Titel
Celsus,
1) einer der sogen. Dreißig Tyrannen, Gegenkaiser des Gallienus, lebte als gewesener Militärtribun in der Provinz Afrika, als er sich bereden ließ, sich zum Kaiser aufzuwerfen. Er wurde schon nach sieben Tagen in Sicca ermordet und sein Leichnam den Hunden vorgeworfen.
2) Aulus Cornelius, Gelehrter, lebte unter Tiberius und Nero und besaß ein umfassendes encyklopädisches Wissen. Sein allein erhaltenes Hauptwerk sind »De medicina libri VIII«, worin aus den bestehenden ärztlichen Systemen das Brauchbare und Haltbarste mit kritischem Scharfsinn ausgelesen und zugleich die einzelnen Lehren der Medizin in systematischen Zusammenhang gebracht sind. Der Preis der höchsten Vollendung gebührt dem letzten, dem chirurgischen Abschnitt. Nächst der ersten Ausgabe (Flor. 1478) sind die vorzüglichsten die von Targa (Padua 1769 u. Verona 1810; erweitert von Renzi, Neap. 1851-52, 2 Bde.), Daremberg (Leipz. 1859). Deutsche Übersetzungen lieferten Ritter (Stuttg. 1840) und Scheller (Braunschw. 1846). Eine Ausgabe mit französischer Übersetzung, lateinischem Text, Kommentar und Abbildungen besorgte Védrènes (Par. 1875). Fragmente von Celsus' übrigen Schriften sammelte Kissel in seiner Monographie über Celsus (Gießen 1844).
3) Celsus, angeblich Epikureischer, eigentlich aber eklektischer Philosoph im 2. Jahrh. n. Chr., schrieb nach 176 in seinem »Wahren Wort« die erste beachtenswerte Polemik gegen das Christentum, von der uns in der Gegenschrift des Origenes »Contra Celsum« (8 Büchner) ziemlich bedeutende, an vielen Stellen platonisierende Fragmente erhalten sind. Er greift das Christentum an besonders wegen seiner blinden Gläubigkeit bei innerer Parteispaltung, wegen seines anthropomorphistischen Gottesbegriffs bei spiritualistischer Schwärmerei, wegen seines Schuldbewußtseins bei weltverachtendem Hochmut und wegen seines philosophisch nicht haltbaren Erlösungsbegriffs. Versuche zur Wiederherstellung der Schrift lieferten Keim ( Celsus' wahres Wort«, Zür. 1873) und Aube (»Histoire des persecutions«, Par. 1878). Als Philosoph hat er sich nicht weiter ausgezeichnet.
Vgl. Pélagaud, Étude sur Celse (Lyon 1878).