die
Früchte,
von der
Größe eines Gänseeies, nackt, unbewehrt, außen und
¶
mehr
innen scharlachrot, sind als ein sehr wohlschmeckendes, säuerlich-süßes Obst in Westindien sehr beliebt und werden auch in Krankheiten als Kühlungsmittel angewendet, die zerquetschten jüngern Äste aber zu erweichenden und zerteilenden Breiumschlägen benutzt.
Cereus
speciosissimus Dec., mit ziemlich aufrechtem, sehr ästigem Stamm und langen, drei- bis vierkantigen, in der Jugend
bräunlich-purpurroten, später grünen Ästen, stammt aus Mexiko. Die Blüten sind groß, geruchlos, bleiben
drei bis vier Tage geöffnet und haben dicke, schmale, rötlichgrüne Kelchblätter, zahlreiche hoch scharlach- und purpurrote,
an der Spitze ins Violette schimmernde, glänzende Kronblätter und weiße Staubgefäße.
[* 14] Die Früchte reifen im folgenden Sommer,
sind von der Größe eines Hühnereies, gelblichgrün und von angenehmem, weinsäuerlichem Geschmack. Dies
ist eine der prächtigsten Arten, die sich leicht kultivieren läßt, häufig blüht und als Zimmerpflanze
[* 15] in vielen Varietäten
sehr verbreitet ist. Auch viele andre Arten (z. B. Cereus
dasyacanthus, s. Tafel »Kakteen«) sind sowohl im sonnigen Zimmer als auch
im Gewächshaus leicht zu kultivieren.