Cephaëlis
Swartz (Kopfbeere, Brechwurzel, Brechwurz), Gattung aus der Familie der Rubiaceen, Sträucher und Halbsträucher, selten Kräuter mit gegenständigen, spitz-eiförmigen, gestielten Blättern und mit Nebenblättern, meist kleinen, weißen Blüten in achselständigen Köpfchen und trockner oder fleischiger, meist zweisamiger Steinfrucht. Etwa 70 tropische ¶
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meist amerikanische, Arten.
Cephaëlis
Ipecacuanha Willd. (echte Brechwurz, s. Tafel »Arzneipflanzen
[* 3] I«),
[* 4]
eine halbstrauchige Pflanze mit unterirdisch kriechendem, dann aufsteigenden, 60-90 cm hohem, unten holzigem Stengel, [* 5] länglich ovalen, oben rauhen, unten flaumigen Blättern, zerschlissenen Nebenblättern, weißen Blüten und erbsengroßen, dunkelvioletten Beeren, in den dichten Wäldern und Thalschluchten Brasiliens zwischen 8 und 20° südl. Br., sodann auch auf den Bergen [* 6] von San Lucar in Neugranada und in Peru. [* 7] Der in der Erde kriechende Stamm sendet einige einfache, meist wurmförmig gekrümmte Wurzeln aus, welche die offizinelle Ipekakuanha ausmachen.
Sie sind etwa 5 mm dick und besitzen eine geringelte Rinde, die oft bis auf den Holzkörper eingeschnürt ist. Die Ipekakuanha ist grau, riecht dumpf, schmeckt widerlich bitter und enthält neben einer Spur ekelhaft riechenden ätherischen Öls [* 8] und der amorphen, braunen und bitter schmeckenden Ipekakuanhasäure O14H9O7 als wirksamen Stoff Emetin. Die meiste Ipekakuanha liefert die brasilische Provinz Matogrosso im Quellgebiet des Paraguay, [* 9] und die Abgelegenheit dieser Gegend, aus welcher der Warentransport nach Rio de Janeiro [* 10] fünf Monate dauert, mag wohl der Hauptgrund des hohen Preises der Wurzel [* 11] sein. In neuerer Zeit hat man Anbauversuche mit der Ipekakuanha in Ostindien [* 12] gemacht.
Dieselbe ist als hauptsächlichstes Brechmittel offizinell und dient in kleinen Dosen auch bei Bronchial-, chronischem und rheumatischem Darmkatarrh, Ruhr, Blutungen aus innern Organen, Krampfwehen etc. Als Brechmittel hat sie vor Brechweinstein (mit welchem sie meist zusammen gegeben wird) voraus, daß das Würgen geringer ist, das Erbrechen selbst nicht so oft sich wiederholt, der nachfolgende Kollapsus viel unbedeutender ist und nur selten Durchfall eintritt.
Die Ipekakuanha wurde zuerst von einem portugiesischen Mönch, der 1570-1600 in Brasilien [* 13] lebte, erwähnt, aber erst 1648 durch Piso und Marcgraf in Europa [* 14] genauer bekannt. Der Arzt Helvetius in Reims [* 15] gab sie 1686 als Spezifikum gegen Ruhr und verkaufte dieses sein Geheimnis für 1000 Louisdor an Ludwig XIV. Die botanische Abstammung wurde 1800 durch den portugiesischen Arzt Gomez festgestellt. In Brasilien heißt die seit langer Zeit von den Eingebornen angewandte Wurzel Poaya oder Çipó, seltener Ipekakuanha, was »Brechen erregendes Unkraut« bedeutet.