Centauren
,
s. Kentauren.
Centauren
3 Wörter, 25 Zeichen
Centauren,
s. Kentauren.
(griech.), nach uralter Sage der Griechen ein roher, halb tierischer, in Wäldern und Gebirgen wohnender thessalischer Volksstamm, rauhhaarig, voll wilder Begierde nach Wein und Frauen, wurde von den Lapithen befehdet und aus seinen Wäldern und Bergen [* 3] verdrängt. Pindar läßt diese von Göttern und Menschen gemiedenen Ungetüme von Ixion (s. d.) abstammen, der den Kentauros, den Stammvater der Kentauren, mit einem der Hera [* 4] ähnlichen Wolkengebilde (Nephele) zeugte. Auch nach Diodor waren die Kentauren Söhne des Ixion von der Wolke und wurden auf dem Pelion von Nymphen erzogen, wo aus ihrem Umgang mit Stuten die noch wildern Hippokentauren hervorgingen. Frühzeitig wurden sie als Menschen bis zum Nabel, von da abwärts ¶
als Pferde [* 6] gedacht. Schon Homer erwähnte den durch ihre Trunkenheit und Lüsternheit entstandenen Kampf mit den Lapithen auf der Hochzeit des Peirithoos (s. d.), der als der Kampf des zivilisierten Hellenentums gegen barbarische Unkultur aufgefaßt und auch von andern Dichtern vielfach behandelt wurde, ebenso wie ihre Vertreibung vom Pelion, infolge deren auch der weise Cheiron (s. d.) auswandern mußte. In der bildenden Kunst treten die Kentauren zuerst in einer noch unentwickelten Zwitterbildung mit menschlichen Vorderbeinen, also in voller Menschengestalt, mit dem Anhängsel eines Pferdekörpers auf, dann in der bekannten Form, welche auch die neuere Kunst beibehalten hat.
Beliebt waren Darstellungen des Heraklesabenteuers bei dem Kentauren Pholos (s. d.), vor allem aber der erwähnte Kampf mit den Lapithen, bei welchem Theseus Vorkämpfer der letztern war. Diese Szene (Kentauromachie) bildet den Lieblingsstoff der Tempelfriese und -Metopen (Theseion, Parthenon), ist aber auch in Gemälden (von Mikon, Zeuxis, auf Vasen) [* 7] gern behandelt worden. Statuarisch gibt ihn wieder die von Alkamenes entworfene, aber von elischen Lokalmeistern ausgeführte Westgiebelgruppe des Zeustempels zu Olympia.
Die spätere Kunst verwendet die Kentauren im Gefolge des aus Indien im Triumphzug kommenden Dionysos, [* 8] als den Wagen des Gottes ziehend und Nymphen oder Eroten auf dem Rücken tragend. In dieser Auffassung ist die nicht erhaltene Gruppe des Arkesilaos zu denken. Wir besitzen aber noch zwei in schwarzem Marmor ausgeführte Kentaurenstatuen von Aristeas und Papias aus Aphrodisias in Karien (gefunden in der Villa Hadrians bei Tivoli, jetzt im Kapitolinischen Museum), eine Gruppe, welche mehrfach im Altertum kopiert worden ist (Wiederholungen im Vatikan, [* 9] in Paris [* 10] etc.). Der ältere, schwermütig resigniert ausschauende Kentaur ist gefesselt und trägt einen kleinen Liebesgott auf dem Rücken (s. Abbildung), während der jüngere in übermütiger Laune ein Schnippchen schlägt. Es ist ein leicht verständlicher, epigrammatischer Gedanke, den die neuere Kunst (Thorwaldsen) in ähnlichen Darstellungen wieder aufgenommen hat. Was die Etymologie anlangt, so hat der Name Kentauros, der oft als »Stierjäger« gedeutet wurde, mit dem »Stier« (tauros) höchst wahrscheinlich nichts zu thun, sondern entspricht den indischen Gandharven, wie Kuhn (»Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung«, Bd. 1) erkannt hat. Von Roscher (»Jahrbücher für Philologie«, 1872 u. 1874) werden die als Personifikationen wilder, von Waldgebirgen niederströmender Bäche, von E. H. Meyer (»Indogermanische Mythen« I: Gandharven-Kentauren, Berl. 1883) als Winddämonen gefaßt.