Titel
Cavalcánti
,
1) Guido, einer der frühsten ital. Dichter, Sproß eines alten florentinischen Hauses, wurde in den 30er Jahren des 13. Jahrh. geboren. Er vermählte sich 1266 mit einer Tochter des Farinata degli Uberti, des Hauptes der florentinischen Ghibellinen, geriet aber dadurch in Händel mit dem Haupte der Guelfen, Corso Donati, wurde deshalb für einige Zeit nach dem ungesunden Ort Sarzana verbannt, kam dann krank nach Florenz [* 2] zurück und starb daselbst um 1300. Seine Gedichte, die aus Sonetten, Balladen und Kanzonen bestehen, stammen aus seiner frühern Lebensperiode und sind an ein junges Mädchen, Namens Mandetta, die er auf einer Pilgerreise nach Santiago in Spanien [* 3] zu Toulouse [* 4] kennen lernte, gerichtet.
Unter den Vorläufern
Dantes, der mit ihm bekannt war, und
Petrarcas gilt er mit
Recht wegen seiner Gedankentiefe
und
seiner Behandlung der
Sprache
[* 5] für den vorzüglichsten. Am berühmtesten hat ihn seine
Kanzone über die
Natur der
Liebe:
»Donna mi priega« gemacht, die ihrer Dunkelheit wegen acht verschiedene Kommentatoren gefunden hat. Bei seinen
Zeitgenossen stand er, als Anhänger der Epikureischen
Philosophie, im
Ruf eines
Atheisten. Seine Gedichte
sind besonders herausgegeben worden von Cicciapori (»Rime edite ed inedite di
G. Cavalcánti«
,
Flor. 1813).
Vgl. Ercole, Guido e le sue rime (Mail. 1885).
2) Giovanni, ital. Geschichtschreiber, schrieb »Istorie fiorentine«, den Zeitraum von 1420 bis 1452 umfassend (hrsg. von Polidori, Flor. 1838, 2 Bde.),
sowie
eine Abhandlung über
Cosimo de
Medicis
Verbannung und Zurückkunft:
»Della carcere etc.« (neue Ausg. 1867).
Machiavelli schöpfte
viel aus Cavalcánti.
3)
Bartolommeo, edler
Florentiner,
[* 6] geboren im
Oktober 1503, ergriff schon als
Jüngling das
Schwert gegen die Mediceer, in denen
er die Unterdrücker der
Freiheit seines Vaterlandes sah. Mit seiner Freiheitsliebe und
Tapferkeit hielt
seine Rednergabe gleichen
Schritt. Eine seiner
Reden, 1530 an seine
Soldaten gehalten, findet sich in
Sansovinos Sammlung. Als
nach
Alexanders Ermordung
Cosimo de' Medici den
Thron
[* 7] bestieg, verließ Cavalcánti
die
Heimat und lebte wahrscheinlich einige Zeit in
Ferrara,
[* 8] besuchte darauf
Frankreich und begab sich später nach
Rom,
[* 9] wo er von
Papst
Paul III. mit mehreren
wichtigen
Missionen betraut wurde. Er starb in
Padua.
[* 10] Seine »Rettorica« (Vened. 1559) ist
ein Lehrbuch der
Rhetorik nach streng
Aristotelischen
Grundsätzen. Die »Trattati sopra gli ottimi reggimenti delle reppubliche
antiche e moderne« (Vened. 1555, 1574) sind auch in die
»Classici italiani«
(Mail. 1805) aufgenommen worden.
Vgl. »Lettere di
Bartolommeo Cavalcánti«
(Bologna 1869).