Caulaincourt
(spr. kolängkuhr),
Armand
Augustin Louis de Caulaincourt
,
Herzog von Vicenza, franz.
Diplomat,
geb. zu Caulaincourt
, einem Dorfe im Depart.
Somme, nahm als
Kapitän am Feldzuge von 1792 teil, wurde aber darauf
als
Aristokrat eingekerkert. Nachdem der allgemeine Ruf zu den Waffen
[* 2] ihn befreit hatte, wurde er Grenadier, 1795 wieder
Kapitän und folgte 1796 als
Adjutant
General Aubert du Bayet nach
Konstantinopel.
[* 3] Nach der Rückkehr wurde
er Oberst eines Karabinierregiments, das er 1800 rühmlichst führte.
Bei der Thronbesteigung
Alexanders I. von Rußlaud als diplomat.
Agent nach
Petersburg
[* 4] geschickt, wußte er dessen Vertrauen
zu gewinnen. 1805 wurde er Divisionsgeneral; auch ernannte ihn Napoleon 1806 zum Großstallmeister. Er
ging 1807 als Gesandter nach
Petersburg, wo er am
Hofe und beim
Adel nicht die beste
Aufnahme fand, weil man ihm irrigerweise
die Verhaftung des
Herzogs von Enghien schuld gab. Dagegen
stand er bei
Kaiser
Alexander in hoher Gunst, wie er ihn 1808 auch
zum
Kongreß nach
Erfurt
[* 5] begleiten mußte. In diesem Jahre wurde Caulaincourt
zum
Herzog von Vicenza ernannt.
Als 1810 zwischen
Alexander und Napoleon Zerwürfnisse eintraten, suchte Caulaincourt
diese auszugleichen, und da dies mißlang,
bat er 1811 um Rückberufung. Dann mußte er 1812 dem
Kaiser nach
Rußland folgen, und
war in seiner
Begleitung auf
der Rückreise nach
Frankreich. Caulaincourt
schloß den Waffenstillstand zu Pläswitz. Auch bei dem unfruchtbaren
Kongreß
zu
Prag
[* 6] wirkte er als Abgesandter Napoleons. Im November übertrug ihm dieser das Ministerium des
Auswärtigen und schickte
ihn auf den
Kongreß zu Châtillon-sur-Seine, dessen ungünstiger Ausgang ihm später mit Unrecht zur
Last gelegt wurde.
Bei der Abdankung Napoleons ist es wohl C.s Einflusse auf Kaiser Alexander vorzüglich zuzuschreiben, daß jener Elba erhielt. Nach der Rückkehr Napoleons wieder zum Minister des Auswärtigen und zum Pair ernannt, versuchte er vergeblich, Beziehungen mit den europ. Mächten anzuknüpfen. Nach der Schlacht bei Waterloo [* 7] nahm er an den geheimen Beratungen der Kammern über die Abdankung Napoleons teil und wurde dann Mitglied der Regierungskommission. Nach dem zweiten Einzuge Ludwigs XVIII. ward er auf die Liste der Proskribierten gesetzt, auf Verwenden Alexanders aber gestrichen. Doch die ultraroyalistische Partei beschuldigte ihn fortgesetzt der Verhaftung des Herzogs von Enghien, obgleich er bewies, daß er sich zu jener Zeit zu Straßburg [* 8] befunden habe. Von öffentlicher Thätigkeit ausgeschlossen, starb er in Paris. [* 9] -
Vgl. Eilleraux (pseudonym Charlotte de Sov), Souvenirs du duc de Vicence (Par. 1837).