(spr. käww'ndisch od. känndisch), 1) (Cavendish von Trimley)
Sir Thomas (bei den Zeitgenossen gewöhnlich Candish genannt), engl. Seefahrer,
geboren in der Grafschaft Suffolk, studierte eine Zeitlang zu Cambridge, wandte sich dann an den Hof, wo er im Spiel fast sein
ganzes Vermögen vergeudete, und beschloß nun, als Seefahrer sein Glück zu versuchen. Er rüstete aus eigenen Mitteln 1586 drei
Schiffe aus, umsegelte die Südspitze des amerikanischen Kontinents, und dann längs der chilenischen und
peruanischen Küste steuernd, kaperte er gegen 20 Schiffe der Spanier mit einer Ladung von ungeheuerm Wert, brandschatzte deren
Städte und kam nach vollbrachter Weltumseglung 9. Sept. 1588 glücklich und mit reicher Beute in den Hafen von Plymouth zurück.
Allein schon nach wenigen Jahren war alles wieder verschwendet, und Cavendish sah sich zu neuen Unternehmungen
genötigt. So brach er 26. Aug. 1591 von neuem mit fünf Schiffen auf, segelte wieder brennend und sengend längs der Küste Brasiliens,
erreichte auch die Magelhaensstraße, welche er aber des stürmischen Wetters wegen nicht zu durchfahren vermochte,
und fand aus der Rückreise im Atlantischen Ozean 1592 seinen Tod. Unter der Mannschaft der übrigen Schiffe befand sich der
berühmte Nordpolfahrer John Davis (s. d.).
2) Henry, Chemiker, geb. 10. Okt. 1731 zu Nizza, Sohn des Lords Charles (s. Devonshire), lebte als Privatmann nur den Wissenschaften
und starb 14. Febr. 1810 in London. Er erkannte 1766 Kohlensäure und Wasserstoff als eigentümliche Gase, bestimmte
deren spezifisches Gewicht, entdeckte das Knallgas und gab die ersten Begriffe von der chemischen Äquivalenz. In seinen Arbeiten
über die atmosphärische Luft (1783-88) zeigte er die konstante Zusammensetzung derselben und untersuchte die Veränderungen,
welche die Luft erleidet, wenn andre Körper in ihr verbrennen. Er stellte fest, daß beim Verbrennen von
Wasserstoff ein den verschwundenen Gasen gleiches Gewicht Wasser entsteht, und erkannte, daß sich bei Verbindung von Stickstoffoxyd
mit Sauerstoff salpetrige Säure bildet, blieb aber trotzdem der phlogistischen Theorie treu. 1798 bestimmte er die mittlere
Dichtigkeit der Erdkugel und lieferte auch mathematische und astronomische Arbeiten. Seine Schriften, meist
Abhandlungen in den »Philosophical Transactions« (1766-1809), sind durch Scharfsinn und Genauigkeit ausgezeichnet.
Vgl. Wilson,
Life of Henry Cavendish (Lond. 1852).
3) Frederick Charles, Lord, brit. Staatsmann, geb. 20. Nov. 1836, zweiter Sohn des Herzogs von Devonshire
und jüngerer Bruder
des Marquis von Hartington, studierte in Cambridge und bekleidete 1859-64 bei Lord Granville und, seit 1865 liberales Mitglied
des Unterhauses, 1872-73 bei Gladstone den Posten eines Privatsekretärs. In dem Ministerium des letztern war er von August 1873 bis
Februar 1874 Lord im Schatzamt und von April 1880 bis Mai 1882 Finanzsekretär desselben. Im Mai 1882 wurde
er, als Forster wegen der Änderung der irischen Politik Gladstones seine Entlassung nahm, zum Obersekretär für Irland ernannt
und reiste mit dem Vizekönig Lord Spencer 5. Mai nach Dublin ab. Allein schon am Nachmittag des 6. Mai wurde er, als er mit dem
Unterstaatssekretär Th. Burke im Phönixpark zu Dublin lustwandelte, von Mördern überfallen und getötet.
Die Mörder, welche die That aus Haß gegen England vollbracht hatten, wurden 1883 von einem Mitschuldigen (Carey) verraten und
hingerichtet. Der liberalen Partei des Unterhauses hatte Cavendish seit 1865 als Mitglied für einen Wahlbezirk der Grafschaft Yorkshire
angehört.
(spr. käww'ndisch), Frederick, Lord, liberaler engl.
Staatsmann, geb. als jüngerer Sohn des siebenten Herzogs von Devonshire (s. d.) 20. Nov. 1836, studierte in Cambridge, trat 1865 ins
Unterhaus, war vorher 1859 - 64 bei Lord Granville, nachher 1872 - 73 bei Gladstone Privatsekretär und wurde 1873 unter letzterm
zum Schatzlord, bei dessen zweiten Ministerium 1880 zum Schatzsekretär, 4. Mai 1882 zum ersten Sekretär
für Irland als Nachfolger Forsters ernannt. Doch schon 6. Mai fiel er mit dem Unterstaatssekretär Burke bei einem Spaziergang
im Phönixpark zu Dublin durch Meuchelmord. Die Thäter wurden 1883 durch den Mitschuldigen Carey verraten und hingerichtet.
(spr. käww'ndisch), Henry, engl. Chemiker, Sohn
des Lords Charles Cavendish, eines Bruders des dritten Herzogs von Devonshire, geb. 10. Okt. 1731 zu Nizza, lebte als Privatmann und starb
zu London 24. Febr. 1810. In seiner ersten 1766 erschienenen Abhandlung zeigte Cavendish, daß Kohlensäure und Wasserstoff durchaus verschieden
von atmosphärischer Luft seien, er bestimmte das Volumgewicht dieser beiden Gase, entdeckte die Eigenschaft
des Wasserstoffs, mit Luft ein explodierbares Gemenge zu geben, und suchte das Volumverhältnis dieser Gase, bei welchem die
stärkste Explosion eintritt, zu bestimmen; dabei wies er nach, daß durch die Verbrennung des Wasserstoffs Wasser entsteht;
auch ermittelte er die Mengen von Wasserstoff, welche gleiche Mengen verschiedener Metalle beim Übergießen
mit Schwefelsäure entwickeln und stellte ferner das Absorptionsvermögen von Wasser, Alkohol und Öl für Kohlensäure fest.
In die J. 1783 - 88 fallen seine Veröffentlichungen über die atmosphärische Luft, die zunächst eine neue eudiometrische
Untersuchungsmethode bringen und sich dann mit den Veränderungen beschäftigen, welche die Luft erleidet,
wenn andere Körper in ihr verbrennen. Er zeigte, daß bei der Verbrennung nur dann Kohlensäure gebildet wird, wenn der verbrennende
Körper animalische oder vegetabilische Substanz ist; daß bei der Verbindung von Stickoxyd mit atmosphärischem Sauerstoff
salpetrige Säure, beim Durchschlagen elektrischer Funken durch Luft Salpetersäure gebildet werde.
Obgleich gerade seine Untersuchungen die Grundlage wurden, von denen aus die phlogistische Theorie gestürzt wurde, so blieb
Cavendish doch strenger Anhänger der alten Richtung. Er betrachtete die Metalle als mit Phlogiston verbundene Metallkalke und glaubte
das Phlogiston in dem beim Lösen der Metalle entweichenden Wasserstoff gefunden zu haben; die Bildung von
Salpetersäure aus Stickstoff und Sauerstoff erklärte er nicht als eine Verbindung dieser beiden Körper, sondern als eine
Zerlegung phlogistisierter Luft. Das J. 1789 brachte noch seine wichtigen physik. «Versuche
zur Bestimmung der Dichtigkeit der Erdkugel». Alle seine Abhandlungen finden sich in den «Philospohical Transactions».
(spr. käww'ndisch), Sir Thomas, der Zeit nach der dritte Erdumsegler, geb. um 1555 zu Grimston, studierte
kurze Zeit in Cambridge, rüstete dann aus eigenen Mittel drei Schiffe aus, segelte 26. Juli 1586 von Plymouth ab, ging durch
die Magalhãesstraße, steuerte längs Chile, Peru und Mexiko und verbrannte und versenkte 19 span. Schiffe,
darunter die Sta. Anna des Königs von Spanien mit einer Ladung von ungeheuerm Werte, die er an der kaliforn. Küste kaperte.
Über den Großen Ocean und um das
Kap der Guten Hoffnung nach Europa zurückkehrend, erreichte er Plymouth 10. Sept. 1588. 1591 unternahm
er mit 5 Schiffen eine zweite Reise, mußte aber, da seine Mannschaft meuterte, in der Magalhãesstraße
umkehren und starb während der Rückfahrt über den Atlantischen Ocean im Febr. 1592.