Catinat
(spr. kattiná), Nicolas, Marschall von Frankreich, geb. zu Paris, [* 3] war anfangs Jurist, trat dann ins Militär ein und zeichnete sich bei der Belagerung von Lille [* 4] 1667 unter den Augen des Königs so aus, daß er als Leutnant zur Garde versetzt wurde. Er wohnte den Feldzügen von 1672 bis 1675 bei, ward 1676 zum Generalstab der Armee des Marschalls v. Rochefort versetzt und bald darauf zum Brigadier und Kommandanten in Dünkirchen, [* 5] sodann zum Generalinspektor der Armee und 1681 zum Maréchal de Camp befördert. 1686 wurde er von Ludwig XIV. gegen die Waldenser im südlichen Frankreich geschickt, ein Henkersdienst, der seiner sonst humanen Natur widersprach. Er wurde darauf 1687 Gouverneur von Luxemburg, [* 6] zeichnete sich 1689 als Generalleutnant bei der Belagerung von Philippsburg aus und erhielt den Oberbefehl in Jülich und Limburg [* 7] mit Louvois' Weisung, das Land völlig zu verwüsten (bien brûler).
Trotzdem verfuhr er so menschlich wie möglich. Den
Herzog von
Savoyen, der mit dem
Kaiser und mit
Spanien
[* 8] eine geheime
Allianz
geschlossen hatte, schlug er bei Staffarda, nahm
Susa, belagerte 1691
Nizza,
[* 9]
Carmagnola und das
Schloß
Montmelian und eroberte den größten Teil
Piemonts. 1693 für erfolgreiche
Verteidigung der
Dauphiné zum
Marschall von
Frankreich ernannt, vermittelte er den
Frieden zu
Turin
[* 10] und ging bald darauf als Befehlshaber eines
Korps nach
Flandern,
wo er
Ath eroberte. Seit dem
Frieden von
Ryswyk lebte Catinat
als Privatmann in
Paris,
bis ihm 1701 der Oberbefehl über die italienische
Armee im
Mailändischen
übertragen wurde. Am vom
Prinzen
Eugen bei
Carpi geschlagen, verlor er das
Kommando, befehligte 1702 aber wieder im Elsaß. Nachdem er bald darauf seinen
Abschied genommen, starb er auf seinem
Gut St.-Gratien bei St.-Denis. Catinat
war nicht bloß ein tapferer, umsichtiger
General, sondern auch ein wegen seiner
Humanität und Uneigennützigkeit achtungswerter
Charakter, daher auch bei
Volk und
Armee
sehr populär. Seine
Memoiren wurden 1819 veröffentlicht (Par., 3 Bde.).
Vgl.
Créqui,
Mémoires pour servir
à la
vie de Nicolas de Catinat
(Par. 1775).