Indessen mißlang der
Anschlag sowohl 1. Jan. als 5. Febr. 65; auch bei der Bewerbung ums
Konsulat für 63 fiel
er durch, indem
Cicero und
GajusAntonius gewählt wurden. Er hatte schon vorher eine große Zahl von Anhängern aus allen
Ständen
durch alle möglichen
Mittelan sich gezogen, besonders jungeMänner von vornehmer
Geburt, die aber gleich
ihm verschuldet und ohne Aussicht für die Zukunft waren. Indessen wurde
Cicero von dem Vorhaben Catilinas stets insgeheim
in Kenntnis gesetzt, er stellte ihn daher 21. Okt. 63 im
Senat zur
Rede, wobei er ihm die Einzelheiten seines
Anschlags vorhielt,
und als Catilina trotzig erwiderte, ermächtigte der
Senat die
Konsuln zu Ausnahmemaßregeln.
Als er darauf bei der Konsulwahl für 62 abermals durchfiel, entschloß er sich zum offenen
Krieg; in allen Teilen von
Italien
[* 5] waren schon Vorbereitungen getroffen, und namentlich in
Etrurien stand ein
Heer für Catilina bereit. Dagegen schickte der
Senat ebenfalls
Truppenabteilungen nach allen
Richtungen aus und traf in
Rom Sicherheitsmaßregeln. Als sodann Catilina in der
Nacht vom 6. zum 7. Nov. die Mitverschwornen von den getroffenen Vorbereitungen in Kenntnis gesetzt und einen vergeblichen
Mordversuch gegen
Cicero gemacht hatte, verließ er
Rom (von
Cicero in der ersten
CatilinarischenRede dazu aufgefordert) und
begab sich zu seinem
Heer nach
Etrurien, worauf er vom
Senat förmlich in die
Acht erklärt wurde.
Seine in
Rom zurückgebliebenen Genossen, namentlich der Prätor
CorneliusLentulus, Cethegus u. a., wurden durch schriftliche
Dokumente überführt, sodann im
Senat verhört und, als ihre
Schuld sich unleugbar ergab, in Gewahrsam genommen. Bei der am 5. Dez. im
Senat gehaltenen Beratung über ihre Bestrafung wurden die fünf Hauptführer, die man verhaftet hatte, trotz des
WiderspruchsCäsars zum
Tod verurteilt und noch in der
Nacht im Gefängnis erdrosselt. Catilina machte noch einen
Versuch, nach
Gallien zu entkommen,
was aber durch die Regierungstruppen vereitelt wurde, und sah sich nun zum
Kampf mit dem
Heer des
KonsulsAntonius genötigt, welcher indessen, da er selbst nicht ganz ohne Beziehungen zu Catilina war, wegen angeblicher
Gicht den Befehl dem
LegatenPetrejus überließ. In der nun folgenden
Schlacht bei
Pistoria im
Februar 62 fiel Catilina mit fast allen
seinen Leuten nach heldenmütiger Gegenwehr. Der
Aufstand wurde dann vollends mit Leichtigkeit unterdrückt.
Die Geschichte der
CatilinarischenVerschwörung ist von Sallust in seinem
»BellumCatilinarium« vortrefflich dargestellt worden.
Lucius Sergius, der Anstifter der nach ihm benannten Verschwörung, aus einer patricischen,
aber verarmten röm. Familie, geb. um 108 v. Chr., schloß sich als Jüngling an Sulla an und nahm 82 v. Chr. in grausamer und
habsüchtiger Weise Anteil an der Ausführung der von diesem verhängten Ächtungen. Er schreckte vor keinem Verbrechen zurück;
seine Entschlossenheit, sein militär. Talent, seine Menschenkenntnis, eine fast dämonische Gewalt über
die Menschen machten ihn in einer Zeit des tiefsten sittlichen und polit.
Verfalls zum geeignetsten Führer eines Bundes zum Umsturz des Bestehenden. Im J. 68 war er Prätor und verwaltete dann 67–66
die ProvinzAfrika, die er in so schamloser Weise bedrückte und ausbeutete, daß Gesandte der Provinz im
Senat über ihn Beschwerde führten und infolgedessen seine Bewerbung um das Konsulat für das J. 65 zurückgewiesen wurde.
Eine von ihm noch 66 angestiftete Verschwörung zum Umsturz der Verfassung wurde durch zufällig eingetretene Hindernisse
vereitelt. Catilina gab jedoch seinen Plan nicht auf.
Von der Anklage wegen der Erpressungen in Afrika freigesprochen, erschien er 64 wieder unter den Bewerbern
um das Konsulat, jedoch ohne Erfolg. Es wurden M. TulliusCicero und neben ihm CatilinaAntonius, ein Gesinnungsgenosse des Catilina, zu
Konsuln gewählt; doch Cicero trat diesem die ihm selbst zugefallene reiche Provinz Macedonien ab und gewann ihn dadurch.
Noch zögerte Catilina, der für das nächste Jahr das Konsulat zu erlangen hoffte, mit der Ausführung seines Vorhabens. Endlich
am Tage der neuen Wahlen, die bis zum 28. Okt. 63 verschoben worden waren, sollte mit der Ermordung Ciceros, des gefährlichsten
Gegners, der Anfang gemacht werden. Aber Cicero, durch Fulvia, die Geliebte eines der Verschworenen, benachrichtigt,
hatte sich schon 21. Okt. außerordentliche Vollmachten zum Schutze des Staates übertragen lassen und erschien bei den Wahlen
von einer Schar gerüsteter Ritter umgeben, sodaß die Verschwörer nichts zu unternehmen wagten; die Wahl selbst fiel abermals
für Catilina ungünstig aus. ^[]
Jetzt ließ Catilina
durch einen Sullanischen Veteranen, den CenturioL.Manlius, in Etrurien die Fahne der Empörung
aufpflanzen. In der Nacht vom 6. bis 7. Nov. versammelte hierauf Catilina seine Genossen und eröffnete ihnen seine Absicht, sich,
sobald Cicero getötet sein würde, was am Morgen des 7. Nov. geschehen sollte, in das Lager
[* 8] des Manlius bei
Fäsulä (jetzt Fiesole) zu begeben; die Zurückbleibenden sollten Rom anzünden, die feindlichen Senatoren und Bürger ermorden.
Auch hiervon erhielt CiceroKunde.
Als der Ritter Cornelius und der Senator Varguntejus, die es übernommen hatten, ihn bei einem Besuche zu ermorden, an seiner
Thür erschienen, wurden sie abgewiesen. In der Senatssitzung, die am Tage darauf gehalten wurde, wagte
Catilina zu erscheinen. Da trat Cicero gegen ihn mit einer heftigen und drohenden Rede (der sog. ersten Catilinarischen) auf. C.s
Verteidigung wurde nicht mehr angehört. Doch wagte der Konsul immer noch nicht, thätlich gegen Catilina einzuschreiten,
sondern ließ ihn ungehindert aus der Stadt ziehen, worauf Catilina mit Manlius geächtet und der Konsul Antonius
an der Spitze eines Heers gegen die Aufrührer gesendet ward. Die Rüstungen,
[* 9] die Cicero in der Stadt anordnete, und die Erwartung,
daß Catilina vor Rom rücken werde, bewogen Lentulus, der nach C.s Weggang die Leitung der Verschwörung übernommen hatte,
zu zögern; endlich ward der Ausbruch für die Nacht der Saturnalien(17. Dez. 63) festgesetzt.
Cicero kam ihnen jedoch zuvor. Gesandte des kelt. Stammes der Allobroger, die bei dem Senat Beschwerden angebracht hatten, waren
von Lentulus, der durch sie ihr Volk zur Empörung zu bewegen hoffte, in das Geheimnis eingeweiht worden,
hatten aber Cicero alles entdeckt. Dieser wies sie an, sich von den Häuptern der Verschworenen Briefe mitgeben zu lassen,
als wenn sie deren zum Ausweis bei ihrem Volke bedürften. Dies geschah; die Gesandten reisten mit den Briefen ab und wurden
dann unweit der Stadt auf CicerosAnordnung angehalten und zurückgeführt. Am 3. Dez. versammelte Cicero den
Senat.
Dahin wurde Lentulus und andere Verschworene, die am Morgen verhaftet worden waren, gebracht und bald durch die Aussagen
der Allobroger sowie durch ihre eigenen Schreiben überführt. Cicero berief dann 5. Dez. den Senat, damit er über das Verfahren
gegen die Gefangenen Beschluß fasse; er selbst empfahl (in der vierten Catilinarischen Rede), wenn auch
nicht direkt und bestimmt, die sofortige Hinrichtung derselben zu beschließen, und der Senat erklärte sich, trotz CäsarsWiderspruch, dafür, obgleich ein solcher Beschluß verfassungswidrig war, da es dem Senat keineswegs zukam, über einen
röm. Bürger das Todesurteil auszusprechen.
Noch am Abend desselben Tages ward die Hinrichtung in dem unterirdischen Gefängnis am Fuße des Kapitols
vollzogen. Die zwei von Catilina zusammengebrachten, aber mangelhaft bewaffneten Legionen lösten sich zum Teil auf. Mit dem Reste
versuchte Catilina sich nach Gallien durchzuschlagen, wurde aber im Jan. 62 bei Pistoria (jetzt Pistoja) von zwei
Heeren, dem des Q. Metellus, der von Ariminum (Rimini) herbeigerückt war, und dem des Antonius, eingeschlossen. Es kam zur
Schlacht zwischen Catilina und dem Heere des Antonius; von beiden Seiten ward mit der höchsten Erbitterung gefochten. Catilina selbst stürzte
sich, als er die Schlacht verloren sah, mitten in die Feinde und fand so denTod. Die Geschichte der Catilinari-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
schen Verschwörung ist von Sallustius (s. d.) in «De conjuratione Catilinae» dargestellt worden. –