Celten
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Volksstamm, s. Kelten. ^[= (Celti, Celtae), Name eines Volkes des indogermanischen oder arischen Sprachstammes. Wie der ...]
Celten
18 Wörter, 128 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Celten,
Volksstamm, s. Kelten. ^[= (Celti, Celtae), Name eines Volkes des indogermanischen oder arischen Sprachstammes. Wie der ...]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Celten,
Völkerstamm, s. Kelten.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
(Celti, Celtae), Name eines Volkes des indogermanischen oder arischen Sprachstammes. Wie der Name Germanen, ist auch der der Kelten nicht in der eignen Sprache [* 4] des Volkes überliefert und würde in keltischer Sprache Celtos, Plural Celti, heißen, welches sich mit dem lateinischen celsus, celsi, lautlich und begrifflich deckt, also die Hohen, Erhabenen bedeuten, während Galli (s. Gallien) von einer keltischen Wurzel [* 5] gal abgeleitet wird, von welcher Bezeichnungen des Kampfes und der Waffen [* 6] gebildet sind, und die also wohl Kampf, Krieg bedeutet.
Galli heißt also viri pugnaces, armati, kriegerische Männer, Kämpfer. Innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie nehmen sie zwischen Italikern und Germanen eine Art Mittelstellung ein (s. Keltische Sprachen). Während der Name Kelten die Gesamtheit aller die keltische Sprache sprechenden Stämme umfaßt, wird der Name Gallier im Altertum hauptsächlich von den keltischen Bewohnern Frankreichs und Italiens [* 7] gebraucht; Galatae (Galater) werden die nach Kleinasien vorgedrungenen Kelten genannt.
Die Kelten wohnten in ältester Zeit, in viele Stämme zerspalten, im W. Europas, in Gallien und Britannien. Ohne Anhänglichkeit an die eigne Scholle, liebten sie das Wanderleben und verbreiteten sich auch über andre Länder. Die ältesten Auswanderungen gingen nach Spanien, [* 8] wo sich die Eindringlinge nach heißen Kämpfen mit den schon vorhandenen Iberiern zu Einem Volk, den Keltiberern, verbanden. Aber auch unvermischt wohnten in diesem Land keltische Stämme. Herodot, Aristoteles und Hipparch rechneten wegen der großen Anzahl eingewanderter Kelten Spanien zum Land Keltika. Nach 600 v. Chr. wurden die Auswanderungen, besonders nach Italien, [* 9] häufiger, deren weiterm ¶
Vordringen nach S. sich im 4. Jahrh. die Römer [* 11] mit Erfolg widersetzten. Da sie auch die in Gallia cisalpina um 220 zu unterjochen begannen und der Zudrang der keltischen Stämme in das überfüllte Oberitalien [* 12] immer noch fortdauerte, so wandte sich ein Teil derselben weiter gegen O. und nahm Pannonien und die umliegenden Landschaften ein; Krain, [* 13] Kärnten, Steiermark, [* 14] Österreich, [* 15] das westliche Ungarn, [* 16] Slawonien, Kroatien, Serbien [* 17] und Bosnien [* 18] wurden von den kriegerischen Kelten erobert.
Auch in Thrakien und Illyrien setzten sich die Kelten fest. 280 brachen von hier aus 212,000 keltische Krieger verheerend in Makedonien, Thessalien und Griechenland [* 19] ein und ließen sich in Kleinasien (Galatia) nieder. Die Kelten waren groß und stark gebaut, hatten eine weiße Haut, [* 20] blondes oder rötliches, langes, von Stirn und Scheitel über den Nacken gezogenes Haar, [* 21] das sie durch Kunst noch röter zu machen suchten, blaue Augen, lebhafte und trutzige Blicke und Gesichtszüge, waren zanksüchtig, eitel, leichtgläubig, übermütig, prahlerisch und kriegslustig.
Sie besaßen große geistige Bildsamkeit, natürlichen Verstand und besondere Begabung für Rede und Dichtung. Überhaupt atmete in ihnen ein ritterlicher Geist. Ihre Sprache klang den Römern und Griechen rauh und unfreundlich. Manche Kelten schoren den Bart, andre ließen ihn kurz stehen; die Vornehmsten trugen zwar ein glattes Kinn, aber einen starken Schnurrbart. Die Kleidung bestand in bunten wollenen Leibröcken, über welche manche einen Gürtel [* 22] von Gold [* 23] oder Silber festgeschnallt trugen, in Hosen [* 24] (braccae) und in einem kurzen Flausmantel.
Goldene Bänder zierten die Handwurzel und den Arm, goldene Ringe die Finger und Ketten von gleichem Metall den Hals. Mannshohe Lederschilde mit bunten Malereien, eherne Helme [* 25] mit großen Aufsätzen, welche Hörner oder Tiergestalten vorstellten, eiserne Panzer, oft von Draht [* 26] geflochten, waren die Schutzwaffen, und sehr lange, starke Schwerter [* 27] wurden an eisernen Ketten schräg an der rechten Seite getragen. Die Lanzen waren mit einer mehr als handbreiten und 30 cm langen eisernen Spitze versehen; selten bediente man sich der Bogen [* 28] und andrer Wurfwaffen. Am liebsten kämpften die Kelten zu Pferde [* 29] oder auf Streitwagen, [* 30] und der vornehmere Teil bildete die Ritterschaft, welche des Ansehens und der Furchtbarkeit halber möglichst viel Anhänger und Kriegsgehilfen zu gewinnen strebte.
Diese Ritter liebten den Einzelkampf und riefen im Angesicht der Feinde die Beherztesten dazu auf. Im ersten Angriff waren die Kelten jederzeit fürchterlich und fast unwiderstehlich. Nur durch die geschickte Benutzung ihrer innern Streitigkeiten und dadurch, daß sie die erste Hitze des Angriffs verbrausen ließen, vermochten die Römer endlich die Oberhand über sie zu gewinnen. Für Gold leistete der Kelte gern Kriegsdienste; der keltische Söldner war wegen seiner Tapferkeit gesucht, aber auch vom Feind leicht zu erkaufen, und oft brachen Empörungen unter den keltischen Mietlingsscharen aus.
Den Kelten fehlte vor allem die Fähigkeit, unter Gesetzen zu leben, den Einzelwillen der Gesamtheit unterzuordnen und mit beharrlichem Sinn einem höhern Ziel zuzustreben. Es galt als schimpflich für den freien Kelten, das Feld mit eignen Händen zu bestellen; der freie Bauernstand schwand, es gab nur eine herrschsüchtige Priesterkaste, die Druiden, einen übermütigen Adel, der auch die Königsherrschaft nicht mehr duldete, und eine unterdrückte gutshörige Klientel, welche den jährlich neuverteilten Ackerboden bearbeitete. So erklärt es sich, daß die alle Staaten erschüttert und keinen gegründet haben, daß weder ein dauerndes Reich, noch eine eigne Kultur von ihnen geschaffen wurde.
Wegen der Unsicherheit der Nachrichten des Altertums über die Wanderungen und Wohnsitze der Kelten, wegen der Leichtigkeit, mit der die in andern Völkern aufgingen, beruht die Forschung der ältesten Geschichte der auf sehr schwankender Grundlage, und das Streben der sogen. Keltomanen, welche überall keltische Spuren wittern, alle Namen durch das Keltische erklären wollen, wird hierdurch befördert, obwohl nicht gerechtfertigt.
Vgl. Zeuß, Die Deutschen und ihre Nachbarstämme (München [* 31] 1837);
Diefenbach, Celtica (Stuttg. 1839-41, 2 Tle.);
Derselbe, Origines europaeae (Frankf. 1861);
Brandes, Die ethnographischen Verhältnisse der Kelten und Germanen (Leipz. 1857);
Contzen, Die Wanderungen der Kelten (das. 1861);
Cuno, Vorgeschichte Roms, Bd. 1: »Die Kelten« (Leipz. 1878);
Saint-Brieuc, Études sur les Celtes et les Gaulois (Par. 1875);
Bertrand, Archéologie celtique et gauloise (das. 1876);