Titel
Cattăro.
1)
Bezirkshauptmannschaft in
Dalmatien, hat 678,47 qkm und (1890) 34807 E., darunter 2688 Militärpersonen: 9398 Häuser und 7667 Haushaltungen
in 16 Gemeinden mit 119 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Budua,
Castelnuovo, Cattaro
und Risano. –
2) Cattaro
, slaw. Kotor, lat. Ascrivium, Stadt und
Sitz der Bezirkshauptmannschaft Cattaro
sowie Grenzfestung, an der hintersten der sechs zusammenhängenden Meeresbuchten,
die man mit dem
Namen Bocche di Cattaro
bezeichnet, und am Fuße des
Berges Lovćen (1759 m) gelegen, ist Sitz eines kath. und eines
griech.
Bischofs, einer
Geniedirektion, eines Festungs- und Kriegshafen- sowie Platzkommandos, eines Militärgerichts
erster Instanz, des Kommandos der 94. Infanteriebrigade und hat (1890) 3329, als Gemeinde 5435 E., darunter viele Deutsche,
[* 3] in Garnison (1035 Mann) das 1.
Bataillon des 71. ungar. Infanterieregiments «Galgótzy»,
das 1.
Bataillon des 5. steir.-kärntn.
Festungsartillerieregiments «Freiherr von Rouvroy» und die 13. Compagnie des 1. Genieregiments «Kaiser Franz Joseph»; Post, Telegraph, [* 4] Dampferverbindung mit Triest, [* 5] Bezirksgericht (9 Gemeinden, 44 Ortschaften, 14205 E.), Artillerie-Zeugdepot, einen Dom mit einer Kapelle des heil. Trifon und zwei Glockentürmen, eine alte 1220 umgebaute kath. Kollegiatkirche im byzant. Stil mit Kuppel, ein Franziskanerkloster, Theater, [* 6] serbo-kroat. Staatsgymnasium, eine nautische Schule, zwei Volksschulen und ein Armenhaus. Am westl. Eingange des Meerbusens liegt die Festung [* 7] Castelnuovo (s. d.). Das 260 m über der Stadt landeinwärts gelegene Fort San Giovanni ist durch mehrere kleinere, auf Felsen erbaute Werke und Verteidigungsmauern mit der Stadt verbunden und sichert dieselbe gegen Überfälle der Bergvölker der Krivošije und Montenegros.
Von aus führt eine Fahrstraße nach Cetinje. – Cattaro
soll schon
vor der Eroberung der Gegend durch die
Römer
[* 8] (116
v. Chr.)
bestanden haben und wurde röm.
Kolonie. Nach dem
Untergange des Weströmischen
Reichs blieb Cattaro
gleich den andern Küstenstädten
unter der Oberhoheit von
Byzanz. Vom 13. Jahrh. bis 1368 stand Cattaro
unter dem Schutze
des Königs von
Serbien,
[* 9] von da an unter dem
Ungarns. Von den benachbarten
Großen bedrängt, unterwarf es sich 1420 der Republik
Venedig.
[* 10] Im Frieden zu
Campo-Formio 1797 kam es an
Österreich.
[* 11] Von 1797 bis 1805 gehörte Cattaro
zu
Italien
[* 12] und 1805–10 zu
Französisch-Illyrien.
Seit 1814 ist es österreichisch. Die Stadt wurde 1563 und 1667 durch
Erdbeben
[* 13] fast völlig zerstört;
die Umgegend ist unfruchtbar und liefert nur Öl und
Wein.
Bei den
Aufständen von 1869 und 1881/82 in
Dalmatien und der Krivošije
war Cattaro
der Hauptstützpunkt der
Österreicher.